Unternehmen grundsätzlich optimistischer, aber Unsicherheitsfaktoren weiterhin hoch –
Ein Drittel der Betriebe plant zusätzliche Arbeitsplätze
Wien (pwk) - „Derzeit gibt es aus Sicht der heimischen Unternehmen eine Aufhellung der Geschäftsaussichten,
aber auch weiterhin Zurückhaltung bei den Investitionen. Der Fokus der kommenden 12 Monate liegt weiter auf
Ersatzinvestitionen und nicht auf Neuinvestitionen. Gezielte Investitionsimpulse sind deshalb der interessenpolitische
Schwerpunkt der WKO“, betont Christoph Schneider, Leiter der Wirtschaftspolitischen Abteilung der WKÖ, am
15.07. im Rahmen der Präsentation des Wirtschaftsbarometers, der Konjunkturumfrage der WKÖ. Demnach geben
nur 37 % der Unternehmen Neuinvestitionen als Hauptmotiv für ihre geplanten Investitionen an. Rund 30 % der
Befragten planen für die kommenden 12 Monate keine Investitionen. Dabei, so Schneider, zeige sich, dass die
allgemeine Stimmung zum Wirtschaftsklima deutlich negativer sei, als die zukünftigen Geschäftsaussichten
der Unternehmen.
„Die Ergebnisse bestätigen die Trendwende, die sich bereits in der Umfrage vor einem halben Jahr abzeichnete.
Die Entwicklung sollte dieses Mal mehr als eine reine Seitwärtsbewegung sein. Die Geschäftsaussichten
sind deutlich positiver. Der Saldo aus positiven und negativen Antworten ist für die meisten Indikatoren –
Auftragslage, Beschäftigung, Umsätze - deutlich positiver. Zuletzt sind jedoch neue Herausforderungen
und Risikofaktoren hinzugekommen, wie das Brexit-Votum und die Unsicherheit auch bei den Banken in Europa“, analysiert
Schneider. Wichtig sei, dass man sich nun umso mehr über eine kluge Ausgestaltung der Rahmenbedingungen Gedanken
mache. „Die Unternehmen haben das Start-up Paket registriert und sehen damit eine neue Herangehensweise. Einen
New Deal einzugehen, bedeutet, eine umfassende Standortpolitik zu betreiben. Und hier geht es insbesondere um den
Bereich der Steuer- und Abgabenbereich und Maßnahmen für eine Gegenfinanzierung von Konjunkturimpulsen.
Eine degressive Abschreibung wäre nun eine goldrichtige Maßnahme zum richtigen Zeitpunkt, die Staatsreform
ein längst überfälliger Punkt mit einem Bündel von rasch umsetzbaren Maßnahmen in der
Schublade“, betont Schneider.
In Hinblick auf die Standortsicherheit und eine dringend benötigte Zunahme der Investitionstätigkeit
sei die Umsetzung eines Beteiligungsfreibetrags und weiterer Maßnahmen zur Stimulierung von Investitionen
umgänglich. „Experten fürchten nach dem Brexit eine Kapitalflucht. Investoren, die künftig möglicherweise
einen Bogen um Großbritannien machen, sollen aufgrund attraktiver Rahmenbedingungen auch nach Österreich
kommen“, so der WKÖ-Experte.
Wirtschaftsbarometer im Detail
Trotzdem sei es erfreulich, dass zum ersten Mal Anzeichen einer Erholung sichtbar sind.
Deutlich soll sich die Lage bei Aufträge und Inlandsumsätzen verbessern: Die Zahl jener Unternehmen die
gegenüber der Herbstumfrage mit einer positiven Auftragslage rechnen, hat sich auf nunmehr 46 Prozent verdoppelt.
Weitere 4 von 10 Unternehmen sehen für das kommende Jahr eine gleichbleibende Auftragslage. Ausschlaggebend
hierfür sind die inlandsorientierten Wirtschaftszweige. Insbesondere die Dienstleistungen, aber auch die Bauwirtschaft
äußern sich zunehmend optimistisch. Diese Entwicklung kompensiert die sich zuletzt eingetrübten
internationalen Aussichten. Die Exportumsätze befinden sich zwar weiterhin auf hohem Niveau, fallen aber nicht
mehr ganz so optimistisch aus wie im Herbst.
„Die Aufhellung der Erwartungen der Unternehmen sollte sich in einer stärkeren Belebung der gesamtwirtschaftlichen
Entwicklung der österreichischen Wirtschaft widerspiegeln. Diese Erholung ist vor dem Hintergrund der nur
sehr schwachen Entwicklung des BIP-Wachstums von jeweils unter 1 % in den vergangenen vier Jahren zu sehen, so
Schneider.
Zurückhaltung bei Investitionen
Nach Angaben der Unternehmen zu ihren Investitionsplänen wird die Konjunkturentwicklung auch im kommenden
Jahr von schwachem Investitionswachstum geprägt sein. Die Investitionsbereitschaft der Unternehmen verharrt
auf geringem Niveau und ist per Saldo weiterhin im negativen Bereich. Die vergangenen Jahre waren bereits von einer
massiven Investitionszurückhaltung geprägt. Investitionen sind nicht nur aktuell für mehr Wachstum
entscheidend, sondern auch für das langfristige Wachstumspotenzial einer Volkswirtschaft. 63 % der Respondenten
geben als Motiv für Investitionen hauptsächlich Ersatzinvestitionen an. 37 % der befragten Unternehmen
planen, Neuinvestitionen zu tätigen. Ein nicht realisierter Aufholbedarf an Investitionen, insbesondere Neuinvestitionen,
hemmt die Beschleunigung von Wachstum und Beschäftigung.
Beschäftigung – ein Drittel will Personal aufstocken
Hier zeigt sich: Die verbesserte Auftragslage und Kapazitätsauslastung bringen neue Impulse für Beschäftigungsaufbau.
Der Erwartungssaldo erreicht einen neuen Höchststand von 20 wie zuletzt im Frühjahr 2011, die Unternehmen
planen überwiegend, die Beschäfti¬gung konstant zu halten (53 %). Rund ein Drittel rechnet damit,
Personal aufzustocken. Treiber der positiveren Entwicklung sind die großen Unternehmen, die am häufigsten
die Absicht äußern, die Beschäftigung in den nächsten 12 Monaten auszubauen. „Diese Zahlen
korrelieren mit den Wünschen der heimischen Unternehmen, nach einer Absenkung der Lohnnebenkosten. Insbesondere
für kleine und mittlere Betriebe ein extrem wichtiges Thema, da es offensichtlich für diese aktuell am
Schwierigsten ist, eine gewinnbringende Balance aus Auftragsplus und Mitarbeiterplus zu generieren und diese stattdessen
eher in einer „wait and see“-Position sind“, so Schneider abschließend.
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