Satire von Goya bis Grosz von 30. Juli - 20. November 2016 im Rupertinum
Salzburg (mdm) - Mit spitzer Feder auf den Punkt gebracht: In der Ausstellung Bildwitz und Zeitkritik präsentiert
das Museum der Moderne Salzburg Meister der Gesellschaftskritik. Dazu wartet das Museum mit Werken aus eigenen
Beständen von Francisco de Goya über Honoré Daumier und William Hogarth bis hin zu George Grosz
auf. Der renommierte Künstler Dan Perjovschi erarbeitet eigens für die Ausstellung eine Installation
im neueröffneten Rupertinum.
Während die Meinungsfreiheit an vielen Orten dieser Welt auf gewalttätige Weise in Grenzen gewiesen wird,
widmet sich das Museum der Moderne Salzburg im Rupertinum einer Kunstform, die sich die Gesellschaftskritik auf
die Fahnen geschrieben hat: der Satire. In den neu gestalteten Ausstellungsräumen auf Ebene [1] wird anhand
von über zweihundert Werken aus der eigenen Sammlung gezeigt, wie Künstler von Francisco de Goya bis
George Grosz den Bildwitz als Mittel der Zeitkritik eingesetzt haben. "Es ist eine besondere Freude, die Neueröffnung
des Rupertinum mit dieser Ausstellung zu feiern. Provokation, Spott und ein messerscharfer Blick auf gesellschaftliche
Missstände vereinen die Künstler, die mit ihren Werken Maßstäbe gesetzt haben, die bis heute
gültig sind", so Sabine Breitwieser, Direktorin am Museum der Moderne Salzburg. "Ich freue mich
besonders, dass wir Dan Perjovschi für eine Installation im Atrium gewinnen konnten, der eine aktuelle Sicht
auf die Thematik einbringen wird."
"Die Karikatur war immer schon ein probates Mittel, Spott mit den Mächtigen zu treiben und Probleme in
der Gesellschaft aufzuzeigen. Eine der beliebtesten Formen war die gesellschaftskritische Karikatur, die sich vor
allem seit dem 18. Jahrhundert in Großbritannien und Frankreich großer Beliebtheit erfreute",
erläutert die Sammlungsleiterin und Kuratorin der Ausstellung Beatrice von Bormann. Die Druckgrafik war aufgrund
ihrer Möglichkeiten der Vervielfältigung das bevorzugte Medium für die Satire.
Francisco de Goya bediente sich in seinen grafischen Zyklen des Grotesken und Fantastischen als Ausdrucksmittel.
Während Goya und William Hogarth Radierungen anfertigten, konnte Honoré Daumier bereits auf das raschere
Verfahren der Lithografie zurückgreifen. Zeitschriften wie La Caricature und Le Charivari in Frankreich, Punch
in Großbritannien und die Fliegenden Blätter oder später Simplicissimus in Deutschland spielten
eine zentrale Rolle bei der Verbreitung von Karikaturen.
Immer wieder gerieten Künstler aufgrund ihrer Karikaturen in Schwierigkeiten - so etwa Daumier, den seine
Karikaturen des Königs Louis-Philippe für sechs Monate hinter Gitter brachten. Fast ein Jahrhundert später
wurde George Grosz wegen "Beleidigung der Reichswehr" und "Angriffs auf die öffentliche Moral"
zu hohen Geldstrafen verurteilt. Während des nationalsozialistischen Regimes wurde Systemkritik nicht nur
unmöglich gemacht, sondern den Künstlerinnen und Künstlern drohten Berufsverbote und Verfolgung.
So konnte aus beißendem Humor bitterer Ernst werden.
Entlang verschiedener Themen wird in der Ausstellung die ganze Vielfalt der Satire in der Grafik gezeigt - von
politischen Themen über Geschlechterrollen bis hin zu Alltagsthemen. Durch die Gegenüberstellung von
Werken unterschiedlicher Epochen wird deutlich, wie sich über die Zeit hinweg bestimmte Themen wiederholten
und somit auch nie an Aktualität eingebüßt haben. Nur die politische Satire scheint davon ausgenommen
und bedarf einer Kontextualisierung. Satire bleibt bis heute eine feine Gratwanderung zwischen Spott und Beleidigung,
was in der Ausstellung an einigen zeitgenössischen Beispielen deutlich wird.
Den Auftakt der Ausstellung bildet eine eigens erarbeitete Installation des Künstlers Dan Perjovschi, die
das Atrium mit den Ausstellungsräumen verbindet. In seiner Arbeit überträgt Perjovschi die Zeitkritik
als Mischung aus Zeichnung, Cartoon und Graffiti direkt auf die frisch renovierten Wände des Museums. Indem
er politische, soziale und kulturelle Tagesthemen verarbeitet, stellt der rumänische Künstler einen Aktualitätsbezug
in seiner gezeichneten Gesellschaftskritik her. Durch eine Simplifizierung in seinen Zeichnungen versucht er, eine
mögliche Verwirrung im Verständnis zu vermeiden und seine Improvisationsfreiheit nicht einzuschränken.
Dan Perjovschi (1961, Sibiu, RO - Bukarest, RO) hatte unter anderem Ausstellungen im Museum of Modern Art (MoMA)
in New York, der Tate Gallery of Modern Art in London und im Museum Ludwig in Köln.
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