LH Kaiser lud zu Veranstaltung – Wachrufen der Erinnerungen an slowenischen Unabhängigkeitskrieg
mit Zeitzeugen – Weg der Solidarität führte zum engen Zusammenarbeiten innerhalb der EU
Zagreb/Klagenfurt (LPD) - Schwere Kampfhandlungen direkt an der Kärntner Grenze, Slowenien und Kroatien
um demokratische Unabhängigkeit strebend, das Österreichische Bundesheer im Sicherungseinsatz, ein entscheidendes
diplomatisches Geheimtreffen in Villach, die Augen der Welt auf die Region gerichtet. Die dramatischen Ereignisse
im Juni und Juli 1991 wurden am 29.07., bei einer Veranstaltung zu „25 Jahre Sicherungseinsatz an der Staatsgrenze“
wachgerufen. Landeshauptmann Peter Kaiser hatte dazu in den Spiegelsaal der Landesregierung eingeladen. Er wollte
damit auch zeigen, dass damals ein von Solidarität getragener Weg begonnen wurde, der nun gemeinsam in der
Europäischen Union beschritten wird. Sehr persönlich und fundiert berichteten bei der Veranstaltung mehrere
Zeitzeugen.
Für Kaiser ist es wichtig, dass die gegenwärtige Politik für zukünftige Handlungen aus vergangenen
Ereignissen lernt. Als der 10-Tage-Krieg genannte slowenische Unabhängigkeitskrieg am 26. Juni 1991 begann,
war Kaiser als damaliger Landtagsabgeordneter gerade bei einer Veranstaltung in Villach, die daraufhin unterbrochen
wurde. Er erinnere sich gut an die allgemeine Betroffenheit. Kaiser strich die Solidarität hervor, die Österreich
und Kärnten damals Slowenien und Kroatien entgegenbrachten. Er zitierte aus entsprechenden Beschlüssen
und Resolutionen von Landtag, Landesregierung und Arbeitsgemeinschaft Alpen-Adria.
„Dieses Bekenntnis zur Solidarität ist auch heute noch bei den Nachbarn in Erinnerung. Exzellent ist mittlerweile
die Kooperation mit Slowenien im Rahmen der EU“, so Kaiser. Als Wegmarkierung für die gemeinsamen Beziehungen
nannte er auch die Lösung der Ortstafelfrage. Seinen entsprechenden Dank richtete er an die Konsensgruppe,
den damaligen Staatssekretär Josef Ostermayer und seinen Vorgänger Gerhard Dörfler. Kaiser erwähnte
auch, dass man das Kontaktkomitee bewusst in Gemeinsames Komitee Slowenien-Kärnten umbenannt habe. „Das ist
als eindeutiger Vorschuss in die zukünftige Zusammenarbeit zu werten“, betonte er.
In Vertretung des slowenischen Generalkonsuls Milan Predan sprach Konsul Urban Gantar. Den 25. Juni 1991, den Tag
der Unabhängigkeitserklärung, bezeichnete er als Geburtstag Sloweniens. Diese Unabhängigkeit habe
Slowenien bereits am Tag darauf mit militärischen Mitteln verteidigen müssen. Viele hätten damals
Zweifel an der wirtschaftlichen Überlebensfähigkeit des Landes geäußert, manche hätten
von unnötiger Kleinstaaterei gesprochen. Dankbar sei Slowenien für die Unterstützung durch die Freunde
im Ausland. Speziell Österreich habe es die ganze Zeit uneingeschränkt unterstützt.
