Österreichischer Dokumentarfilm, der die zeitlosen Fragen von Moral und Menschlichkeit
aufwirft, erlebte beim Jerusalem Film Festival 2016 seine Israel-Premiere.
Tel Aviv/Wien (bmeia) - Das seit 1984 alljährlich stattfindende Jerusalem Film Festival zählt
zu den bedeutendsten Filmfestivals Israels und lockt ein stetig wachsendes Publikum an. Österreich ist beim
Festival traditionell stark vertreten und so erlebte der österreichische Dokumentarfilm „A German Life“ am
9. und 10. Juli 2016 - mit Unterstützung des Österreichischen Kulturforums Tel Aviv - beim diesjährigen
Festival seine Israel-Premiere. Die vier Regisseure Christian Krönes, Florian Weigensamer, Roland Schrotthofer
und Olaf S. Müller (von denen die beiden Erstgenannten am Festival teilnahmen und sich den Fragen des Publikums
stellten) erzählen in ihrem Dokumentarfilm die Geschichte von Brunhilde Pomsel, der Sekretärin von Nazi-Propagandaminister
Joseph Goebbels. Der Film hatte im Mai 2016 beim Festival „Visions du Réel“ in Nyon seine Weltpremiere und
wurde auch - sehr erfolgreich - beim Filmfest München gezeigt. Die Israel-Premiere war für alle Beteiligten
etwas Besonderes - und beide Vorstellungen restlos ausverkauft. In diesem eindrucksvoll gestalteten Film schildert
die heute 105 Jahre alte Brunhilde Pomsel auf klare und überlegte Weise ihre ganz persönliche Sicht der
damaligen Geschehnisse. Sie nimmt die ZuseherInnen in eine Welt mit, in der Propaganda, Manipulation und Gleichgültigkeit
eine große Rolle spielten. So wird auf subtile Weise das subjektive Zeugnis einer Einzelnen im Tumult der
Zeiten sicht- und spürbar. In den Diskussionen nach den beiden Filmvorführungen wurden die Regisseure
v.a. für die Filmtechnik wie auch für ihre Entscheidung, den Film in Schwarz-Weiß zu drehen, gelobt.
Freilich wurde auch die Frage nach der Verantwortung und dem damaligen Wissen bzw. Nichtwissen(wollen) diskutiert
- und mögliche Parallelen zur heutigen Zeit gezogen. Der Film bzw. die Aussagen von Brunhilde Pomsel legen
nämlich nahe, dass die Gefahr des Faschismus nach wie vor lauern würde. „A German Life“ wird in weiterer
Folge in den USA gezeigt und seine Österreich-Premiere voraussichtlich im Herbst im Rahmen der Viennale feiern.
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