Wien (rk) - Im ersten Halbjahr 2016 übertrafen die Gästenächtigungen in Wien ihre Vergleichswerte
aus dem Vorjahr: 6,6 Millionen Gästenächtigungen bedeuten ein Plus von 4,9 % gegenüber Jänner
bis Juni 2015. Einen Höchststand gibt es auch beim derzeit für Jänner bis Mai bekannten Netto-Nächtigungsumsatz
der Wiener Hotellerie, wenngleich dieser weniger stark wuchs als die Nächtigungen: Mit 253 Millionen € übertrifft
er den vorjährigen Vergleichswert um 3,4 %.
„Im ersten Halbjahr hat Wiens Tourismuswirtschaft heuer mit 6.640.000 Nächtigungen und einem Plus von 4,9
% einen neuen Bestwert geschafft“, berichtet Tourismusdirektor Norbert Kettner anlässlich der Pressekonferenz
des WienTourismus am 25.07. „Trotz fordernder geopolitischer Rahmenbedingungen und weiterhin drastischer Rück¬gänge
aus Russland – nunmehr auf Platz 9 in Wiens Nächtigungsstatistik –konnte Wien den Vorjahreswert übertreffen.
Unter den 30 nächti¬gungsstärksten Ländern weisen im ersten Halbjahr 21 Zuwächse aus, 7
Länder brachten dabei zweistellige Zuwachsraten. 9 erreichten ihr Ergebnis aus 2015 nicht. Einen Höchststand
dürfen wir auch beim Netto-Nächtigungsumsatz der Hotellerie erwarten, wenngleich dessen Wachstum etwas
geringer ausfiel als bei den Nächtigungen: Bis Mai ergibt sich mit 253.246.000 € ein Plus von 3,4 % im Vergleich
zu den ersten 5 Jahresmonaten 2015“, erklärt Kettner. Jänner bis Mai 2016 waren Nächtigungs-Rekordmonate,
der Juni trug mit 1.322.000 Gästenächtigungen zum heurigen Halbjahres¬ergebnis bei, lag dabei aber
um 1 % unter dem Vergleichswert des Vorjahres. 79,4 % der Nächtigungen in der ersten Jahreshälfte stammten
aus dem Ausland.
China löst Japan als zweitstärksten Fernmarkt ab
„Bei den 10 nächtigungsstärksten Ländern stehen im ersten Halbjahr Rückgänge aus Russland
und Italien zweistelligen Zuwächsen aus Österreich, Großbritannien und Spanien gegenüber sowie
ein einstelliges Plus aus Deutschland, den USA, der Schweiz, Frankreich und China, das damit Einzug in die Top
10 der Wiener Nächtigungsstatistik hält. Nachdem Japan (112.000 Nächtigungen, - 12 %) in der Statistik
weiter nach unten gerutscht ist und sich mittlerweile hinter Rumänien (113.000, + 3 %) auf Platz 12 befindet,
gehe ich davon aus, dass China seine Platzierung unter Wiens 10 aufkommensstärksten Märkten behaupten
wird“, berichtet Kettner. Besonders stark zugelegt haben in der ersten Jahreshälfte auch Indien (+ 39 % auf
56.000 Nächtigungen), die Niederlande (+ 16 % auf 111.000) und die Türkei (+ 13 % auf 80.000). Das Wachstum
schlug auf alle Hotelkategorien durch, die durchschnittliche Auslastung der Wiener Hotellerie hat sich gegenüber
dem Vergleichszeitraum des Vorjahres geringfügig erhöht: die Bettenauslastung stieg auf 52,5 % (1-6/2015:
52,0 %), was einer Zimmerauslastung von rund 67 % gleichkommt (1-6/2015: rund 66 %). Mit 63.400 Hotelbetten gab
es in Wien im Juni 2016 um 430 weniger als im entsprechenden Monat des Vorjahres (- 0,7 %).