Mit teils sehr kritischen Worten analysierte Militärkommandant Brigadier Walter Gitschthaler die damalige
Situation. Er habe am Sonntag, den 30. Juni, als damaliger Kommandant des Jägerbataillons 25 den Alarmbefehl
erhalten. Er betonte, dass der Bundesheereinsatz das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung gestärkt
und ein Umdenken in Bezug auf die Notwendigkeit des Bundesheeres erwirkt habe. Dieser erste und einzige militärische
Einsatz des Bundesheeres sei ein Erfolg gewesen. Allerdings würden sich Fragen in Bezug auf den Beginn des
Einsatzes und den Einsatz von zum Teil Grundwehrdienern stellen. Eine Insiderfrage sei, warum das einsatzführende
Armeekommando am 2. Juli aufgelöst wurde. „War der Erfolg dem Glück geschuldet?“, so Gitschthaler.
Der damalige Landeshauptmann Christof Zernatto wurde genau am 26. Juni im Landtag zum Landeshauptmann gewählt.
Er dankte vor allem Peter Ambrozy auf politischer Ebene, dem damaligen Landesamtsdirektor Ralf Unkart und Gunther
Spath vom Bundesheer, die ihn maßgeblich in dieser schwierigen Situation unterstützt haben. Auch Zernatto
betonte, dass sich damals die Wichtigkeit und Notwendigkeit des Bundesheeres verdeutlicht habe. Dass es damals
in Villach zu einem geheimen Treffen zwischen dem deutschen Außenminister Hans-Dietrich Genscher und dem
slowenischen Ministerpräsidenten Lojze Peterle gegeben habe, habe selbst er als Landeshauptmann erst im Nachhinein
erfahren.
Der frühere Landesamtsdirektor Reinhard Sladko berichtete von der Arbeit im Landeskoordinationsausschuss.
Die Situation in Kärnten sei eigentlich beruhigend gewesen, dass es keine Handys und kein Internet gegeben
habe, habe vielleicht Überreaktionen verhindert. In diesem speziellen Zusammenhang sei es vielleicht die gute
alte Zeit gewesen, meinte Sladko. Er hob zudem die große Hilfsbereitschaft der Kärntnerinnen und Kärntner
hervor, als dann später die vielen Balkankriegsflüchtlinge ins Land kamen.
Der ehemalige Militärkommandant Brigadier i.R. Gunther Spath sagte, dass sich 1991 die Überraschung des
Bundesheeres in Grenzen gehalten habe. Man habe schon ab dem Ende der Titozeit gewusst, dass sich etwas bewegen
werde. Dass schließlich der Einsatz an der Grenze mit Kräften durchgeführt werden musste, die eigentlich
nur für einen Assistenzeinsatz vorgesehen gewesen wären, sei für die Kärntner Soldaten ebenfalls
nur eine „leichte“ Überraschung gewesen. Man habe sich in Kärnten nämlich schon zuvor damit auseinandergesetzt,
dass man möglicherweise keine mobilgemachten Kräfte für den militärischen Einsatz bekomme.
„Aus purer militärischer Sicht war der Einsatz von Grundwehrdienern, teils sogar Systemerhaltern, bedenklich.
Eine wenigstens Teilmobilmachung wäre uns sehr gelegen gekommen“, sagte Spath.
Moderiert wurde die Veranstaltung von Martina Steiner vom ORF Kärnten, die 1991 mit ihren Kolleginnen und
Kollegen von der Grenze aus berichtete. Eingespielt wurde ein ORF-Beitrag, der die Kämpfe zeigte. Kameramann
Ivan Klaric, der die Aufnahmen machte, war ebenfalls anwesend. Unter den vielen Gästen waren u.a. auch die
Landesräte Gernot Darmann und Christian Benger, Landtagsabgeordnete Barbara Lesjak in Vertretung von Landesrat
Rolf Holub, Landtagspräsident Reinhart Rohr, Rot Kreuz-Präsident Peter Ambrozy, Landespolizeidirektorin
Michaela Kohlweiß, Landesfeuerwehrkommandant Josef Meschik, Bürgermeister und Bezirkshauptleute sowie
Vertreterinnen und Vertreter des Bundesheeres, der Rettungs- und Einsatzorganisationen, der Kirche. Die musikalische
Umrahmung erfolgte durch ein Ensemble der Militärmusik Kärnten.
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