Gesamtkosten von 43 Milliarden Euro für die gesamte Betriebszeit
Somerset/Linz (lk) - Noch vor dem Brexit entwickelten sich die Gesamtkosten des britischen AKW-Projektes
Hinkley Point dramatisch: Laut aktueller Schätzung der britischen Regierung belaufen sich die gesamten Laufzeitkosten
auf mittlerweile 43 Milliarden Euro, das wären mehr als doppelt so hohe Kosten wie aus einer Hochrechnung
noch vor einem Jahr hervorging. Diese Laufzeitkosten beinhalten noch nicht die Baukosten, sondern stellen die Gesamtausgaben
für den Betrieb von Hinkley Point C in der gesamten Laufzeit dar. Diese ergeben sich aus der Differenz des
mit dem Betreiber EdF vereinbarten Abnahmepreises für den Strom und dem prognostizierten Strommarktpreis.
Mit dem Absinken des Pfund in den vergangenen beiden Wochen und der wachsenden wirtschaftlichen Instabilität
in Großbritannien durch die verheerenden Folgen des Brexit steigt die Verunsicherung auch bei den potentiellen
Investoren weiter an.
Durch das weitere Absinken des Strom-Großhandelspreises steigen die Gesamtkosten des Atomprojekts. Je geringer
die Erträge am Markt für die in Hinkley Point C produzierte Energie, desto größer ist die
Differenz zum garantierten Abnahmepreis von 92,50 Pfund plus Inflationsausgleich pro Megawattstunde und desto höher
sind die Gesamtkosten für die öffentliche Hand, die diese Differenz durch den „contract for difference“
übernehmen will. Zwar beteuern die Betreiber des Projektes, dass diese Kosten nicht zu Lasten der Stromkund/innen
erfolgen, aber wer sonst wird die gigantischen Kosten wohl bezahlen müssen, wenn nicht Stromkund/in oder Steuerzahler/in?
Bis heute sind die Investitionsverträge nicht unterzeichnet, die Investoren werden immer nervöser, auch
bei EdF zweifeln immer mehr Entscheidungsträger angesichts der Erfahrungen mit enormen Bauverzögerungen
und Kostenerhöhungen beim französischen AKW-Projekt Flamanville sowie wegen der unsicheren Lage in Großbritannien
nach dem Brexit an dem Projekt und treten für einen Abbruch ein. Zudem entscheidet der EuGH in den nächsten
Monaten über die Nichtigkeitsklage Österreichs, die die Zulässigkeit hoher Subventionen für
Atomstrom als Widerspruch zum Wettbewerbsrecht anficht.
Oberösterreichs Umweltlandesrat Rudi Anschober: „Die neuen Schätzungen der Gesamtkosten zeigen neuerlich
und besonders dramatisch auf, dass die Stromerzeugung durch erneuerbare Energieträger mehrfach preisgünstiger
wäre und dass Hinkley Point C ohne enorme Milliarden-Subventionen nicht umsetzbar ist. Die Entscheidung über
die Zulässigkeit der Milliardensubventionen ist ein Präjudiz für alle derzeit in Planung befindlichen
Atomprojekte, auch jene direkt an der österreichischen Grenze in Dukovany und Temelin. Gelingt uns das Stoppen
von Hinkley Point, dann haben wir gleichzeitig auch den Ausbau von Dukovany und Temelin gestoppt."
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