Salzburg: Erzbischof Lackner auf
 Du und Du mit Tod und Teufel

 

erstellt am
05. 08. 16
11:00 MEZ

Gespräch über "Leidenschaften" zwischen Salzburger Erzbischof und den "Jedermann"-Schauspielern Peter Lohmeyer (Tod) und Christoph Franken (Teufel)
Salzburg (kap) - Es kommt wohl nicht oft vor, dass Bischöfe Aug' in Aug' und noch dazu auf Du und Du mit Tod und Teufel an einem Tisch Platz nehmen, um über Leidenschaften zu plaudern. So geschehen jedoch am Abend des 04.08. im Bischofsgarten in Salzburg, wo Erzbischof Franz Lackner zu einem Begegnung mit den beiden "Jedermann"-Schauspielern Peter Lohmeyer (Tod) und Christoph Franken (Teufel) geladen hatte. Der Einladung, die im Rahmen der heurigen "Salzburger Hochschulwochen" ausgesprochen wurde, waren rund 300 interessierte Zuhörer gefolgt - und was sie geboten bekamen, war ein kurzweiliges und zugleich tief schürfendes Gespräch, in dem alle drei Gesprächsteilnehmer ein gemeinsames Lob auf ein leidenschaftliches Leben anstimmten, ohne den Wert der Gelassenheit gering zu schätzen.

Er selbst habe mit den Leidenschaften - anders als die klassische Theologie - kein Problem, so Lackner. Auch wenn sich ein Bischof "gewisse Leidenschaften nicht mehr leisten" könne bzw. sich etwa in seinem öffentlichen Auftritten sprachlich stärker beherrschen müsse. Für ihn persönlich sei daher auch Sehnsucht eine wichtige Leidenschaft, da diese das Leben in Schwung halte - und ihn auch durch manche ernüchternde und langatmige Sitzung hindurch trage, die es im Leben eines Bischofs auch gebe. Er sei jedoch "leidenschaftlich Priester und Bischof", so Lackner, auch wenn er keinen Hehl daraus machte, dass auch der bischöfliche Alltag "Trockenperioden" kenne.

Leidenschaftlich empfinde er persönlich auch das Fragen und Suchen nach Gott. So lebe er inzwischen seit über 35 Jahren mit Gott - und zugleich mit der Sehnsucht nach Gewissheit im Glauben: "Ich denke oft: Lieber Gott, auch wenn es dich vielleicht nicht gibt, es ist toll, an dich zu glauben". Dies sei gewiss nicht als frevlerische Aussage misszuverstehen, sondern vielmehr als Ausdruck des aufrichtigen und leidenschaftlichen Suchens, das auch als Bischof nicht ende. Der Kirche wünschte Lackner schließlich leidenschaftliche Menschen, die für Gott brennen, ohne zugleich - jung Verliebten gleich - den Verstand auszuschalten.

Lohmeyer: Leidenschaft ist Zeichen des Suchens
Leidenschaftlich in Rede und Auftreten zeigte sich Schauspieler Peter Lohmeyer: "Ich stehe leidenschaftlich zur Leidenschaft und hoffe, sie bleibt mir bis zum Ende". Leidenschaft verstehe er als eine Grundhaltung des modernen Menschen, die nicht durch Gelassenheit aufgehoben werden dürfe: Schließlich erfordere die Dramatik der Gegenwart - politisch wie gesellschaftlich - leidenschaftliche Existenzen: "Es geht einfach nicht, sich zurückzulehnen. Wir müssen leidenschaftlich helfen, leidenschaftlich aufeinander zugehen". Das Leben erfahre er insofern stets als ein bewegtes, denn: "Leidenschaft ist das Zeichen einer nicht enden wollender Suche".

Dem stimmte auch Schauspieler Christoph Franken zu, der im "Jedermann" den Teufel spielt. Es gebe zwar immer auch Formen krankhafter Leidenschaft wie Besessenheit - er erfahre jedoch gerade angesichts der Geburt seines Kindes vor wenigen Monaten, was für eine starke Triebkraft die Leidenschaft darstelle. Es gelte, Menschen und das, was man tut, "mit Leidenschaft zu lieben", so der Schauspieler: "Wir sollten mehr Leidenschaft im Leben wagen - das Abwarten, Zaudern und Heraushalten ist nicht zeitgemäß".

Moderiert wurde das Gespräch im Bischofsgarten in der Salzburger Innenstadt von der "Presse"-Journalistin Ulrike Weiser. Es schloss sich ein Gartenfest für die Teilnehmer und Gäste an, bei dem sich der Erzbischof unter die Gäste mischte und angeregt weiter über das Thema Leidenschaften austauschte. Noch bis 7. August findet die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema im Rahmen der "Salzburger Hochschulwochen" an der Universität Salzburg statt. Höhepunkt wird ein Festakt mit einem Vortrag des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx.

 

 

 

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