Wien (wifo) - Gemäß der aktuellen Schnellschätzung des WIFO wuchs die österreichische Wirtschaft
im II. Quartal 2016 gegenüber dem Vorquartal um 0,3% (nach +0,4% im I. Quartal). Die größten Wachstumsimpulse
gingen erneut von der Binnennachfrage aus, sowohl der Konsum als auch die Anlageinvestitionen wurden ausgeweitet.
Die Industriekonjunktur schwächte sich zuletzt leicht ab.
Das österreichische BIP wuchs im II. Quartal 2016 gegenüber der Vorperiode um 0,3%1). Die Schnellschätzung
des WIFO zum Wirtschaftswachstum im II. Quartal 2016 berücksichtigt bereits den jüngst von Statistik
Austria publizierten Jahreswert für 2015 (+1,0%) sowie die Revisionen für 2014, 2013 und 2012. Für
das I. Quartal 2016 ergab sich nach Aktualisierung nunmehr eine leichte Abwärtsrevision auf real +0,4% (bisher
+0,5%). Mit dem Wachstum von 0,3% setzte sich die aufwärtsgerichtete Grunddynamik der Konjunktur im II. Quartal
leicht verlangsamt fort.
Laut der im europäischen Vergleich maßgeblichen volatileren Veränderungsrate (bereinigt laut Eurostat-Vorgabe)2)
zeigte sich für das II. Quartal, nach einem kräftigen Anstieg zu Jahresbeginn von 0,6%, keine weitere
Beschleunigung mehr.
Das Wachstum wurde in Österreich in den letzten Monaten erneut vor allem durch die Ausweitung der Konsum-
und Investitionsnachfrage gestützt. Der Konsum der privaten Haushalte entwickelte sich im 1. Halbjahr positiv,
die Nachfrage stieg sowohl im I. als auch im II. Quartal um 0,3%. Sondereffekte wie die mit Jahresbeginn umgesetzte
Steuerreform sowie Einsparungen aufgrund weiterhin niedriger Energiepreise dürften die Ausgabenbereitschaft
erhöht haben. Auch die öffentlichen Konsumausgaben wurden ausgeweitet (+0,2%).
Seit 2015 investieren die heimischen Unternehmen wieder vermehrt. Die Nachfrage nach Bruttoanlageinvestitionen,
welche auch Ausrüstungs- und Bauinvestitionen umfassen, stieg zuletzt um 0,8%. Damit hielt die Erholung nach
dem Einbruch im Jahr 2014 an.
Die exportgetragene Industriekonjunktur schwächte sich Ende 2015 und Anfang 2016 ab, wenngleich der Außenhandel
zuletzt wieder etwas an Dynamik gewann. Sowohl die Importe (+0,6%) als auch die Exporte (+0,5%) wurden ausgeweitet;
der Wachstumsbeitrag des Außenhandels zum BIP war aufgrund des stärkeren Wachstums der Importe erneut
negativ.
Spiegelbildlich zur schwächeren Entwicklung der Exporte ließ auch die Belebung der Industriekonjunktur
zu Jahresbeginn leicht nach. Das Wachstum der Sachgütererzeugung verlangsamte sich auf +0,5% im II. Quartal
(I. Quartal +0,7%). Nach der schwachen Entwicklung der vergangenen zwei Jahre verzeichnete hingegen die Bauwirtschaft
positive Impulse, die Wertschöpfung stieg im II. Quartal um 0,5%. Ebenfalls positive Beiträge zum Wirtschaftswachstum
lieferten die Marktdienstleistungen. Im Handel stieg die Wertschöpfung um 0,5%, in der Beherbergung und Gastronomie
um 0,4%.
1) Trend-Konjunktur-Komponente.
2) Saison- und arbeitstagsbereinigt.
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