Von (A)chleitnerstraße bis (Z)um Sonnenaufgang – verewigte Vergangenheit im Straßennetz
Linz (stadt) - Wohl nicht nur TaxifahrerInnen oder StadtvermesserInnen ist die Vielfalt der Linzer Stadtstraßen
und -gassen ein Begriff. Grundsätzlich erfolgen die Benennungen von Straßen in Linz auf Vorschlag des
Archivs der Stadt Linz durch Beschlüsse des Stadtsenats. Wussten Sie jedoch, dass es in der Landeshauptstadt
insgesamt 1.144 verschiedene Straßenbezeichnungen für das mehr als 560 Kilometer lange Straßennetz
gibt? Die Palette der Straßennamen reicht von der Achleitnerstraße in Ebelsberg bis zu einer Häuserzeile
am Bindermichl, in der die BewohnerInnen täglich „Zum Sonnenaufgang” unterwegs sind.
Wer mit offenen Augen durch Linz geht, stößt auf zahlreiche alte Flur- und Ortsbezeichnungen, die auf
mittlerweile längst Verschwundenes hinweisen, so zum Beispiel die Marktmühlgasse in Ebelsberg und die
Straße „Im Dörfl” im Römerbergviertel. Am bekanntesten für eine solche alte Ortsbezeichnung
ist wohl der Taubenmarkt im Stadtzentrum, der nach dem hier bis 1880 abgehaltenen Geflügelmarkt so heißt.
Die Sommerstraße in Kleinmünchen erinnert nicht, wie man denken könnte, an die warme Jahreszeit,
sondern an die alte Flurbezeichnung „Sommerwinkel”.
Neben bedeutenden männlichen Persönlichkeiten aus Politik, Gesellschaft und Kultur wie dem Dichterfürsten
Goethe (Goethestraße) oder dem Musikgenius Mozart (Mozartstraße) stößt man im Linzer Straßennetz
immer wieder auf die Spuren von Frauen, die mit ihrem Wirken auch die Geschichte Österreichs und im besonderen
unserer Stadt geprägt haben. So heißt der Bachmannweg nach der Schriftstellerin Ingeborg Bachmann. Die
Haushoferstraße in der Nähe vom Bulgariplatz ist nach der Schriftstellerin Marlen Haushofer benannt.
Der Beutlmayrweg hat seinen Namen nach der Gründerin des Arbeiterinnenbildungsvereins, Landtagsabgeordneten
und Gemeinderätin Marie Beutlmayr. Die Benennung der Bleibtreustraße würdigt seit dem Jahr 1945
das Schaffen der in Linz geborenen Burgschauspielerin Hedwig Bleibtreu.
Bei den jüngsten Straßenbenennungen in der Grünen Mitte Linz finden sich die Kommunalpolitikerinnen
Edeltraud Hofer und Anni Grestenberger wieder. Ein Straßenzug in Pichling ist nach der Linzer Schriftstellerin
und Widerstandskämpferin Henriette Haill benannt. Neben dem Henriette-Haill-Weg erinnern zahlreiche weitere
Straßenbenennungen an NS-Opfer und Verfolgte, von der Bernardisstraße am Freinberg bis zum Tschofenigweg
in Ebelsberg.
Einige Straßenbenennungen folgen heimischen Tier- und Pflanzenarten, wie etwa der Falterweg, der Habichtweg,
der Rebhuhnweg und der Marderweg in Pichling sowie der Seidelbastweg im Kleinmünchen, während in der
solarCity das Weltall, zum Beispiel am Andromedaweg oder am Siriusweg in die Straßennamen eingeflossen ist.
Übrigens: Zuletzt sind in den Jahren 2014, 2015 und 2016 folgende Straßen neu benannt worden: 2014
die Wallenbergstraße im Stadtteil Spallerhof nach dem schwedischen Diplomaten Raoul Wallenberg (1912-1947),
der durch seinen Einsatz zur Rettung ungarischer Jüdinnen und Juden beitrug und der Wilenskyweg in Pichling
nach der Tänzerin Edith Dorothea Wilensky (1905-1976), die als Jüdin nach dem „Anschluss" 1938 aus
Linz vertrieben wurde. Seit 2015 gibt es beim Volksgarten einen Weg der Begegnung. Seit Februar 2016 trägt
der Menzelweg in Pichling den Namen der Wissenschaftlerin Rudolfine Menzel.
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