Verkehrstelematikbericht 2016 zum Stand der Umsetzung der IVS-Strategie
Wien (pk) - Unter Verkehrstelematik wird der Einsatz der neuen technischen Möglichkeiten der Informations-
und Kommunikationstechnologien für ein besseres Verkehrsmanagement verstanden. Damit sollen positive wirtschaftliche
und ökologische Effekte erzielt werden. Mittels so genannter "intelligenter Verkehrssysteme" – IVS
(englisch: Intelligent Transportation Systems, ITS) wird angestrebt, das Verkehrsgeschehen effizienter, ökologischer
und sicherer abzuwickeln, die vorhandene Infrastruktur optimal zu nutzen und die VerkehrsteilnehmerInnen umfassend,
aktuell und leicht zugänglich zu informieren.
Der österreichische Ansatz zum Einsatz der Verkehrstelematik ist seit 2011 im nationalen IVS-Aktionsplan dargestellt.
Dieser Maßnahmenkatalog wurde 2014 erstmals überarbeitete und um jene Themen erweitert, die bis 2017
durch die öffentliche Hand stimuliert werden sollen, um die positiven Entwicklungen im Bereich IVS fortsetzen
zu können, unterstreicht das Verkehrsministeriums (BMVIT) im Verkehrstelematikbericht 2016 ( III-291 d.B.).
Der Bericht gibt einen umfassenden Überblick über die aktuellen Aktivitäten zur Entwicklung von
IVS im gesamten Verkehrssystem Österreichs und bietet auch einen Ausblick auf internationale Entwicklungen.
Gesetzliche und organisatorische Grundlagen der IVS
Bereits 2010 haben sich die EU-Mitgliedstaaten mit einer Richtlinie auf die Förderung der IVS verpflichtet.
In Österreich wurde die Richtlinie 2013 mit einem Bundesgesetz über die Einführung intelligenter
Verkehrssysteme (IVS-G), mit Fokus auf den Straßenverkehr und dessen Schnittstellen zu anderen Verkehrsträgern,
umgesetzt.
Die ITS Austria Plattform vernetzt die österreichischen AkteurInnen im Bereich IVS. Das BMVIT wird in seinen
Planungen vom Think Tank Austria Tech unterstützt. Als Basis für die Verkehrsinformationssysteme, für
rechtsverbindliche Verwaltungsabläufe und E-Governmentprozesse dient die Graphenintegrationsplattform GIP.
Sie hat ihre organisatorische Form im Verein ÖVDAT gefunden. In diesem sind neben allen Landesverwaltungen
auch das BMVIT, die ASFINAG, die ÖBB Infrastruktur AG sowie Städte- und Gemeindebund vertreten.
Informierte VerkehrsteilnehmerInnen durch Informationsdienste
Wichtiges Ziel der Verkehrstelematik ist es, den VerkehrsteilnehmerInnen eine bessere Planung ihres Mobilitätsverhaltens
zu erlauben. Ihnen stehen unterdessen eine Reihe von Apps zur Verfügung. In Österreich bildet die Verkehrsauskunft
Österreich (VAO) mittlerweile die Basis für eine Vielzahl von Verkehrsinformationsdiensten. Mit dieser
national einheitlichen Lösung zählt Österreich europaweit zu den Vorreitern im Hinblick auf die
Bereitstellung multimodaler und nutzerInnenfreundlicher Verkehrsinformation. Mit den ÖBB schloss sich 2014
ein weiterer großer Stakeholder dem VAO-Konsortium an. Für eine optimale Ausnutzung der Schieneninfrastruktur
werden die komplexen Betriebsabläufe über Programme gesteuert und zuverlässig ausgeführt. Damit
leisten die ÖBB im Rahmen ihrer Betriebsführungsstrategie einen wesentlichen Beitrag für attraktive
und leistbare Mobilitätsangebote der Bahn.
2015 haben die ÖBB, das BMVIT und die Mobilfunkunternehmen A1, T-Mobile und Drei ein Investitionspaket von
100 Mio. € bis 2017 beschlossen, um die Mobilfunk-Netzabdeckung entlang der wichtigsten Bahnstrecken Österreichs
zu verbessern. Damit wird die Betriebssicherheit der Schieneninfrastruktur erhöht und BahnkundInnen können
die Zeit im Zug optimal nützen.
Für das hochrangige Straßennetz besteht seit Ende 2014 die Ereignisdatenbank der ASFINAG. Sie ermöglicht
das rasche Aufnehmen und Verarbeiten von Vorfällen und Verkehrszuständen und bildet Grundlage für
zeitnahe Information über sicherheitskritische Ereignisse auf österreichischen Autobahnen und Schnellstraßen.
Seit Ende 2015 kann die ASFINAG ihren KundInnen Reisezeitprognosen über die Verkehrsauskunft Österreich
anbieten. Mit dem Projekt CarSense wurden die Möglichkeiten der Nutzung von Fahrzeugsensoren als Datenquelle
für Straßeninfrastrukturbetreiber getestet.
Güterverkehr und Logistik sollen von kooperativen System profitieren
In seiner Rolle als Vorreiter im Bereich IVS blickt Österreich auch über die Landesgrenzen hinaus, heißt
es im Bericht. Als Beispiel dafür wird die Entwicklung so genannter kooperativer Systeme (C-ITS) in den Bereichen
Güterverkehr und Logistik genannt. Österreich arbeitet gemeinsam mit Deutschland und den Niederlanden
an einer durchgängigen Implementierung kooperativer Systeme auf dem hochrangigen Straßennetz zur Schaffung
eines solchen transnationalen Güterverkehrskorridors. Dafür werden im Projekt ECo-AT harmonisierte und
standardisierte kooperative IVS-Anwendungen entwickelt und umgesetzt. Bis Ende 2016 wird die erste Phase, die der
Entwicklung einer kompletten Systemspezifikation für C-ITS dient, mit mehreren öffentlichen Testzyklen
abgeschlossen. Für die zweite Phase 2017-2018 hat die ASFINAG eigenständige Deployment-Schritte des C-ITS-Systems
in Aussicht genommen.
Mit nationalen und internationalen Förderprogramme wird eine Vielzahl an Projekten und Aktivitäten mit
IVS-Bezug zur Realisierung nationaler und europäischer Zielsetzungen unterstützt, ist dem Bericht zu
entnehmen. Im Mittelpunkt stehen dabei intelligente und umfassende Services, die sowohl den BürgerInnen als
auch der österreichischen Wirtschaft den einfachen und komfortablen Zugang zu einem integrierten und umweltfreundlichen
Verkehrssystem ermöglichen.
Österreichische Unternehmen mit IVS-Bezug 2015
Erstmals gibt der Verkehrstelematikbericht auch österreichischen Unternehmen die Möglichkeit, sich selbst
und ihre innovativen Lösungen zu aktuellen Problemstellungen im Bereich der Mobilität zu präsentieren.
Sie bieten Beispiele für die positiven Auswirkungen von IVS auf Umwelt und Effizienz im täglichen Verkehr.
Vorgestellt werden etwa "Parkbob", ein Crowd-basiertes Smart Parking Service, das die Zeit für die
Parkplatzsuche halbieren kann. "CARUSO" wiederum ist eine Plattform für Carsharing und als "social
business" ohne Gewinnziel genossenschaftlich organisiert. "UbiGo Kg" befasst sich mit alternativen,
ökologisch und sozial nachhaltigen Lösungen für den Bedarfsverkehr in Kleinstädten und im ländlichen
aum.
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