Konjunkturbarometer der WK Wien – Wiener Unternehmen: Stimmungslage leicht positiv – Erwartungen
zur gesamtwirtschaftlichen Situation negativ – Ruck: „Gibt keinen besseren Zeitpunkt für konjunkturstützende
Maßnahme“
Wien (wkw) - „Die Stimmung in der Wiener Unternehmerschaft ist seit Langem wieder im positiven Bereich.
Wir haben den Konjunktur-Motor endlich zum Laufen gebracht. Jetzt braucht es Treibstoff, damit die Wirtschaft in
Fahrt kommt“, sagt Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer Wien, am 20.07. in Hinblick auf die jüngsten
Konjunkturdaten für den Standort Wien. Denn zum ersten Mal seit dem Jahr 2012 sind die Erwartungen der Wiener
Unternehmen für die kommenden zwölf Monate positiv. Das zeigt der aktuelle Konjunkturbarometer - eine
halbjährlich durchgeführte Umfrage unter Wiener Unternehmern. Demnach erwarten die Betriebe im eigenen
Geschäftsbereich eine günstige Entwicklung bei Umsätzen, Beschäftigung und Investitionen. Es
gibt allerdings einen Wermutstropfen: Die Betriebe schätzen das Wirtschaftsklima – also die wirtschaftspolitischen
Rahmenbedingungen – nach wie vor deutlich negativ ein.
Wien hinter Österreich
Der Wirtschaftsstandort Wien hatte es die letzten Jahre schwer. Im Laufe des Jahres 2010 fiel Wien beim Wirtschaftswachstum
im Vergleich zum Rest des Landes dauerhaft zurück. Alle anderen Wirtschaftsregionen in Österreich performen
besser als die Bundeshauptstadt. Im schwierigen Jahr 2014 schrumpfte die Wirtschaft in Wien sogar um 0,1 Prozent,
während sie in Österreich um 0,4 Prozent wuchs. Die Wifo-Prognosen für dieses Jahr liegen für
Österreich bei 1,7 Prozent Wirtschaftswachstum, für Wien bei 1,4 Prozent. Die Position des Nachzüglers
hat Wien aus vier Gründen. „Bürokratische Strukturen und eine hohe Abgabenquote hemmen die Wirtschaft.
Parteipolitische Prestigeprojekte werden Konjunkturmaßnahmen vorgezogen. Und das generelle Unverständnis
gegenüber den Interessen der Wirtschaft – das alles macht Wien zum schwierigen Pflaster für Unternehmen“,
sagt Ruck.
Wiener Unternehmer schöpfen Hoffnung
Die Befragung der Wiener Unternehmer aller Sparten und Größen zum Thema Wirtschaftsentwicklung macht
deutlich: Die Betriebe erwarten für die kommenden zwölf Monate eine bessere Entwicklung als zuletzt.
Mit den vergangenen zwölf Monaten sind sie jedoch weniger zufrieden, als sie ursprünglich erwartet hatten.
Die erhofften Umsatzsteigerungen konnten viele, aber nicht alle Betriebe erzielen. Der Erfolg stellt sich jetzt
zeitverzögert ein. So rechnen viele Unternehmungen mit einer deutlichen Steigerung der Inlandsumsätze.
Und auch beim Export erwarten 23 Prozent der Unternehmen Umsatzzuwächse, neun Prozent Umsatzrückgänge.
Ein Sorgenkind bleibt das Wirtschaftsklima. Es wird mehrheitlich schlecht bewertet. „Hier spiegelt sich die Unzufriedenheit
mit der Lösungskompetenz der Politik wider“, sagt Ruck.
Erfreulich ist, dass neben dem Interesse an zusätzlichen Mitarbeitern auch die Investitionsbereitschaft der
Wiener Betriebe steigt. Ruck fordert nun, dass der beginnende Aufwärtstrend durch eine offensive Wirtschaftspolitik
verstärkt wird. „Die Wiener Betriebe wollen investieren, sie wollen Arbeitsplätze schaffen und neue Projekte
angehen. Die Aufgabe der Politik ist jetzt, sie dabei zu unterstützen“, sagt Ruck. Mehr ermöglichen und
weniger behindern sei der entscheidende Leitgrundsatz.
Investitionszuwachsprämie für Wien
„Wenn der Politik der Wirtschaftsstandort Wien ein Anliegen ist, soll sie jetzt handeln. Eine Investitionszuwachsprämie
für Betriebe, die mehr investieren als in der Vergangenheit, würde die KMU-Investitionsschwäche
lindern und die Konjunktur in Wien nachhaltig stützen“, fordert Ruck eine konkrete Maßnahme mit Verweis
auf Salzburg. Dort wurde die Investitionszuwachsprämie 2015 erstmals ausgeschüttet und löste das
20-fache an Investitionen aus. Auch Kärnten wird die erfolgreiche Maßnahme demnächst einführen.
In Wien sollte der Fördertopf für die Investitionszuwachsprämie rund 14 Mio. Euro enthalten, um
eine spürbare Konjunkturstütze zu sein. 280 Mio. Euro Neuinvestitionen würden die Wiener KMU in
der Folge dadurch tätigen und rund 2.000 neue Jobs schaffen. „Wien muss aus der Zuschauerrolle herauskommen,
die Politik aktiv werden. Man darf konjunkturstützende Maßnahmen auch kopieren, wenn sie funktionieren“,
sagt Ruck in Richtung Wiener Stadtregierung.
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