Schultes: Bauerneinkommen seit 2011
 um ein Drittel gesunken

 

erstellt am
15. 07. 16
11:00 MEZ

Minus 10.224 Euro im Durchschnitt pro Betrieb - LK-Präsident: Dramatik ist groß
Wien (lk-oe) - "Im Vergleich zu 2011 sind die Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft im Jahr 2015 im Durchschnitt aller Betriebe nominell um 10.224 Euro beziehungsweise mehr als ein Drittel zurückgegangen. Den nominell größten Verlust mussten mit rund 21.000 Euro die Marktfruchtbetriebe hinnehmen - das ist fast um die Hälfte weniger als im Jahr 2011. Ursachen sind negative Folgen des Klimawandels mit Dürreperioden, Überschwemmungen, Frost und Stürmen über mehrere Jahre hinweg sowie der russische Lebensmittel-Importstopp", schlägt Hermann Schultes, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, Alarm. "Die Dramatik ist groß. Es geht längst nicht mehr nur um die Bauern. Denn jetzt können Landwirte weder konsumieren noch investieren, und es fehlt ihnen auch an Liquidität. Die Folgen treffen Arbeitsplätze und die Wirtschaft im gesamten ländlichen Raum. Landwirte, die in ihre Produktion investieren, weil die Menschen auch in Zukunft unsere Lebensmittel brauchen, erleben jetzt harte Durststrecken, wenn sie Kredite zu bedienen haben. Liquiditätshilfen, Kredite mit Bundeshaftung und Kostenentlastungen sind jetzt aus volkswirtschaftlichen Gründen notwendiger denn je", verdeutlicht Schultes.

"Die Abwärtsspirale droht sich auch 2016 weiter fortzusetzen. Nicht nur die Preise für Milch und Fleisch sind seit Monaten sehr niedrig, auch bei Getreide, Ölsaaten, Zuckerrüben und Rindfleisch werden die Einkommen sehr gering sein. Nimmt man die Frostschäden des späten Frühjahrs dazu, fehlen den Bäuerinnen und Bauern im heurigen Jahr zwischen 700 und 800 Mio. Euro", warnt Schultes.

Entlastung bei SVB-Quartalszahlung ist wichtiger Schritt, aber nicht genug
"Weltweit ist die Wirtschaft in einer schwierigen Situation. Europäische Exporteure finden nicht genug gute Absatzmärkte und dieser Wettbewerbsdruck trifft jetzt unsere hochwertigen Produkte und bewirkt einen dramatischen Rückgang der bäuerlichen Einkommen", beklagt der LK-Präsident, der die kürzlich im Ministerrat beschlossene Aussetzung einer SVB-Quartalszahlung für die Bauernfamilien grundsätzlich begrüßt, aber zu bedenken gibt: "In der Ministerratsvereinbarung ist 'nach Veränderung der Marktlage' von der 'Wiederauffüllung der Rücklagen' bis zum Jahr 2019 die Rede. Dabei geht der Ministerrat von einer deutlichen Verbesserung der wirtschaftlichen Entwicklung der Landwirtschaft in naher Zukunft aus. Er hat jedoch offen gelassen, wie die Versichertengemeinschaft die Auffüllung der Reserven vornehmen wird", so Schultes.

Der LK-Präsident ist von der Notwendigkeit weiterer Maßnahmen überzeugt und erneuert seine Forderungen für ein klares Bekenntnis der öffentlichen Hand zu heimischen Lebensmitteln, für Reformen zur Förderung nachwachsender Rohstoffe sowie für den Ausbau der bestehenden Ernteversicherung zu einer umfassenden Risikoabsicherung.

Milchmarkt: Kommission öffnet Chance für Verarbeiter und Bauern
Effiziente Unterstützung fordert Schultes auch für die derzeit extrem angespannte Preissituation auf dem Milchmarkt. "Die Europäische Kommission hat die Chance eröffnet, dass Verarbeiter und Bauern über eine abgestimmte Milchmenge reden. Nun muss auch in Österreich diese Chance rasch ergriffen werden, damit der Druck auf den Milchpreis reduziert werden kann. Jetzt werden Werte in gewaltigem Ausmaß vernichtet. Das gefährdet die Existenz der Milchbauern, bringt die Verarbeiter enorm unter Druck und hilft auch nicht dem Handel, da der Konsum selbst bei sinkenden Preisen nicht wächst. Daher brauchen wir rasch Gespräche und Ergebnisse, sowohl in der EU als auch in Österreich", verlangt der LK-Präsident.

Treibstoff von Steuern entlasten
"Österreichs Bauern zahlen im EU-Vergleich die höchsten Steuern für den Treibstoff Diesel für ihre Landmaschinen. Die anderen EU-Länder kennen steuerliche Entlastungsmodelle für die Landwirtschaft. Diese Modelle reichen von einem eigenen - gefärbten -steuerermäßigten oder steuerbefreiten Produkt, wie in Frankreich oder Kroatien, bis hin zu Vergütungs- oder Erstattungsmodellen. Wir müssen dringend Österreichs Landwirtschaft von einer Sonderlast befreien", plädiert Schultes.

 

 

 

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