Neu konzipierter Kunst- und Kulturbericht 2015
Wien (pk) - Als "Handbuch künstlerischer Möglichkeiten", das zur intensiven Auseinandersetzung
mit Kunst und Kultur einlädt möchte Kulturminister Thomas Drozda den neuen Kunst- und Kulturbericht 2015
verstanden wissen. Erstmalig wird der detaillierte Bericht über die österreichische Kulturpolitik und
die Verwendung öffentlicher Mittel für Kunst und Kultur in einem Band präsentiert ( III-295 d.B.)
und nicht getrennt nach Kunstbericht und Kulturbericht. Mit einer einheitlichen Darstellung, die für die Förderbereich
die auch von der Statistik Austria und den Bundesländern verwendete LIKUS-Systematik anwendet, soll die Vergleichbarkeit
des Budgets sichergestellt werden. Besonderen Wert legt die AutorInnen auch auf die Herausarbeitung des Genderaspekts
der Kunst- und Kulturförderungen. Das Verhältnis der Förderung von Männern und Frauen sei nach
Abteilungen und Sparten zwar unterschiedlich, zeige sich aber insgesamt als sehr ausgewogen, hält der Kulturminister
fest.
Neben einer Auflistung der wichtigsten geförderten Institutionen werden auch die wesentlichen Förderungsprogramme,
die der Bund anbietet, auf rund 450 Seiten dargestellt und die Ausgaben im Einzelnen ausgewiesen. An den Zahlen
lässt sich ablesen, dass die Bundesmittel für Kunst und Kultur 2015 keine großen Veränderungen
gegenüber dem Jahr davor zeigten.
Das Kulturbudget nach Sparten
Insgesamt wurden 2015 vom Bund Fördermittel in der Höhe von 410,29 Mio. € vergeben. Der Rückgang
gegenüber dem Jahr 2014 (425,85 Mio. €) ergibt sich daraus, dass in diesem Jahr die Bundesmuseen und die Österreichische
Nationalbibliothek 20,88 Mio. € an Sondermitteln für Investitionen und besondere Projekte erhielten. 2015
wurden nur 3,37 Mio. € im Rahmen von Sonderfinanzierungen bereitgestellt.
Die gesamten Förderausgaben betrugen 2015 für Museen, Archive und Wissenschaft rund 112,62 Mio. € (2014:
rund 123,7 Mio. €). Für baukulturelles Erbe und Denkmalschutz wurden 28,32 Mio. € aufgewendet (2014: ca. 28,35
Mio. €). Rund 25,13 Mio.€ entfielen auf das Bibliothekswesen (2014: 30,37 Mio. €), 167,22 Mio. € auf die Darstellende
Kunst (2014: 166,13 Mio. €). Für Festspiele und Großveranstaltungen gab es Mittel in der Höhe von
ca. 15,15 Mio. € (2014: 14,92 Mio. €). In den internationalen Kunstaustausch flossen wie im Jahr davor rund 2 Mio.
€.
In diesen Gesamtbeträgen der Kunst- und Kulturförderungen sind die Förderungen nach dem Kunstförderungsgesetz
enthalten. Die Kunstförderungen umfassen sowohl Einzelförderungen als auch Stipendien- und Förderungsprogramme
und beliefen sich 2015 auf rund 87,66 Mio. €. Damit blieben die Mittel etwa auf dem Stand von 2014 (rund 86,3 Mio.
€). An erster Stelle lagen hier die Förderungen für Film, Kino, Video- und Medienkunst mit 25,76 Mio.
€ (2014: 25,84 Mio. €), gefolgt von der darstellenden Kunst mit 18,28 Mio. € (2014: ca. 17,2 Mio. €). Die Literaturförderungen
blieben mit 9,5 Mio. € etwa in gleicher Höhe wie 2014 (9,6 Mio. €). Musik wurde mit 6,74 Mio. € bedacht (2014:
6,96 Mio. €), und Kulturinitiativen erhielten mit rund 4,5 Mio. € wieder annähernd den Betrag des Vorjahres.
