Fotografien von Edson Chagas und eine Gruppenschau zum „Wert von Kunst“
Wien (kunsthaus wien) Das Kunst Haus Wien, ein Museum der Wien Holding, präsentiert von 14. Juli bis
30. Oktober 2016 in den Projekträumen Galerie und Garage zwei neue Ausstellungen mit internationalen Positionen.
„Found Not Taken“ von Edson Chagas dokumentiert die verdeckte Seite der Warenwelt, „Abfallwert steigend“ versteht
sich als Diskussionsraum für Kunstobjekte und den Wert von Arbeit.
Gebrauchsgegenstände im Fokus
„Found Not Taken“ ist die erste Einzelausstellung in Österreich des bereits international beachteten Fotografen
Edson Chagas (*1977). Der aus Angola stammende Künstler wurde für die gleichnamige Fotoserie „Found Not
Taken“ 2013 mit dem Goldenen Löwen der Biennale von Venedig ausgezeichnet. Die wie abstrakte Bildzeichen wirkenden
Aufnahmen von weggeworfenen Objekten und Gebrauchsgegenständen, die Chagas minimalistisch vor ausgesuchten
Straßenhintergründen arrangiert und ablichtet, dokumentieren die verdeckte Seite der Warenwelt. Chagas
thematisiert das ansteigende Konsumverhalten seiner Heimatstadt Luanda – nach Beendigung des Bürgerkriegs
2002 ist Angola das Land der am schnellsten wachsenden Wirtschaft Afrikas. Darüber hinaus resultiert das Projekt
aus Chagas‘ Interesse an urbanen Lebensräumen. Neben Luanda ging er auch in Newport und in London der Frage
nach, was diese Räume über das Konsumverhalten ihrer BewohnerInnen verraten. Die Ausstellung wurde von
Sophie Haslinger kuratiert.
Vier Positionen als Diskussionsraum für Kunstobjekte
„Abfallwert steigend“ titelt die von Barbara Holub kuratierte Zusammenstellung künstlerischer Arbeiten,
die einen Diskussionsraum formen, der sich mit dem Wert von Arbeit beschäftigt. Vier repräsentative internationale
Positionen an der Schnittstelle von Kunst, Ökologie und Ökonomie verweisen unterschiedlich auf die materiellen
Auswirkungen des Kreislaufs von Konsum, Abfall, Entsorgung, Recycling auf unsere soziale und natürliche Umwelt.
Die Installation „White Trash no5“ (2008-2016) von Folke Köbberling/Martin Kaltwasser (D) ist ein aus Abfallholz
und Spachtelmasse vergrößert gebauter Audi Q7, der – in seine Einzelteile zerlegt – seinen letzten Auftritt
hat. Dan Peterman (USA) arbeitet in installativen Projekten an der Schnittstelle von Kunst, Ökologie und Ökonomie.
Mit der Weiterverarbeitung von recycelten Materialien wirft er Fragen nach der gesellschaftlichen Funktion von
Kunst auf und gründete die „experimental station“ in der sozial benachteiligten Southside von Chicago. Für
die Ausstellung richtete Peterman eine Werkstatt ein, wo er „Mobile Models (bicycle joints and bamboo)“ (2016)
baut: Die Materialien, heimisch geernteter Bambus und ausrangierte Fahrradrahmen, – eine Pflanze und eine Maschine
– repräsentieren ökologisch komplexe Interaktionen in einer Welt, die durch menschliche Eingriffe zunehmend
destabilisiert wird.
Das Künstlerduo RELAX (CH/F) ist mit „(human) resources / human (resources)“ (2016) in der Ausstellung vertreten.
Die in Form von zwei Plakaten installierte Arbeit thematisiert „die breit akzeptierte, nicht kritisierte Wort-Verbindung
von Menschen und Ressourcen als Ausdruck von Verwertbarkeit“. transparadiso (A) befassen sich in ihren künstlerischen
und urbanistischen Projekten vielfach mit dem Aspekt der „Umwertung“ von vorhandenen Materialien und deren unterschätzten
Potentialen. Das für die Ausstellung entstandene Objekt „neuwertig“ (2016) setzt Wert-Begriffe aus Buchstaben
ausrangierter Computertastaturen auf eine nicht mehr benötigte Auto-Heckscheibe, die in der Installation auf
eine Art Schaltpult verweist.
Die beiden Ausstellungen sind bis 30. Oktober 2016 im Kunst Haus Wien zu sehen.
Workshop mit Dan Peterman
Für die Ausstellung „Abfallwert steigend“ richtet der Künstler Dan Peterman im Kunst Haus Wien eine
Werkstatt ein, wo er seine neue Arbeit „Mobile Models (bicycle joints and bamboo)“ fertigt. Aus den Knotenpunkten
kaputter Fahrradrahmen und frisch geerntetem Bambus entsteht eine Skulptur in Form einer Netzwerk-Wolke. Daher
steht der Künstler am 14. Juli von 15 bis 18 Uhr im Rahmen seines Workshops im Kunst Haus Wien für Diskussionen
mit BesucherInnen zu Verfügung.
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