Kernkapitalquote auf 13,3% gesteigert, weitere Verbesserung der Kreditqualität
Wien (erstegroup) - „Mit über EUR 800 Millionen Gewinn präsentieren wir das beste Halbjahresergebnis
unserer Unternehmensgeschichte. Und unsere harte Kernkapitalquote von 13,3 Prozent liegt nicht nur deutlich über
den Anforderungen und unterstreicht unsere starke Kapitalisierung, sondern lässt uns auch recht entspannt
mit dem Ergebnis des Stresstests umgehen. Erfreulich ist auch die Entwicklung unserer Kreditqualität: Mit
einem Rückgang der notleidenden Kredite von knapp 17 Prozent verzeichneten wir hier die stärkste Verbesserung
in einem Halbjahr. Basierend darauf fiel die NPL-Quote seit Jahresbeginn von 7,1 Prozent auf 5,8 Prozent.
Allerdings agieren wir in einem wirtschaftlichen und politischen Umfeld in Europa, das von Unsicherheiten geprägt
ist, in dem Banken seit vielen Jahren mit Sondersteuern belastet werden, politische Eingriffe in privatwirtschaftliche
Preisautonomie en vogue sind, gleichzeitig aber ein beschleunigter Kapitalaufbau gefordert wird.
Die von politischen Notwendigkeiten beeinflusste Null- beziehungsweise Negativzinspolitik der Europäischen
Zentralbank spiegelt sich nicht nur in den Veranlagungserträgen unserer Kunden, sondern auch in unserem Betriebsergebnis
wider. Dieses wird auch durch steigende regulatorische Kosten belastet. Das solide Wirtschaftswachstum unserer
Kernmärkte in Zentral- und Osteuropa verbunden mit der starken privaten Kreditnachfrage konnte diesen Trend
nicht ganz abfedern.
Trotzdem sind wir mit dem Ergebnis für das erste Halbjahr zufrieden, vor allem auch, weil alle Tochterbanken
dazu beigetragen haben. Wir sind zuversichtlich die positiven Trends im Kundengeschäft verstärken zu
können, auch durch weitere Investitionen in unsere erfolgreichen digitalen Projekte. Deshalb haben wir auch
den Ausblick für das Gesamtjahr – trotz der Herausforderungen - auf eine Eigenkapitalrendite (ROTE) von über
12 Prozent angehoben“, erklärte Andreas Treichl, CEO der Erste Group Bank AG, in einem Kommentar zu den Ergebnissen
des ersten Halbjahres 2016.
GuV-Zahlen: 1–6 2016 verglichen mit 1–6 2015, Bilanzzahlen: 30. Juni 2016 verglichen mit 31. Dezember 2015
Der Zinsüberschuss blieb bei einem moderaten Kreditwachstum in einem anhaltend schwierigen Marktzinsumfeld
mit EUR 2.194,1 Mio (-0,8%; EUR 2.211,9 Mio) nahezu stabil. Der Provisionsüberschuss sank auf EUR 884,9 Mio
(-3,5%; EUR 917,4 Mio), vor allem bedingt durch geringere Erträge aus dem Wertpapiergeschäft und aus
Zahlungsverkehrsdienstleistungen. Das Handels- und Fair Value-Ergebnis fiel aufgrund des Wegfalls positiver Einmaleffekte
und eines negativen Fair Value-Ergebnisses auf EUR 107,5 Mio (EUR 136,5 Mio). Die Betriebserträge gingen auf
EUR 3.316,6 Mio (-2,4%; EUR 3.399,4 Mio) zurück. Der Verwaltungsaufwand stieg auf EUR 1.980,3 Mio (+4,4%;
EUR 1.896,8 Mio), unter anderem bedingt durch die fast gänzliche Verbuchung der in 2016 erwarteten Einlagensicherungsbeiträge
in Höhe von EUR 79,3 Mio (EUR 38,8 Mio) sowie die höheren Personalaufwendungen von EUR 1.152,7 Mio (EUR
1.113,9 Mio). Daraus resultierte ein Rückgang im Betriebsergebnis auf EUR 1.336,3 Mio (-11,1%; EUR 1.502,6
Mio). Die Kosten-Ertrags-Relation belief sich auf 59,7% (55,8%). Im Gewinn aus finanziellen Vermögenswerten
und Verbindlichkeiten, nicht erfolgswirksam zum Fair Value bilanziert (netto), ist ein Gewinn aus dem Verkauf der
Anteile an VISA Europe in Höhe von EUR 138,7 Mio erfasst.
Die Wertberichtigungen für nicht erfolgswirksam zum Fair Value bilanzierte finanzielle Vermögenswerte
(netto) sanken deutlich auf EUR 25,8 Mio bzw. 4 Basispunkte des durchschnittlichen Bruttokundenkreditbestands (-93,1%;
EUR 373,9 Mio bzw. 58 Basispunkte), bedingt durch den deutlichen Rückgang von notleidenden Krediten und höheren
Erträgen aus Eingängen abgeschriebener Forderungen in Rumänien und Ungarn. Die NPL-Quote verbesserte
sich erneut auf 5,8% (7,7%). Die NPL-Deckungsquote lag bei 65,6% (68,2%).
