Rössler: Ausbau der Kooperation mit Bundesforsten sichert unseren internationalen Status
und eröffnet ganz neue Potenziale für den Nationalpark
Salzburg (lk) - Es war ein Meilenstein in der Geschichte des Nationalparks Hohe Tauern in Salzburg, als
im September 2006 die internationale Anerkennung durch die IUCN (International Union for the Conservation of Nature
and Natural Ressources) erreicht wurde. "Seit damals ist auch unser Nationalpark Teil der weltweiten Nationalparkidee",
so Nationalpark-Referentin Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Rössler am 22.07. "Die internationale
Anerkennung ist aber nicht nur Auszeichnung für eine lange und intensive Arbeit, sondern vielmehr auch eine
Verpflichtung und große Verantwortung im Schutzgebietsmanagement, die strengen Standards zu erfüllen."
Kern der Anerkennung als Nationalpark durch die IUCN ist nach wie vor, dass auf einem überwiegenden Anteil
der Kernzonenfläche noch ursprüngliche natürliche Ökosysteme großflächig erhalten
sind und keinerlei Nutzung stattfindet. "Das seit einem Jahr neue Salzburger Nationalparkgesetz gibt uns das
Ziel vor, die IUCN-Anerkennung abzusichern, andererseits erlaubt es die land- und forstwirtschaftliche sowie die
jagdliche Nutzung – auch in der Kernzone", erläuterte Nationalparkdirektor Wolfgang Urban die nicht ganz
so einfache Aufgabenstellung für das Nationalpark-Management. Es bleibt daher nur der Weg des Vertragsnaturschutzes,
das heißt, die Außernutzungsstellung, die laut Gesetz nicht "von oben" verordnet wird, über
Verhandlungen und Abgeltungen mit den einzelnen Grundeigentümern zu erreichen.
Ende 2006 wurde erstmals der von der IUCN geforderte Umfang an außer Nutzung gestellter Flächen erreicht,
allerdings mit einer Befristung der Verträge – orientiert an der Jagdpachtperiode nach dem Salzburger Jagdgesetz
– bis Ende 2015. Für die Periode 2016 bis 2024 musste nun alles neu verhandelt werden. Verträge über
fast 7.000 Hektar, welche einzelne bäuerliche Grundeigentümer in Summe einbringen, waren bereits 2015
fertig ausverhandelt und sind nun bis Ende 2024 in Kraft.
ÖBf und Nationalpark als enge Partner
Für den Vorstand der Österreichischen Bundesforste (ÖBf), Georg Schöppl, und NP-Referentin
Astrid Rössler war es von Anfang an das ehrgeizige Ziel, die in den vergangenen Jahren reibungslos funktionierende
Partnerschaft nicht bloß für eine weitere Jagdpachtperiode fortzusetzen, sondern hinsichtlich der wesentlichen
Schutzziele und langfristigen Strategien des Nationalparks auszubauen.
"Für die Österreichischen Bundesforste ist Engagement und Partnerschaft auf Naturschutzflächen
und in Schutzgebieten seit vielen Jahren eine Selbstverständlichkeit. Basis dafür bilden vertragliche
Regelungen mit den Großschutzgebieten. Wir bringen tausende Hektar Grund und Boden und viel Erfahrung langfristig
in die Nationalparks Kalkalpen und Donauauen, in denen wir über eigene Betriebe in das Management eingebunden
sind, sowie in das bisher einzige Wildnisgebiet Dürrenstein und in den Biosphärenpark Wienerwald ein.
Des-wegen kennen wir auch sehr genau die Interessen und Notwendigkeiten eines Schutzgebietsmanagements und sind
bereit, daran auch im größten Nationalpark Österreichs mitzuarbeiten", so Schöppl.
"Die Bundesforste und die Nationalparkverwaltung haben mit den kürzlich unterzeichneten Verträgen
ein wirklich langfristiges und damit der freien natürlichen Dynamik unserer alpinen Ökosysteme gerecht
werdendes Abkommen geschlossen", so Rössler. Von den 14.000 Hektar, auf welchen die Bundesforste auf
sämtliche Nutzungen, vor allem jagdliche Nutzungen verzichten, sind die Hälfte für zwei Jagdpachtperioden,
also fast 20 Jahre, die zweite Hälfte für drei Jagdpachtperioden, also fast 30 Jahre gesichert, weitere
3.000 Hektar im Forschungsrevier Habachtal bleiben einem neunjährigen Pachtzeitraum unterworfen, aber ebenfalls
mit Verlängerungsoption.
Wildnisgebiet Sulzbachtäler
Das absolut herausragende an der neuen Kooperation ist aber, dass die Bundeforste auf 7.000 Hektar in den Sulzbachtälern
nicht nur fast 30 Jahre auf die jagdliche und sonstige Nutzung verzichten, sondern gleichzeitig auch der Einrichtung
eines "Wildnisgebietes Sulzbachtäler" zustimmen. "Zusammen mit den 3.000 Hektar, für die
der Nationalparkverwaltung der Ankauf vom Verein Naturschutzpark Stuttgart-Hamburg gelungen ist, tun sich hier
Potenziale auf, die schon heute in der europäischen Naturschutzpolitik Beachtung finden", ist Rössler
überzeugt. Sowohl vom WWF als auch von der European Wilderness Society sind in den vergangenen drei Jahren
fundierte Wildnispotenzial-Erhebungen durchgeführt und die europaweite Einzigartigkeit heraus gestrichen worden.
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