Bundestheater: Weitere Anstrengungen zur Stabilisierung
Der Bundestheater-Konzern befand sich in den letzten Jahren in einer angespannten finanziellen Lage. Die Aufbringung
weiterer Finanzmittel durch Einsparungen und Immobilienverkäufe bleibt auch im Geschäftsjahr 2015/16
eine Notwendigkeit. Nach einem Bilanzverlust von 28,4 Mio. € im Geschäftsjahr 2013/14 war 2014/15 ein leichter
Gewinn von 67.000 € zu verzeichnen. Die Zahl der BesucherInnen blieb mit 1.318.067 im langjährigen Durchschnitt
(2014: 1.339.319 BesucherInnen).
2015 wurden auch einige wichtige gesetzliche Maßnahmen gesetzt. Das Parlament beschloss ein neues Bundestheaterorganisationsgesetz,
zudem wurden Ziel- und Leistungsvereinbarungen abgeschlossen und eine dreijährige Budgetplanung vorgelegt.
Die wirtschaftliche und organisatorische Situation des Bundestheater-Konzerns habe sich mit diesen Maßnahmen
deutlich verbessert, darüber hinaus sei mit Christian Kircher ein kompetenter Geschäftsführer der
Bundestheater-Holding GmbH bestellt worden, heißt es im Bericht. Künstlerisch waren die Bundestheater
bei Publikum und Kritik weiterhin erfolgreich. Das Burgtheater unter der Leitung von Karin Bergmann wurde 2015
von der renommierten Zeitschrift "Theater heute" sogar zum Theater des Jahres gewählt.
Bundesmuseen und Österreichische Nationalbibliothek mit steigenden BesucherInnenzahlen
Bei den Bundesmuseen und der Österreichischen Nationalbibliothek setzten sich die positiven Entwicklungen
der vergangenen Jahre fort. Sie verzeichnen kontinuierlich steigende BesucherInnenzahlen. Die Entwicklung war in
den einzelnen Häusern sehr unterschiedlich, doch ergab sich mit 4,97 Mio. Besucherinnen (2014: 4,72 Mio.)
insgesamt ein Plus von 5,4 %. Der Bund unterstützte 2015 diese Institutionen (Albertina, Österreichische
Galerie Belvedere, KHM-Museumsverband, MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst, Museum Moderner
Kunst Stiftung Ludwig – mumok, Naturhistorisches Museum Wien, Technisches Museum Wien mit Österreichischer
Mediathek sowie Österreichische Nationalbibliothek) mit einer Basisabgeltung von 108,153 Mio. €, d.h. mit
dem selben Betrag wie im Jahr davor. Die Investitionsprogramme beliefen sich auf 3,373 Mio. € (2014: 20,884 Mio.
€).
Zusätzlich zur vielfältigen Ausstellungstätigkeit und Forschungsarbeit wurden einige wichtige Vorhaben
umgesetzt. Im April 2015 wurde das Literaturmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek eröffnet und
die Arbeiten für das neue Weltmuseum fortgesetzt, dessen einzigartige Sammlung Ende 2017 wieder für das
Publikum zugänglich gemacht werden soll.
Die Digitalisierung des kulturellen Erbes ist seit einigen Jahren ein wichtiges Anliegen der Kulturpolitik. Im
Dezember 2015 konnte der 2012 gestartete Aufbau einer Bilddatenbank und Online-Sammlung im MAK - Österreichisches
Museum für angewandte Kunst & Gegenwartskunst erfolgreich abgeschlossen werden. Rund 342.000 Objekte und
Archivalien wurden mit etwa 360.000 Abbildungen digital erfasst. Eine repräsentative Auswahl von 227.000 Sammlungsobjekten
ist bereits online abrufbar.
Vielfältige Formen der Förderung der Kulturschaffenden
Ein besonderer Fokus der Kulturpolitik liegt auf der Förderung des zeitgenössischen Kunst- und Kulturschaffens
und der Gegenwartskunst. Die Programme der Kunst- und Kultursektion im Bundeskanzleramt, die sich über alle
Kunstsparten erstrecken, werden laufend evaluiert und an die aktuellen Notwendigkeiten und Bedürfnisse angepasst.