Der sonstige betriebliche Erfolg belief sich auf EUR -192,2 Mio (EUR -200,6 Mio). Darin enthalten sind Aufwendungen
für die erwarteten jährlichen Beitragszahlungen in Abwicklungsfonds in Höhe von EUR 64,6 Mio (EUR
55,2 Mio). Die Banken- und Finanztransaktionssteuern sanken auf EUR 107,6 Mio (EUR 137,2 Mio), was auf die signifikante
Reduktion der ungarischen Bankenabgaben auf EUR 38,2 Mio (EUR 65,5 Mio) zurückzuführen war. In Österreich
entsprachen die Belastungen mit EUR 57,1 Mio (EUR 60,1 Mio) etwa jenen des Vorjahres, in der Slowakei beliefen
sie sich auf EUR 12,3 Mio (EUR 11,6 Mio).
Infolge geringerer Ergebnisbeiträge der Haftungsverbund-Sparkassen sank das den Minderheiten zuzurechnende
Periodenergebnis auf EUR 146,2 Mio (EUR 203,4 Mio). Das den Eigentümern des Mutterunternehmens zuzurechnende
Periodenergebnis stieg auf EUR 841,7 Mio (EUR 487,2 Mio).
Das gesamte Eigenkapital stieg auf EUR 16,0 Mrd (EUR 14,8 Mrd). Nach Vornahme der in der Eigenkapitalverordnung
(CRR) festgelegten Abzugsposten und Filter stieg das harte Kernkapital (CET 1, Basel 3 aktuell) auf EUR 13,4 Mrd
(EUR 12,1 Mrd), die gesamten regulatorischen Eigenmittel (Basel 3 aktuell) beliefen sich auf EUR 18,9 Mrd (EUR
17,6 Mrd). Bei der Berechnung wurde der Zwischengewinn berücksichtigt. Das Gesamtrisiko, die risikogewichteten
Aktiva aus Kredit-, Markt- und operationellem Risiko (Basel 3 aktuell), stieg auf EUR 101,0 Mrd (EUR 98,3 Mrd).
Die harte Kernkapitalquote (CET 1, Basel 3 aktuell) lag bei 13,3% (12,3%), die Eigenmittelquote (Basel 3 aktuell)
bei 18,7% (17,9%).
Die Bilanzsumme stieg auf EUR 204,5 Mrd (EUR 199,7 Mrd). Die Kundenkredite (netto) stiegen leicht auf EUR 127,4
Mrd (+1,2%; EUR 125,9 Mrd), der Handelsbestand erhöhte sich auf EUR 10,4 Mrd (EUR 8,7 Mrd). Passivseitig gab
es einen Zuwachs bei Einlagen von Kreditinstituten auf EUR 16,4 Mrd (EUR 14,2 Mrd), die Kundeneinlagen stiegen
auf EUR 130,4 Mrd (EUR 127,9 Mrd). Die verbrieften Verbindlichkeiten – vor allem Anleihen und Hypothekenpfandbriefe
– sanken auf EUR 28,0 Mrd (EUR 29,7 Mrd). Das Kredit-Einlagen-Verhältnis lag bei 97,7% (98,4%).
Ausblick
Wirtschaftliche Rahmenbedingungen sollten Kreditwachstum unterstützen. Für die wichtigsten CEE-Märkte,
inklusive Österreich, wird – in erster Linie getragen durch robuste Inlandsnachfrage – ein reales BIP-Wachstum
von 1,4 bis 4,1% für 2016 erwartet.
Erwartete Eigenkapitalverzinsung um immaterielle Vermögenswerte bereinigt (ROTE) von über 12% in 2016
begünstigt weitere Dividendenausschüttungen. Unterstützungsfaktoren sind das fortgesetzte Kreditwachstum
sowie die kontinuierliche Verbesserung der Kreditqualität in günstigem Risikoumfeld. Allerdings wird
sich das nachhaltig niedrige Zinsumfeld negativ auf die Betriebseinnahmen auswirken. Erwartet wird ein Rückgang
im Betriebsergebnis in Ungarn (niedrigeres Kreditvolumen) und in Rumänien (aufgrund von Zinsanpassungen bei
Krediten). Für 2016 werden Bankenabgaben von etwa EUR 360 Mio vor Steuern erwartet (darin inkludiert sind
Bankensteuern, Finanztransaktionssteuer und Beiträge zu Abwicklungs- und Einlagensicherungsfonds) sowie zuzüglich
eine mögliche Einmalzahlung für die Bankensteuer in Österreich (vorbehaltlich der Verabschiedung
der Regierungsvorlage durch das Parlament) von etwa EUR 200 Mio. Eine derartige Einmalzahlung für die österreichische
Bankensteuer hätte eine nachhaltige Reduktion der Bankensteuer von ca. EUR 130 Mio auf EUR 20 Mio vor Steuern
pro Jahr ab 2017 zur Folge. Der Ausblick geht davon aus, dass es im zweiten Halbjahr 2016 zu keinen signifikanten
negativen Einmaleffekten kommen wird.
Risikofaktoren für die Prognose. Risiken im Zusammenhang mit geopolitischen und weltwirtschaftlichen Entwicklungen,
der Effekt von Negativzinsen sowie Konsumentenschutzaktivitäten.
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