Projekt der FH St. Pölten zu Genderaspekten in Leitzentralen
St. Pölten (fh) – Frauen und Männer haben unterschiedliche Ansprüche an Arbeitsplätze.
Das Carl Ritter von Ghega Institut für integrierte Mobilitätsforschung der Fachhochschule St. Pölten
untersucht in einem Projekt, wie dies bei der Gestaltung der Arbeitsplätze in Leitzentralen berücksichtigt
werden kann. Im Rahmen des Projekts ist ein Leitfaden entstanden, der Verantwortliche bei der praktischen Umsetzung
von Kriterien im Bereich Gender und Diversity unterstützt.
In Leitzentralen von zum Beispiel Bahn, Straße oder Flughäfen arbeitet häufig eine Überzahl
an Männern. Die Arbeitsplätze sind daher meist nach deren Bedürfnissen ausgerichtet und Anforderungen
von Mitarbeiterinnen können übersehen werden.
„Derzeit gibt es noch wenige Untersuchungen in diesem Bereich. Aktuelle Erhebungen, sowohl aus dem Militär
als auch in der Arbeitsmedizin, zeigen aber geschlechtsspezifische Arbeitsplatzanforderungen. Das fehlende Wissen
erschwert es Firmen, gendersensible Arbeitsumgebungen zu entwickeln“, sagt Frank Michelberger, Leiter des Projekts
und des Carl Ritter von Ghega Instituts für integrierte Mobilitätsforschung der FH St. Pölten. Dies
könnte auch ein Grund für die anhaltend starke männliche Dominanz an diesen Arbeitsplätzen
sein.
Männliche und weibliche Arbeitsplätze
Im vor Kurzem abgeschlossenen Projekt GenSiSys (Gendergerechte Gestaltung von Arbeitsplätzen im Bereich sicherheitskritischer
Systemen) hat Michelberger mit seinem Team und den Partnerorganisationen Frequentis AG, USECON – The Usability
Consultants GmbH, dem Institut für Gestaltungs- und Wirkungsforschung der Technischen Universität Wien
und dem Zentrum für Interaktion, Medien & soziale Diversität (ZIMD), Methoden für die Evaluation
von Genderdimensionen für Ergonomie und Benutzbarkeit an Arbeitsplätzen in sicherheitskritischen Systemen
erarbeitet. Untersucht wurden dafür Leitzentralen der Österreichischen Bundesbahnen sowie der Leitstelle
Notruf NÖ.
Dabei wurde erhoben, welche Bedürfnisse und Anforderungen bestimmte Berufsgruppen und vor allem Männer
und Frauen bei der Ausgestaltung eines Arbeitsplatzes in Leitzentralen haben und wie diese methodisch überprüft
werden können. Ausgehend von Hypothesen über diese Unterschiede wurden verschiedene Methoden identifiziert
und deren Potential für eine gendergerechte Arbeitsplatzgestaltung evaluiert.
Orientierung, Farbwahrnehmung, Sitzposition
So gibt es z. B. Studien, die zeigen, dass es geschlechtsspezifische Unterschiede bei Orientierung und Wegfindungsstrategien
gibt. Andere Studien zeigen, dass Farben (Farbcodierungen auf Bildschirmen, Farbgestaltung von Räumen) von
Männern und Frauen unterschiedlich wahrgenommen werden und Leistungsunterschiede verursachen können.
Auch in der Sitzposition und im Sitzverhalten können Unterschiede wahrgenommen werden. Passend dazu wurden
Methoden wie zum Beispiel mobiles Eye-Tracking oder Center-of-Pressure-Messung (Messung des Sitzverhaltens mittels
sensorieller Sitzkissen) eingesetzt und überprüft.
Leitfaden für Leitzentralen
Ergebnis des interdisziplinären Projekts ist ein Leitfaden für Gender- und Diversity-Kriterien im sicherheitskritischen
Arbeitsumfeld. „Der vorliegende Leitfaden soll Verantwortliche in Organisationen beim Umsetzen entsprechender Kriterien
unterstützen“, sagt Peter Judmaier, FH-Dozent am Department Medien und digitale Technologien der FH St. Pölten
und wissenschaftlicher Leiter des Projekts. Der Leitfaden ist im Internet zum Download verfügbar und liefert
konkrete Anleitungen. Er gliedert sich in drei Abschnitte: Richtlinien, Methoden und Testleitfa¨den.
Projekt GenSiSys
Das Projekt wurde im Rahmen des Programms „Talente“ durch das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und
Technologie gefördert. Projektpartner waren die Frequentis AG, USECON – The Usability Consultants GmbH, das
Institut für Gestaltungs- und Wirkungsforschung der Technischen Universität Wien und das Zentrum für
Interaktion, Medien & soziale Diversität (ZIMD). Von Seiten der FH St. Pölten waren auch das Department
Gesundheit mit dem Studiengang Physiotherapie und das Department Soziales beteiligt.
https://www.fhstp.ac.at/de/forschung/projekte/gensisys
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