So wurden Start-, Staats- und Projektstipendien, Atelier- und Auslandsstipendien sowie Vereins-, Verlags-, Theater-,
Film- und Galerienförderungen angeboten und ausgeschrieben. Ebenso lud das Bundeskanzleramt zahlreiche ausländische
Künstlerinnen und Künstler im Rahmen seines um fangreichen Artist-in-Residence-Programms zu Arbeitsaufenthalten
nach Österreich ein.
Der Bericht hebt hervor, dass auch die soziale Absicherung von KünstlerInnen verbessert wurde, indem der Zugang
zum Künstler-Sozialversicherungsfonds durch eine umfassende Novelle erleichtert und ein Unterstützungsfonds
für in Not geratene KünstlerInnen eingerichtet wurde.
Erfolgsjahr für den österreichischen Film
Der Kunst- und Kulturbericht verzeichnet 2015 als ein Erfolgsjahr für den österreichischen Film. "Alles
wird gut" von Patrick Vollrath wurde sogar für den Oscar in der Kategorie Bester Kurzfilm nominiert.
Der österreichische Film stelle eine bedeutende Wachstumsbranche dar, heißt es im Bericht unter Verweis
auf die im Filmwirtschaftsbericht 2015 erhobenen Zahlen. 2.314 Unternehmen in der Filmwirtschaft generierten Umsätze
von nahezu einer Milliarde Euro. Auf den rasanten Medienwandel, der zu neuen Filmformaten und neuen künstlerischen
Herangehensweisen führt, reagiert das Förderungsprogramm Pixel, Bytes & Film, das Anfang 2015
gemeinsam mit ORF III und der Akademie der bildenden Künste Wien lanciert wurde. Wesentlichen Anteil am Erfolg
des österreichischen Films hat das Österreichische Filminstitut. Es hatte 2015 für Fördermaßnahmen
von der Stoffentwicklung bis zur Verwertung 19,77 Mio. € zur Verfügung (2014: 20,19 Mio. €).
Neuerungen in der Literaturförderung
In der Sparte Literatur gab es 2015 einige Neuerungen. So wurde nach der Anhebung der Jahresstipendien für
Autorinnen und Autoren ab der Periode 2014/15 nun auch die Verlagsförderung auf 2,2 Mio. € erhöht. Mit
der Novelle des Buchpreisbindungsgesetzes wurde der Markt für deutschsprachige Bücher, unabhängig
ob gedruckt oder in elektronischer Form, in Österreich einheitlich geregelt. Verlagsförderung und Buchpreisbindung
sollen helfen, die Produktion von qualitativ hochwertigen Programmen österreichischer Belletristik- und Sachbuchverlage
sowie die Verbreitung und den Vertrieb dieser Bücher unter fairen und gleichen Marktbedingungen abzusichern,
betont der Kulturminister. 2015 wurde auch gemeinsam mit dem Hauptverband des Österreichischen Buchhandels
und der IG Autorinnen/Autoren ein neuer Literaturpreis konzipiert – der Österreichische Buchpreis – um den
sich Verlage aus Deutschland, Österreich und der Schweiz mit Neuerscheinungen österreichischer AutorInnen
bewerben können.
Förderung von Kultur in den Regionen und neuer Kunstformen
Eine besondere Bedeutung misst der Kulturminister dem Engagement des Bundeskanzleramts bei der Förderung von
Kunst und Kultur in den verschiedensten Regionen des Landes bei. Die Palette reicht von den Festivals und Festspielen
in Wien, Salzburg und Bregenz bis hin zu den zahlreichen Kulturveranstaltungen in den vielen Gemeinden.
Der Bericht hebt hervor, dass das Kulturministerium auch auf die Entwicklung neuer Kunstformen setzt. So habe man
2015 die Grundlagen für ein eigenes Förderungsprogramm für den Neuen Zirkus geschaffen. Diese Kunstform,
die verschiedene Formen der darstellenden oder auch der bildenden Kunst mit Zirkuselementen verbindet, ist in Österreich
derzeit noch unterrepräsentiert.
Den Abschluss des Kunst- und Kulturberichts bildet ein detaillierte Überblick über die Ausgaben der Kunst-
und Kulturförderung sowie eine Aufstellung der Jurys und Beiräte, die über den Einsatz der Fördermittel
beraten und Empfehlungen aussprechen.
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