Die Ergebnisse im Detail
Herkunftsland Nächtigungen(1) Nächtigungen
Nächtigungs-
Jän.-Juni 2016 Juni 2016 umsatz netto(2)
in Euro
Jän.-Mai 2016
Deutschland 1.382.000 +8% 257.000 +/-0% 49.774.000 € +7%
Österreich 1.370.000 +10% 274.000 +8% 43.959.000 € +7%
USA 367.000 +6% 107.000 +3% 16.950.000 € +4%
Italien 316.000 -4% 41.000 -15% 11.656.000 € -4%
Großbritannien 295.000 +24% 64.000 +17% 13.031.000 € +20%
Schweiz 213.000 +2% 36.000 -8% 9.105.000 €+/-0%
Spanien 177.000 +13% 38.000 -11% 6.585.000 € +19%
Frankreich 173.000 +5% 33.000 +7% 7.142.000 € +3%
Russland 157.000 -28% 24.000 -28% 6.790.000 € -29%
China 121.000 +9% 33.000 -1% 4.579.000 € +14%
Übrige 2.069.000 415.000 83.675.000 €
alle Länder 6.640.000 +4,9% 1.322.000
+1,0% 253.246.000 €+3,4%
(1) Nächtigungen sind nicht Gäste, sondern die von diesen absolvierten
Übernachtungen.
(2) ohne Frühstück und Umsatzsteuer
Städtetourismus als Seismograph weltpolitischer und wirtschaftlicher Entwicklungen
„Wiens Performance im ersten Halbjahr stimmt zu großen Teilen zufrieden, doch die wirtschaftlichen und geopolitischen
Rahmenbedingungen lassen es noch weniger als bisher zu, eine valide Einschätzung der Zukunft abzugeben. Gerade
der Städtetourismus, der als erster von positiven Entwicklungen profitiert, bekommt auch negative Auswirkungen
unmittelbar zu spüren. Unsicherheitsfaktoren gibt es derzeit genug. Geschürt nicht zuletzt durch die
tragischen Ereignisse in Frankreich verzeichnen wir erhöhte Sensibilität beim Reisepublikum, was das
Thema Sicherheit angeht. Vor allem auf Fernmärkten wird die Sicherheitslage in ganz Europa kritisch beäugt.
Wien kann zwar genauso wenig wie andere Großstädte ein absolutes Sicherheitsversprechen abgeben, das
wäre unseriös – dass Wien grundsätzlich den Ruf genießt, eine der sichersten Städte in
Europa zu sein, erweist sich mehr denn je als Asset“, so Kettner.
Kettner: „Verdopplung der Flugkapazität aus China nutzen!“
Wien bekommt außerdem das geringe Wirtschaftswachstum in Japan zu spüren, 2015 noch zweitstärkster
Überseemarkt hinter den USA, nun auf Platz 12. Der Wegfall der Direktflugverbindung Tokio/Narita-Wien mit
5. September kommt erschwerend dazu. „Das Interesse an Wien ist nach wie vor groß – unsere Antwort auf rückläufige
Zahlen lautet daher weder Panik noch Aktionismus, sondern Kontinuität“, kündigt Kettner an, Japan weiterhin
sowohl auf B2B- als auch B2C-Ebene zu bearbeiten, um in den Köpfen der Gäste verankert zu bleiben, bis
es wieder aufwärts geht. „In diesem Zusammenhang erweist sich die Strategie des WienTourismus, auf 20 Märkten
rund um den Globus aktiv zu sein und dabei Hoffnungs- und Wachstumsmärkte genauso intensiv zu bearbeiten wie
traditionell starke Märkte, einmal mehr als richtig. Die größte Hebelwirkung für mehr Wachstum
erzielen wir vor allem mit neuen Direktflügen“, setzt Kettner etwa auf China: „Die Sitzplatzkapazität
aus China verdoppelte sich im Vergleich zum Sommer 2015 auf rund 4.400 Sitzplätze pro Woche. Die neue Austrian-Airlines-Verbindung
aus Hongkong ab September ist hier noch gar nicht eingerechnet – hier werden voraussichtlich bis zu fünf Mal
die Woche jeweils rund 300 Sitzplätze das Angebot im kommenden Winter ergänzen. Das liefert einen kräftigen
Impuls, den wir mit unserem Marketing nochmals verstärken wollen“, kündigt Kettner an.
