Wissenschaftsministerium legt Bericht des internationalen Evaluierungskomitees vor
Klosterneuburg/Wien (pk) - "Das Institute of Science and Technology Austria (IST) hat einen hervorragenden
Start hingelegt und die große Herausforderung gemeistert, eine Institution von Grund auf zu schaffen und
die Basis für ihre zukünftige Entwicklung zu legen. Für die Erreichung des Ziels des IST, eine internationale
Spitzenstellung zu erlangen, werden nun die nächsten Jahre entscheidend sein". Der nunmehr dem Parlament
vorliegende Bericht des internationalen Evaluierungskomitees (III-288 d.B.) stellt der 2007 gegründeten Einrichtung
ein hervorragendes Zeugnis aus und kommt zu dem Schluss, angesichts der beeindruckenden bisherigen Leistungen bestehe
hinreichend Grund zu Optimismus, wenngleich auch noch große Aufgaben zu bewältigen seien. Die GutachterInnen
appellieren in diesem Sinn an die Bundesregierung, in den kommenden Jahren ihre Unterstützung für das
IST für den Zeitraum 2026-2036 zu bekräftigen, um dadurch Stabilität zu gewährleisten und die
für die Berufung von Spitzenkräften erforderlichen langfristigen Perspektiven zu ermöglichen.
Internationale GutachterInnen bescheinigen IST Austria hervorragenden Start
Das Institute of Science and Technology Austria mit Sitz in Maria Gugging betreibt nach dem Vorbild internationaler
Einrichtungen wie dem Weizmann Institute, dem Scipps Research Institute oder der Rockefeller University Spitzenforschung
mit dem Schwerpunkt Grundlagenforschung. Ziel ist es, zu den weltweit führenden Spitzenforschungseinrichtungen
dieser Art aufzusteigen und ForscherInnen aus aller Welt nach Österreich zu bringen. Das von Professor Roger
Kornberg (Stanford) geleitete Evaluierungskomitee, dem die ProfessorInnen John Ball (Oxford), Ralph Eichler (ETH
Zürich), Barbara Liskov (MIT), Erwin Neher (Max Planck Institute für Biophysical Chemistry) und Randy
Shekman (UC Berkeley) angehören, spricht von einem hervorragenden Start des IST Austria, in dessen Rahmen
es vor allem gelungen sei, ein ehrgeiziges Programm zu entwickeln und eine Anzahl exzellenter ForscherInnen zu
gewinnen, die noch am Anfang ihrer wissenschaftlichen Laufbahn stehen. Bekräftigt wird dieser Befund auch
durch Zahlen: So wurden seit der Eröffnung im Jahr 2009 500 MitarbeiterInnen rekrutiert, davon 300 WissenschaftlerInnen,
wobei für 2026 eine Zielgröße von 1.000 MitarbeiterInnen anvisiert ist.
Hohe Erfolgsquote bei Einwerbung von Mitteln aus externen Quellen
Voll des Lobes ist der Bericht über das Management, dem das Komitee vor allem sorgfältig und planvoll
betriebene Bemühungen attestiert, das Institut in relativ kurzer Zeit auf die Beine zu stellen. In den sechs
Jahren seit der Aufnahme des Betriebs sind die Forschungsgruppen des Instituts auf durchschnittlich zehn WissenschaftlerInnen,
zum Großteil Postdocs, angewachsen und haben sich dank einer Mischung aus interner und externer Finanzierung
hervorragend entwickelt, heißt es dazu. Der Umstand, dass es keine Abgänge von ProfessorInnen an andere
Institutionen gegeben hat, wird dabei als Ausdruck eines hohen Maßes an Kollegialität und Loyalität
gewertet. Als höchst beeindruckend hebt das Evaluierungskomitee auch die Erfolgsquote bei der Einwerbung von
Mitteln aus externen Quellen - 55 Mio. € an Förderungen und 17,5 Mio. € aus Spenden – hervor. So hat das
IST Austria allein 15% der insgesamt nach Österreich vergebenen Forschungsmittel des European Research Council
(ERC) gewonnen. Das PhD-Programm, insbesondere das interdisziplinäre Ausbildungsprogramm, wiederum hat sich
zu einem attraktiven Ziel für Studierende aus dem europäischen und außereuropäischen Ausland
entwickelt. 75% der KandidatInnen, denen ein Platz angeboten wird, nehmen diesen an – eine, wie der Bericht betont,
ungewöhnlich hohe Quote, die im Vergleich mit den begehrtesten PhD-Programmen in den USA und in anderen europäischen
Staaten positiv hervorsticht.
Räumliche Trennung von Wien als Wermutstropfen
Standort, Campus und Gebäude des IST Austria werden als ansprechend bewertet, einen Wermutstropfen stellt
aber die räumliche Trennung von anderen wichtigen akademischen Einrichtungen in Wien dar, die den Austausch
erschwere. Für DoktorandInnen, die in Wien leben, sei es abends und an Wochenenden schwierig, zu den Labors
zurückzukehren, gibt der Bericht zu bedenken. Als verbesserungsfähig werden in diesem Zusammenhang auch
die Anbindung an den öffentlichen Verkehr und die Unterbringungsmöglichkeiten vor Ort bezeichnet.
Komitee empfiehlt Errichtung einer Chemie-Biochemie-Molekularbiologie-Abteilung als nächsten Schritt
Die Basis für die zukünftige Entwicklung ist gelegt worden, nun geht es darum, den Aufstieg an die Spitze
zu meistern, skizziert der Bericht die Herausforderungen der kommenden Jahre. Als entscheidenden nächsten
Schritt empfiehlt das Evaluierungskomitee die Schaffung einer Chemie-Biochemie-Molekularbiologie-Abteilung (CBMB)
und erinnert in diesem Zusammenhang, dass das 21. Jahrhundert das Zeitalter der Biologie und insbesondere der durch
die Chemie vermittelten Anwendung der Physik in der Biologie sein wird. Im Ausland gebe es zahlreiche vielversprechende
NachwuchswissenschaftlerInnen auf diesem Gebiet, die für eine ausreichend große und vielfältige
Abteilung angeworben werden können. Die neu zu schaffende CBMB-Abteilung sollte jedenfalls das Feld der Kryoelektronenmikroskopie
umfassen, zumal in Zukunft keine Universität ohne diese revolutionäre Technologie auskommen werde, heißt
es weiter.
Ohne große Namen kein internationaler Spitzenrang
Das Ziel, hohes internationales Ansehen zu erlangen, ist ohne wenigstens einige StarwissenschaftlerInnen in Schlüsselgebieten
wie CBMB nicht zu erreichen, steht für das Komitee außer Zweifel. Das Institut sollte sich deshalb aktiv
um noch junge, aber bereits etablierte WissenschaftlerInnen bemühen, um dadurch seine Strahlkraft zu steigern.
Solche Berufungen können Ausnahmen von den Institutsregeln bezüglich der Gruppengrößen, des
Ausmaßes an zugewiesenen Räumlichkeiten und der Vergütung erforderlich machen. Der Bericht empfiehlt
daher, ein Komitee auf Institutsebene einzurichten, dem diese schwierigen Entscheidungen übertragen werden.
|