Uni Graz-Absolventin sucht nach den letzten Urwäldern Österreichs
Graz (universität) - Beinahe die Hälfte Österreichs ist mit Wald bedeckt. Jedoch handelt
es sich dabei größtenteils um bewirtschaftete Forste, deren Struktur vom Menschen beeinträchtigt
ist. „Tatsächlich befinden sich nur mehr drei Prozent der heimischen Waldflächen in einem natürlichen
Zustand“, erklärt Sandra Aurenhammer, MSc. Die Absolventin des Masterstudiums Ökologie und Evolutionsbiologie
an der Karl-Franzens-Universität Graz ist, aufbauend auf einem Naturschutzprojekt der Kärntner Landesregierung,
auf der Suche nach den letzten Urwäldern Südösterreichs. Als Urwald werden Gebiete bezeichnet, die
über Jahrhunderte hinweg völlig unberührt und intakt geblieben sind. Behilflich sind ihr dabei spezielle
Arten von Käfern, die nur in sehr naturnahen, totholzreichen Beständen leben können. „Anhand ihrer
Vorkommen lässt sich die Biografie des Waldes schreiben; sogenannte „Urwaldreliktkäfer“ geben Aufschluss
über sein Alter, über die klimatischen Gegebenheiten und seine Nutzungsvergangenheit. Die Käfer
erzählen quasi seine Geschichte“, so die Wissenschafterin, die für ihre noch nicht abgeschlossene Forschungsarbeit
heuer mit dem Theodor Körner-Förderpreis ausgezeichnet wurde.
Besonders die Waldbestände Mitteleuropas stehen unter starkem Nutzungsdruck. Areale, in denen es noch Alt-
und Totholz oder Baumhöhlen gibt, findet man selten – wie zum Beispiel im Rothwald in den Niederösterreichischen
Kalkalpen, dem größten Urwaldrest Österreichs. „Wenn es aber nur mehr wenig morsches oder abgestorbenes
Holz gibt, verkleinert sich dadurch der Lebensraum zahlreicher Spezies, die auf diese Umgebung spezialisiert sind.
Die Präsenz sensibler Arten sagt also sehr viel über den allgemeinen Zustand eines Waldes aus“, erklärt
Aurenhammer. Daher sind zum Beispiel spezielle Bock-, Pracht- und Hirschkäfer sehr gute Indikatoren für
das ökologische Gleichgewicht ihrer Umgebung. Rund 7.500 verschiedene Käferarten gibt es allein Österreich.
So wie viele andere Holzbewohner sind auch Käfer recht wählerisch, was ihre Behausung anbelangt: „Sie
brauchen Bäume, die bestimmte Merkmale aufweisen. Außerdem leben viele Käfer in Symbiose mit speziellen
Pilzen, die selbst wiederum ein besonderes Umfeld verlangen“, so die Forscherin.
Die letzten Urwaldreste Österreich befinden sich meist in sehr unzugänglichem Gelände, das sich
für die wirtschaftliche Nutzung nicht eignet. In Zusammenarbeit mit führenden BotanikerInnen und ZoologInnen
hat Aurenhammer bereits rund 70 Flächen in den Hohen Tauern, Karnischen Alpen, Karawanken und Gailtaler Alpen
untersucht und ist dabei auf unterschiedliche Käferarten gestoßen, die tatsächlich nur in ursprünglichen
Wäldern vorkommen. Im nächsten Schritt wird die Forscherin nun das erhobene Material bestimmen und auswerten.
Mit ihrer Arbeit möchte Aurenhammer die Bevölkerung für Arten- und Umweltschutz sensibilisieren
und dabei zeigen, wie die heimischen Wälder ausschauen könnten, wenn man der Natur ihren Lauf ließe.
|