Tourismusstrategie: 11 von 20 neuen Direktflügen bis 2020 bereits erreicht
„Dem Ziel der Wiener Tourismusstrategie, die Anzahl der Direktflüge nach Wien bis 2020 um weitere 20 zu
erhöhen, sind wir einen bedeutenden Schritt näher. Seit Präsentation unserer Strategie im Herbst
2014 kamen 11 neue Destinationen dazu“, erklärt Kettner, der – seit April 2016 auch im Rahmen einer „Air Service
Development“-Kooperationsvereinbarung mit dem Flughafen Wien – weitere Airlines nach Wien holen und Sitzplatzkapazitäten
bei bestehenden Verbindungen erhöhen will. Zuletzt wurden im Jahr 2016 Direktflüge aus Shanghai und Hongkong
(Austrian Airlines), Edinburgh (easyJet und Jet2.com), Neapel (easyJet) sowie Pisa (Eurowings) fixiert. „Sehr glücklich
sind wir zudem darüber, dass Air India im April mit ihrem dreimal wöchentlich stattfindenden Flug Delhi-Wien
lückenlos an die ehemalige Verbindung von Austrian Airlines angeschlossen hat. Wir hören, die Verbindung
ist gut gebucht – angesichts der hervorragenden Zuwachsraten aus Indien wären wir über eine Kapazitätsaufstockung
glücklich und sehen ausreichend Potenzial, weitere Sitzplätze zu füllen“, stellt Kettner fest. „Auch
aus den USA – Wiens stärkstem Fernmarkt – verzeichnen wir stabile Zuwachsraten auf hohem Niveau, nicht zuletzt
dank der in den vergangenen Jahren dazugekommenen Direktflüge aus Chicago, Newark und Miami. Starkes Potenzial
für touristisches Aufkommen orten wir an der Westküste, insbesondere Kalifornien. Ein neuer Flug wäre
eine ideale Triebfeder.“
Brexit: Wiens fünftstärkster Herkunftsmarkt auf dem Prüfstand
„Mit Spannung verfolgen wir die Entwicklungen auf Wiens fünftstärkstem Herkunftsmarkt Großbritannien,
aus dem wir im ersten Halbjahr 2016 zweistellige Zuwachsraten verzeichnet haben – zuletzt angetrieben durch sieben
neue Flugverbindungen im Sommerflugplan 2016, die eine Erhöhung der Kapazität nach Wien um knapp 40 %
oder rund 5.000 Flugsitze pro Woche brachten. Ihren Sommerurlaub haben die BritInnen bereits gebucht, hier werden
wir die Auswirkungen des Brexit kaum spüren“, schätzt Kettner die Lage ein. „Wie es dann weiter geht,
hängt davon ab, auf welchem Niveau sich das Pfund einpendelt und wie stark sich der Urlaub für die BritInnen
verteuert. Turbulenzen am Finanzmarkt, direkte Preiseffekte, sinkende Realeinkommen und damit weniger Kaufkraft
bei britischen Gästen könnten das Wachstum aus dem Vereinigten Königreich empfindlich einbremsen
– ähnlich der Wirtschaftskrise, die bei den BritInnen damals zu so genannten ‚staycations‘ führte, also
Urlaub zuhause“, so Kettner. Die „International Air Transport Association“ (IATA) gab kurz nach Ausgang des Referendums
eine Schätzung ab, dass die Zahl britischer Flugpassagiere bis 2020 um 3 bis 5 % zurückgehen könnte.
„Flugverbindungen aus so genannten ‚second tier cities‘ werden diese Entwicklung als erste zu spüren bekommen.
Für Wien könnte dies eine Abflachung des Nächtigungswachstums bedeuten, von einer ‚Schubumkehr‘
des positiven Trends aus Großbritannien gehe ich derzeit aber nicht aus“, schätzt Kettner die Lage ein.
