Steiermark steigt auf intelligente Strom-Zähler um: 30 EVU-Partner arbeiten zusammen
Graz (energie steiermark) - Ab Herbst 2017 bekommt jeder steirische Haushalt einen „Intelligenten Stromzähler“:
Damit wird nicht nur ein europaweiter gesetzlicher Auftrag (ElWOG 2010) erfüllt, die Kunden können damit
ihren persönlichen Energieverbrauch auch leichter kontrollieren – und senken. Unter der Führung der Energie
Steiermark und ihres Tochterunternehmens Energienetze Steiermark haben sich 30 steirische Energieunternehmen gemeinsam
zu einer Kooperations-Partnerschaft zusammengeschlossen, um dieses Groß-Projekt - das mehr als drei Jahre
laufen wird - umzusetzen. Diese Unternehmen (einige davon haben ihren Sitz außerhalb der Landesgrenzen) decken
90 Prozent der weiß-grünen Haushalte ab.
Die Montage vor Ort dauert rund 20 Minuten, für die Kunden entstehen keine zusätzlichen Kosten. Der elektronische
Zähler wird am Platz des bisherigen mechanischen Zählers angebracht, im Normalfall kommt es zu keinen
Verschmutzungen oder Staubentwicklung, Umbauten sind in der Regel nicht erforderlich.
Der Fokus bei den Vorbereitungsarbeiten – sie haben bereits vor mehr als 8 Jahren begonnen – liegt bei der Datensicherheit.
Bis dato wurden österreichweit bereits rund 500.000 Smart Meter installiert, Interesse und Akzeptanz der Kunden
sind dabei überaus groß. Von der Möglichkeit einer Ablehnung der automatisierten Datenübermittlung
haben bis dato weniger als 0,7 Prozent Gebrauch gemacht. Bei der Umstellung in der Steiermark wird es dennoch im
Sinne einer proaktiven, umfassenden Information eine enge Abstimmung mit der Arbeiterkammer und anderen Konsumentenschutzorganisationen
geben.
Das Ergebnis einer europaweiten Ausschreibung der 30 steirischen „Smart Meter Partner“ liegt nun vor: Der Auftrag
für die Lieferung von einer Million Geräte geht an die Unternehmen Sagemcom (Frankreich) und Landis+Gyr
(Schweiz). Die verwendete Technologie ist eng mit dem steirischen Halbleiter-Konzern ams in Unterpremstätten
verknüpft. Hier wurde das Innenleben der „Intelligenten Stromzähler“ für Landis+Gyr konzipiert und
maßgeblich entwickelt.
Der gemeinsame Liefer-Auftrag für die sogenannten „Smart Meter“ hat ein Volumen von rd. 70 Millionen Euro,
das Gesamtinvest für die Einführung der Smart Meter inkl. der Montage, der Infrastruktur für Datenübertragung
und Datenverarbeitung wird für die Kooperationspartnerschaft rd. 250 Mio. € betragen. Bis zu 150 Millionen
Euro davon fließen in steirische Unternehmen. Zwischen 2017 und 2021 werden unmittelbar durch das Umrüstungs-Projekt
über 200 steirische Arbeitsplätze gesichert.
Der „Smart Meter“ ersetzt den seit dem Jahre 1886 verwendeten mechanischen Ferraris-Zähler und ist wesentlicher
Bestandteil der Energiewende. Er hat ein erhöhtes Eigen-Monitoring der Kunden zum Ziel, dies führt in
aller Regel zu einer Senkung des Energieverbrauchs. Künftig werden die Verbrauchsdaten der Kunden verschlüsselt
und gesichert täglich über die Stromleitung zum Netzbetreiber gesendet. Dieser darf Daten nur mit ausdrücklicher
Zustimmung des Kunden auslesen, übertragen und verarbeiten. Der Kunde selbst kann über das Internet seine
Verbrauchsverläufe beobachten und analysieren, das gilt auch für die Einspeisung durch eigene Photovoltaik-Anlagen.
Unnötige Stromfresser oder Stand-by-Verbräuche können von den Kunden so rasch aufgespürt und
eliminiert werden. Monatlich gibt es eine übersichtliche Auswertung, aufwendige Ablesungen mit Terminvereinbarungen
entfallen künftig. Kunden können eine stichtagsbezogene Abrechnung vornehmen lassen, eine (Wieder-)Einschaltung
kann künftig aus der Ferne vorgenommen werden. Bei vergleichbaren flächendeckenden Einführungen
von Smart Metern in Europa haben Kunden durch das konsequente Eigen-Monitoring teilweise Einsparungen des Stromverbrauchs
von bis zu 10 Prozent erzielt.
Vorstandssprecher Christian Purrer, Energie Steiermark: „Bis zu 150 Millionen Euro aus diesem Projekt fließen
direkt in die steirische Wirtschaft, während der 3-jährigen Installationsphase werden landesweit mehr
als 200 Arbeitsplätze gesichert. Auch das „Innenleben“ der Smart Meter wurde in unserem Bundesland entwickelt.
