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Auf den Spuren der ersten Christen |
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erstellt am |
Mit Pfr. Peter Deibler unterwegs im Nahen Osten Schweigen will ich von den 25 Passkontrollen in dem staubigen Niemandsland zwischen zwei Zäunen, wo im Schatten sitzende, mit breitkrempigen Mützen ausgestattete Polizisten gelangweilt meinen Pass durchblätterten und mir die immergleichen Fragen nach meinem Beruf und dem Namen meines Vaters und dem meiner Mutter stellten, die doch alle in dem sauber eingeklebten Visum in arabischer Schrift beantwortet sind, um sie dann mit einem Ausdruck der Verwunderung oder Belustigung mehrmals zu wiederholen, während ich mit meinem Rucksack in der Sonne stand und geduldig zu warten hatte. Nusaybin (das frühere christliche Nisibis) und Al Qamichli, die beiden heutigen Grenzstädte. In Syrien ist es üblich, beim Kauf einer Fahrkarte für den Bus den Pass vorzuweisen, und später wird man dem Busbahnhofsvorstand vorgeführt, welcher in einem klimatisierten Büro mit getönten Scheiben auf einem Lederstuhl neben einem leeren Schreibtisch sitzt und raucht und eine Kopie meines Passes verlangt, die im Büro gegenüber schnell und unbürokratisch angefertigt wird. Das gleiche findet auch am Busbahnhof des Reisezieles statt, wobei mich der Vorstand, dem wie einem Offizier immer wieder von hereinstürmenden Männern Listen vorgelegt werden, die er kurz ansieht, etwas dazu erwidert oder etwas hinaufkritzelt, dann schließlich etwas beiseite nimmt und sich nach meinem Hotel in der Stadt erkundigt. Im Hotel angekommen, frage ich nach einem Bankomaten und werde an einen Ort gewiesen. Dort gibt es zwar einen Automaten, aber er ist außer Betrieb. Ich finde dann noch zwei oder drei weitere, ich versuche mehr als 20 Mal mit allen möglichen Tastenkombinationen, Geld abzuheben, aber stets erfolglos, was mir ebenso viele Zettelchen bestätigen. Ein Syrer erklärt mir mit freundlichem, nicht von geringsten Zweifel irritierten Gesicht, es sei eben Ramadan und Feiertag, da würden alle Menschen ruhen. Schließlich spuckt mich ein wackeliger Kleinbus in Mari aus, einem kleinen Ausgrabungsgelände mitten in der mesopotamischen Wüste nahe der irakischen Grenze. Von dem sumerischen Stadtstaat im 3. Jahrtausend vor Christus sind einige Mauern und Tempel erhalten, ich tappe mit Sandalen durch den glühenden Sand wie ein Zeitreisender. Zur Mittagszeit stehe ich allein am schattenlosen Straßenrand und warte auf eines der Autos, die in halbstündigen Abständen kommen. Schließlich klettere ich in einen LKW. In Dura Europos, dem Gelände der ehemaligen Römerstadt, erfrischt wenigstens der Anblick des Euphrat, der sich durch die Wüste schlängelt. Am gleichen Abend, wieder zurück in Deir al-Azzor, sah ich die Kinder kreischend von der Brücke in den Fluss springen und in der Strömung tanzen. Vor knapp hundert Jahren hatten armenische Mütter ihre Kinder in den Euphrat geworfen, der davon blutrot gewesen sein soll. Sie waren von den Türken auf Todesmärschen Tausende Kilometer monatelang hierher getrieben worden, um in Konzentrationslagern in der Wüste schließlich qualvoll zu verenden. So war der heutige türkische Nationalstaat geboren worden. |
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Veröffentlicht in der Kärntner Kirchenzeitung "Der Sonntag" / GH |
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Die Nachrichten-Rubrik "Österreich,
Europa und die Welt" |
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