Sharing-Economy: Weichenstellung für Weiterentwicklung der Destination
Für eine Klarstellung, die die Entwicklung der Destination Wien und ihrer Tourismuswirtschaft wesentlich
beeinflusst, dankt Kettner Wiens Stadträtin für Finanzen, Wirtschaft und Internationales, Mag.a Renate
Brauner: „Wiens Credo beim Thema Sharing Economy lautet: Fair Play. Privatvermietung trägt zur Diversifizierung
des Angebots bei und ist daher grundsätzlich gut für die Destination, wenn für alle die gleichen
Regeln gelten: gleiche Vorschriften, gleiche Abgaben für alle, die am touristischen Markt partizipieren. Mit
dem klaren Bekenntnis, Beherbergung auch im Rahmen des Trends Sharing Economy zu ermöglichen, wird die Stadt
noch heuer die gesetzliche Basis für einen fairen und transparenten Wettbewerb schaffen – eine europaweit
herzeigbare Lösung, die im Wiener Tourismusförderungsgesetz Niederschlag finden wird“, so Kettner. Die
Novelle zum WTFG wird im Herbst vom Wiener Landtag beschlossen.
Schanigarten-Regelung: Chance für Tourismusbetriebe in aufkommensschwächeren Monaten
Positiv äußert sich Kettner auch zur jüngst gefundenen Schanigarten-Regelung, die in Wien ab
dem kommenden Jahr ein ganzjähriges Offenhalten ermöglicht: „Im internationalen Wettbewerb um Gäste
braucht es deutliche Signale – aus Sicht des WienTourismus begrüße ich die Lösung der so genannten
‚kleinen Winteröffnung' ausdrücklich. Sie gibt Wiens Gastronomiebetrieben unkompliziert die Möglichkeit,
Einheimischen wie Gästen das ganze Jahr über ein Angebot zu unterbreiten, das zur viel zitierten und
in der Tourismuswerbung stark eingesetzten Botschaft der Wiener Gastfreundschaft passt. Gerade die Wintermonate
Jänner und Februar sind vom Gästeaufkommen her schwächer ausgeprägt als der Rest des Jahres,
bei entsprechender Wetterlage ist die neue Regelung also nicht nur eine Chance für Wiens Tourismuswirtschaft,
ihre Umsätze zu steigern, sondern auch ein Vorteil im Destinationsmarketing."
Neue Attraktionen vor den Vorhang
„Beinahe als ‚Luxusproblem‘ in Anbetracht der eingangs erwähnten, äußerst fordernden Rahmenbedingungen
für den Tourismus in Europa sehe ich das in den vergangenen Wochen medial diskutierte Thema der Entzerrung
von Tourismusströmen“, nimmt Kettner auf die Ziele der Tourismusstrategie 2020 Bezug. „Wir halten an unserem
Ziel fest, bis 2020 18 Millionen Nächtigungen erreichen zu wollen, und auch daran, dass dieses Wachstum nachhaltig,
qualitätsvoll und unter Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse der Bevölkerung in der Stadt passieren
muss. Um das zu erwartende Gästeaufkommen besser auf die Stadt zu verteilen, holen wir seit jeher auch ‚Points
of Interest‘ außerhalb der ausgetretenen Pfade vor den Vorhang. Darüber hinaus braucht es auch neue
Angebote im Tourismus und verwandten Bereichen wie der Kultur, Gastronomie, Wirtschaft oder Sport, die wir in unser
Marketing mit aufnehmen können“, so Kettner. Im Rahmen von Grätzelportraits, Stadtspaziergängen
‚off the beaten track‘ oder der Bewerbung von grünen Naherholungsgebieten setzt der WienTourismus bereits
Akzente. „Zusätzliches ‚Vehikel‘ dafür ist im wahrsten Sinne des Wortes die Wien-Karte, mit der Gäste
durch Integration der öffentlichen Verkehrsmittel kostengünstig die gesamte Stadt erkunden und auch in
entlegene Winkel vorstoßen können“, kündigt Kettner eine Weiterentwicklung von Österreichs
meistverkaufter Gästekarte an.
Wien-Karte bald als Kurz-Variante und App für iOS und Android
„Die Wien-Karte mit über 200 Vorteilen und freier Fahrt mit den Wiener Linien wird es ab September neben
der 48- und 72-Stunden-Variante zusätzlich auch als 24-Stunden-Karte zum Preis von 13,90 € geben. Wir kommen
damit dem Trend zu Kurztrips entgegen und wollen unseren Gästen die Vorteile und Services der Wien-Karte auch
in entsprechender Variante anbieten. Zusätzlich arbeiten wir gerade an einer digitalen Version für iOS
und Android-Endgeräte, die wir noch heuer vorstellen werden“, so Kettner.
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