Aushub der Baugruben für temporäre Pavillons unter archäologischer Aufsicht
Wien (pk) - Das Projekt Sanierung Parlamentsgebäude nimmt Gestalt an – zunächst einmal auf dem
Heldenplatz. Hier werden zwei temporäre Pavillons errichtet, ein weiteres Büro- und Sitzungshaus wird
im Bibliothekshof der Hofburg platziert. Die Grabungsarbeiten für die Fundamente sind angelaufen und werden
archäologisch begleitet. Schließlich handelt es sich um sensibles Areal, der gesamte Heldenplatz steht
unter Denkmalschutz.
Die Burghauptmannschaft hat im Frühjahr eine geophysikalische Untersuchung des Platzes vornehmen lassen. Mittels
Bodenradar wurde der Untergrund erforscht und bildlich dargestellt. Zugleich wurde eine umfassende Archivrecherche
angestellt, indem Schrift- und Bildquellen zum Areal ausgewertet wurden.
Beide Gutachten zusammen ergeben ein relativ klares Bild der unterirdischen Situation. "Es können einigermaßen
fundierte Aussagen über die archäologischen Strukturen unter dem Heldenplatz getroffen werden",
sagt Christoph Blesl von der Abteilung für Archäologie am Bundesdenkmalamt. Von der ersten großen
Stadtbefestigung Wiens im 16. Jahrhundert bis herauf in das 20. Jahrhundert sei mit baulichen Resten in einem sehr
unterschiedlichen Erhaltungszustand zu rechnen.
Diese verteilen sich laut Archäologen Blesl nicht gleichermaßen über den gesamten Platz, sondern
konzentrieren sich auf einzelne Zonen. Im nordwesentlichen Bereich des Heldenplatzes zum Volksgarten hin, auf dem
die beiden Pavillons errichtet werden sollen, sei bis in drei bis vier Meter Tiefe von keinen erhaltenswerten Strukturen
auszugehen. Hier gebe es Spuren aus dem Zweiten Weltkrieg, vermutlich Stellungen aus den letzten Kriegstagen, die
von Fotografien bekannt sind.
Im Bereich des heutigen Bibliothekshofes der Hofburg standen im Lauf der Jahrhunderte verschiedene Gebäude,
die aber bereits bei den zahlreichen historischen Umbauten der Hofburg systematisch abgetragen wurden. Auch hier
fanden schon 2015 archäologische Voruntersuchungen und Archivrecherchen statt.
Der Archäologe Roman Igl von der Firma Ardig überwacht im Auftrag des Parlaments die Grabungen. Er beschreibt,
was derzeit passiert: "Beginnend mit der Gartenerde, werden die einzelnen Schichten vorsichtig abgetragen.
Dabei wird laufend beobachtet, ob archäologisch Relevantes auftaucht. An teilweise geringfügig veränderten
Bodenverfärbungen lässt sich erkennen, dass Eingriffe erfolgt sind." Neben den erwähnten militärischen
Stellungen sollten sich laut Igl im Grabungsbereich auch biedermeierzeitliche Brunnenanlagen aus dem frühen
19. Jahrhundert befinden. Wo genau, sei allerdings nicht bekannt.
Ziel ist, das Baufeld bis in jene Tiefen, die für die Fundamente benötigt werden, freigeben zu können.
Was bei den Grabungsarbeiten an historisch Relevantem zutage kommt, wird nach den gültigen Richtlinien der
Denkmalpflege freigelegt, dokumentiert und gesichert. Alles, was tiefer liegt, wird von den Bauarbeiten nicht berührt
und bleibt geschützt unter der Erde.
Während der auf drei Jahre anberaumten Generalsanierung des Parlamentsgebäudes werden Nationalrat und
Bundesrat in die Hofburg übersiedeln. Auf dem Heldenplatz bzw. im Bibliothekshof werden zudem drei temporäre
Pavillons errichtet. Die Büro- und Sitzungshäuser sollen im Frühjahr 2017 fertig sein und werden
nach drei Jahren wieder abgebaut.
|