Eisenstadt (martinus) - Bischof Ägidius Zsifkovics erinnerte am 10.07. in der Festmesse zum 60-Jahr-Jubiläum
der Burgenländischen Gemeinschaft in der Basilika Güssing als Brückenbauer zwischen den Auslandsburgenländern
und ihrer alten Heimat an die Bedeutung des Glaubens für eine zuversichtliche, offene Annahme von Neuem –
„Auch die ausgewanderten Burgenländer haben die Hilfe vieler barmherziger Samariter gebraucht und sind vielen
Menschen selbst zu barmherzigen Samaritern geworden“, so der Bischof, der darin eine zentrale Botschaft für
unseren Umgang mit Flüchtlingen und Verfolgten sieht.
Einen sehr herzlichen Empfang bereitete die Diözese Eisenstadt der Burgenländischen Gemeinschaft, die
kürzlich ihren 60. Geburtstag mit einer von Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics zelebrierten Festmesse
in Güssing beging. Als „Brücke zwischen der alten und der neuen Heimat, zwischen dem Burgenland und Amerika“
seien drei Grundpfeiler entscheidend für Identität, Erfolg und Zusammengehörigkeit der in die USA
ausgewanderten Burgenländerinnen und Burgenländer und der 1956 gegründeten Burgenländischen
Gemeinschaft, deren Hauptaufgabe in der Pflege, Förderung und Vertiefung der Heimatverbundenheit der Landsleute
liegt: „Was die Auswanderer von der alten in die neue Heimat mitgenommen haben und sie auszeichnete, war erstens
ein tiefer Glaube, zweitens ihre Kultur und Sprache und zudem fleißige Hände“, so Bischof Zsifkovics,
zu den Vertreteren der Burgenländischen Gemeinschaft mit Präsident Walter Dujmovits an der Spitze.
„Was wäre Chicago ohne die Gläubigen aus dem Burgenland?“
Ein tiefer Glaube sei die wichtigste Grundlage, um „neue Herausforderungen bewältigen und ein neues Leben
aufbauen zu können“, sagte Bischof Zsifkovics. „Äußeres Zeichen ihres tiefen Glaubens sind die
Kirchen, die sie in der neuen Heimat errichteten – oft nach dem Vorbild der Kirche in der alten Heimat – und das
religiöse Leben, das sie in ihren Familien und Pfarrgemeinden pflegten.“ Der Bischof zitierte den 1996 verstorbene
Kardinal Joseph Bernardin von Cincinnati und Chicago, der im Audienzzimmer von Papst Johannes Paul II. gegenüber
dem damaligen Eisenstädter Diözesanbischof Stefan László sagte: „Was wäre meine Erzdiözese
Chicago ohne die Gläubigen aus dem Burgenland?“ Ägidius Zsifkovics war als junger Sekretär des damaligen
Bischofs stolzer Augen- und Ohrenzeuge dieser Unterredung.
„Auch unsere Auswanderer waren auf Hilfe angewiesen“
„Auch unsere Auswanderer waren auf die Hilfe von guten Menschen in Amerika angewiesen, haben die Hilfe vieler
barmherziger Samariter gebraucht und sind wohl auch vielen Menschen zum barmherzigen Samariter geworden“, hob Bischof
Zsifkovics hervor. Gerade diese Hilfsbereitschaft sei eine „zentrale Botschaft für unseren Umgang mit Flüchtlingen
und Verfolgten“.
„Das Eigene lieben, das andere schätzen“ als Botschaft gegen Nationalismen
Als zweiten wichtigen Pfeiler für die ausgewanderten Burgenländerinnen und Burgenländer nannte Bischof
Zsifkovics die Kultur und die Pflege der eigenen Sprache: Dies habe eine zusammenhaltende, Identität stiftende
und bewahrende Funktion. „Gerade auf diesem Gebiet leistet die Burgenländische Gemeinschaft durch 60 Jahre
hindurch ihren so wertvollen Beitrag, wofür ich allen Verantwortlichen und Mitgliedern von Herzen danke“,
so der Bischof. Ein einfacher, aber umso wertvollerer Grundsatz sei eine zentrale Richtschnur für das Bemühen
um ein friedliches Zusammenleben verschiedener Sprachen, Religionen und Kulturen: „Das Eigene lieben, das andere
schätzen! Ist das nicht eine wichtige Botschaft auch für unsere zerrissene Welt und für unser gespaltenes
Europa, das sich wieder in Nationalismen abgrenzen will und im Mitmenschen oft nur den Konkurrenten und Feind sieht?“,
gab der Bischof zu bedenken.
„Unsere Landsleute trugen zum Aufbau Amerikas bei“
Der dritte Erfolgsgarant jener Landsleute, die sich in den USA eine neue Heimat aufbauten, sei der Gebrauch
fleißiger Hände, die hohe Arbeitsbereitschaft gewesen: „Diese ihre fleißigen Hände haben
sie immer wieder zum Gebet gefaltet, aber auch zum Aufbau ihrer neuen Existenz eingesetzt. Unsere ausgewanderten
Landsleute waren gesuchte Handwerker und Facharbeiter, die zum Aufbau und Wohlstand Amerikas ihren Beitrag geleistet
haben“, erinnerte der Bischof.
Herzlicher Empfang der „Miss Burgenland New York“
Bischof Zsifkovics lud eine Delegation der Burgenländischen Gemeinschaft, darunter die amtierende „Miss
Burgenland New York“, Caitlyn Martyn, zu einem herzlichen Mittagessen und Beisammensein ein, nachdem die Gruppe
zunächst von Landeshauptmann Hans Niessl und Landeshauptmann-Stellvertreter Johann Tschürtz sowie den
Landesräten Verena Dunst und Alexander Petschnig im Landtagssitzungssaal empfangen worden war. Die „Miss Burgenland
New York“ wird alljährlich im November vom „1. Krankenunterstützungsverein“ in New York gewählt
und nimmt als Repräsentantin des Vereins unter anderem am Picknick in Moschendorf im Sommer teil. Zu ihren
Ehren organisiert die Burgenländische Gemeinschaft jedes Jahr zwei Tage nach dem Picknick eine Fahrt nach
Eisenstadt, an der auch andere Auslandsburgenländer auf Heimaturlaub teilnehmen. Nach dem Mittagessen mit
dem Bischof standen unter anderem noch eine Stadtführung in Rust sowie eine Führung hinter den Kulissen
der Seefestspiele Mörbisch auf dem Programm.
60 Jahre Burgenländische Gemeinschaft
Die ihren 60. Geburtstag feierende, 1956 gegründete Burgenländische Gemeinschaft ist als Interessensvertretung
der ins Ausland ausgewanderten Burgenländerinnen und Burgenländer eine wichtige Brücke zwischen
alter und neuer Heimat, die sich für die Pflege und Förderung der Heimatverbundenheit der Landsleute
in aller Welt einsetzt. Präsident der Burgenländischen Gemeinschaft ist Walter Dujmovits, Vizepräsident
ist Eduard Nicka. Der Verein hat Sitze in mehr als zehn Staaten, die meisten in den USA. Rund 66.000 Menschen emigrierten
im 20. Jahrhundert aus dem Burgenland, das mit Abstand häufigste Zielland waren die USA. Jene rund 20.000
Emigranten, die vor 1880 auswanderten, konnten statistisch nie erfasst werden.
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