Der Vertrieb wird in den kommenden Jahren neue Produkte und Tarife entwickeln, um interessierten Kunden noch flexiblere
Möglichkeiten anzubieten und auch alternative Einspeisungsvarianten gemeinsam besser zu nützen. Mit dem
Smart Meter gehen wir in eine neue Ära, sie ist nicht von Versorgern und Abnehmern, sondern von einer fairen
Energie-Partnerschaft bestimmt. Die bisherigen Test-Kunden sind von den neuen Möglichkeiten überaus positiv
angetan, wir nehmen Sicherheitsfragen jedenfalls sehr ernst und haben uns auch deshalb für die modernste Technologie
in diesem Bereich entschieden.“
Vorstandsdirektor Martin Graf, Energie Steiermark: „Die Kooperation der Energie Steiermark mit den regionalen EVUs
in Sachen Smart Meter ist ein klares Bekenntnis zu einer Zusammenarbeit, um die Herausforderungen der neuen Energiewelt
gemeinsam für die Steiermark effizient umsetzen zu können. Ein Projekt dieser Größenordnung
erfordert ein fein abgestimmtes Miteinander. Auch wenn es vordergründig rein um die Umsetzung einer gesetzlichen
Vorgabe geht, so wollen wir die Dialog- und Effizienz-Potenziale der neuen Zähler gemeinsam mit unseren Kunden
offensiv nützen - hier wird auch eine enge Zusammenarbeit mit der AK und anderen Konsumentenschutzorganisationen
stattfinden. Die Beispiele aus anderen Bundesländern zeigen, dass die Akzeptanz bei den Kunden überaus
groß ist, neue Transparenz und Eigenkontrolle sorgen für ein neues Energie-Verständnis.“
Geschäftsführer Boris Papousek, Energie Graz: „Durch Smart Metering eröffnen sich völlig neue
Möglichkeiten betreffend Energieeffizienz, sowohl für Energiedienstleister als auch für unsere Kunden.
Bereits vor der gesetzlichen Einführung startete die Stromnetz Graz im Jahr 2009 mit einem Smart Meter Pilot,
im Rahmen des Klima- und Energiefonds-Leitprojektes €CO2 Management. Allein durch die Anpassung des Nutzerverhaltens
der teilnehmenden Kunden konnte eine jährliche Energieeinsparung von rd. 6,8 % erreicht werden. Die Vorteile
dieses intelligenten Zähler-Systems liegen auf der Hand:
Kunden lernen die eigenen Verbrauchsgewohnheiten besser kennen und können diese detailliert analysieren. Zusätzlich
ermöglicht Smart Metering Energiedienstleistern künftig weitere innovative, kundenorientierte Tarifmodelle
anzubieten. Damit werden Energie, CO2 und nicht zuletzt Kosten gespart.“
Geschäftsführer Martin Brunner, Energy Services: „Wir als Energy Services verstehen uns als Handels-
und IT Dienstleister für EVUs. In dieser Rolle durften wir 26 mittlere und kleine Stromnetzbetreiber in der
Steiermark – aber auch über die Landesgrenzen hinaus (Oberösterreich, Niederösterreich, Burgenland)
im Zuge des gemeinsamen Vergabeverfahrens vertreten und konnten so ein Maximum an Synergiepotential erzielen. Wir
freuen uns, auch in die Umsetzung des Rollouts – insbesondere durch die Zurverfügungstellung der zentralen
IT-Systeme für die 26 Netzbetreiber - eingebunden zu sein. Wiewohl der Zählertausch bzw. Roll Out lokal
durch die einzelnen Stromnetzbetreiber durchgeführt werden wird.“
Vorstandsvorsitzender Manfred Wehr, Stadtwerke Judenburg: „Es freut uns als mittelgroßer Stromnetzbetreiber
an diesem gemeinsamen Smart Meter Projekt teilnehmen zu dürfen – wovon wir jetzt die erste Etappe – die Vergabe
der Smart Meter – erfolgreich abschließen konnten. Für uns ist es von besonderer Bedeutung, hier Teil
dieser nahezu gesamt steirischen Lösung zu sein – die wiederum bei uns in der Region – wie auch in den Regionen
der anderen Netzbetreiber nachhaltig Arbeitsplätze sichert und regionale Wertschöpfung erzielt. Insbesondere
wird der Smart Meter Zählerwechsel in den Netzgebieten von Eigenpersonal und Fachkräften regionaler Elektrobetriebe
durchgeführt werden. Wir sind überzeugt, mit allen Partnern in der Kooperations-Gemeinschaft auch den
Rollout und laufenden Betrieb bestmöglich für unsere Kunden sicher zu stellen.“
Geschäftsführer Erich Rybar, Feistritzwerke Steweag: „Zuerst muss die Straße gebaut werden, bevor
gefahren werden kann. Mit dem Smart Meter-Projekt haben wir in der Zukunft die Möglichkeit, die Autobahn zu
nutzen und können Informationen in hoher Qualität und Geschwindigkeit für Kunden über eine
sichere Internetverbindung zur Verfügung stellen.
Für den Kunden können sich vielfache positive Effekte in seinem Verbrauchsverhalten ergeben, wenn er
dies nutzen will. Und natürlich kann er dies direkt in seiner Geldbörse spüren.
Ein kleines Beispiel aus meinem persönlichem Umfeld: Ein Freund ist in sein neues Haus eingezogen und hat
umweltbewusst eine eigene Brauchwasserleitung installiert. Leider war der Ausschalter der Tauchpumpe defekt und
die Pumpe ist im Dauerbetrieb gelaufen. Er ist erst nach der ersten Stromrechnung auf den immensen Mehrverbrauch
aufmerksam geworden, was ihn einige hundert EUR gekostet hat. Und Smart Meter bietet den Kunden die einfache Möglichkeit
kontinuierlich über den eigenen Stromverbrauch mit einem kurzen Blick auf seinen Computer oder auf sein Smartphone
Bescheid zu wissen und auf Abweichungen sofort reagieren zu können.“
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