Sozialministerium und Nationalstiftung fördern Social Entrepreneure mit 3 Mio. Euro –
Geschäftsmodelle als Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen
Wien (awsg) - Die österreichische Gesellschaft steht vor vielfältigen Herausforderungen: Integration
und soziale Inklusion, Arbeitsmarkt, (Aus-)Bildung und Umwelt sind nur einige der derzeit hochaktuellen Themen.
Eine unternehmerische Antwort darauf bieten Social Businesses – also Organisationen, die eine positive gesellschaftliche
Wirkung als oberstes Ziel haben und gleichzeitig auf die Erwirtschaftung von Markteinkünften ausgerichtet
sind.
Die dynamische Entwicklung dieses neuen unternehmerischen Ansatzes am Wirtschaftsstandort Österreich wurde
durch eine von der Wirtschaftsuniversität Wien durchgeführten Umfrage unter Expertinnen und Experten
belegt: In den nächsten zehn Jahren wird zumindest eine Verdoppelung auf rund 3.200 Organisationen im Bereich
der Social Businesses erwartet. Das entspricht einer Wachstumsrate von 7,2 % p. a. mit jährlich 160 neuen
Projekten.
Mit dem neuen Programm „aws Social Business Call“ fördern das Sozialministerium, die Nationalstiftung für
Forschung, Technologie und Entwicklung auf Basis der Empfehlung des Rates für Forschung und Technologieentwicklung
und die Förderbank des Bundes – Austria Wirtschaftsservice (aws) nun erstmals vielversprechende Projekte österreichischer
Social Entrepreneure. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Unterstützung und Weiterentwicklung von bestehenden
Unternehmen und Start-ups, die soziale und ökologische Herausforderungen mit einem unternehmerischen Zugang
lösen. Die Förderinitiative umfasst zwei Call-Module mit insgesamt drei Millionen Euro. Der Pilotcall
zu „aws Social Business“ startet am 1. September 2016.
Social Business als zusätzlicher Hebel gegen Langzeitarbeitslosigkeit; auch innovative Start-ups werden
unterstützt
Eines der wichtigsten Anliegen der österreichischen Bundesregierung sind die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit
und die Schaffung von neuen Jobs. Dabei braucht die Reintegration von langzeitarbeitslosen Menschen in den Arbeitsmarkt
besondere Anstrengungen. Hier bieten Social Businesses, die einen speziellen Fokus auf diese Arbeitsmarktintegration
richten, neue Lösungsansätze und zusätzliche Möglichkeiten.
„Es gibt in Österreich eine lange Tradition von sozialem Engagement und eine starke Zivilgesellschaft: Vereine
und Sozialunternehmen leisten mit ihren Initiativen einen unverzichtbaren Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Mit dem Social Business Call wollen wir auch das große Potenzial für soziale Innovationen durch unternehmerisches
Denken nutzen und unterstützen, um aktuelle Herausforderungen am Arbeitsmarkt zu adressieren“, erklärt
Sozialminister Alois Stöger. „Mit den Fördermitteln des Sozialministeriums unterstützen wir daher
jene Projekte, die innovative und mutige Wege finden, Menschen neue Chancen auf den Einstieg oder Wiedereinstieg
ins Erwerbsleben bieten und zur Arbeitsmarktintegration beitragen. Dabei richten wir uns mit dem Call sowohl an
bestehende sozioökonomische Unternehmen, die Social Business-Projekte durchführen möchten, als auch
an neue Start-ups in diesem Bereich.“
Der Rat für Forschung und Technologieentwicklung hat sich bereits im Mai 2015 in seiner Empfehlung zu Social
Business für ein eigenes Förderungsprogramm ausgesprochen: „Wir sehen es als unabdingbar, das Innovationspotential
von Social Businesses in Österreich zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen zu heben. Der Wirtschaftsstandort
Österreich braucht Dynamik und Innovation. Social Entrepreneure gehen einen neuen Weg und setzen damit dringend
notwendige Impulse für die Zukunft“, so Markus Hengstschläger, stellvertretender Vorsitzender des Rates
für Forschung und Technologieentwicklung.
Günter Thumser, Vize-Präsident der Industriellenvereinigung Wien und Vorsitzender des IV-Ausschusses
Bildungs- und Gesellschaftspolitik, erklärt: „Wenn wir eine positive gesellschaftliche Veränderung in
Österreich wollen, dann brauchen wir nicht nur eine unternehmerfreundliche, sondern auch eine sozialunternehmerfreundliche
Politik. Social Businesses verbinden das Beste aus zwei Welten: Unternehmerischer Zugang, Innovationskraft und
Mut zum Risiko treffen auf den Willen, gesellschaftliche Probleme zu lösen. Dies stärkt die gesellschaftliche
Stabilität, die ein wichtiger Standort- und Wettbewerbsfaktor ist. Wir möchten deshalb Sozialunternehmen
unterstützen - auch mit unserer neuen Informationsbroschüre „Social Innovation - Social Business - Social
Investment.“
Finanzierungsbedingungen als größte Hürde für Social Business
Eine 2015 erstmals von der Wirtschaftsuniversität Wien durchgeführte Studie zum Thema Social Business
zeigt, mit welchen entscheidenden Herausforderungen es diese Unternehmen zu tun haben: Demnach liegen das größte
Hemmnis und und auch gleichzeitig das höchste Potenzial zur Beschleunigung des Wachstums dieses Sektors in
den Bereichen Finanzierung und Bildung. Auch die im Frühjahr 2016 von Joanneum Research durchgeführte
Befragung unter 125 Social Businesses kommt zum Ergebnis, dass es dringend verbesserte Finanzierungsmöglichkeiten
braucht. Konkret nannten 76 % der Befragten Kapitalverfügbarkeit und Finanzierungsbedingungen als größte
Barrieren bei der Gründung und Umsetzung ihres Social Businesses.
Die aws Geschäftsführerin Edeltraud Stiftinger ergänzt: „Social Entrepreneure haben primär
im Bereich der Finanzierung Schwierigkeiten. Wir freuen uns daher besonders, dass wir nun im Rahmen des aws Social
Business Call vielversprechende Unternehmen fördern können. Mit neuen Projekten können Social Businesses
Chancen ergreifen, alternative Geschäftsmodelle umsetzen und den jungen, aufstrebenden Sektor weiter vorantreiben.“
„Indem wir Designprodukte mit Personen mit einem weniger ‚stromlinienförmigen‘ Lebenslauf herstellen, zeigen
wir, wie sozialintegrative Arbeit ein eigenständiges Innovationspotenzial entfalten kann“, sagt die Initiatorin
und Obfrau von gabarage upcycling desgin, Gabriele Gottwald-Nathaniel und fährt fort: „Gerade in frühen
Phasen der Transformation hin zum Social Business ist Unterstützung entscheidend.“ Wie viel Potenzial im österreichischen
Social Business-Sektor vorhanden ist, zeigen weitere Vorzeigeprojekte wie etwa das Generationencafé „Vollpension“.
"Es gibt viele wirkungsvolle Social Business Initiativen in Österreich mit so viel Potential. Als kleines
Social Business Start-Up kann man wirklich jede Form der Unterstützung gebrauchen. Ich freue mich sehr, dass
sich hier nun etwas tut!", so Geschäftsführerin des Generationencafés „Vollpension“ Hannah
Lux.
Ausschreibung startet mit 1. September
Der „aws Social Business Call“ startet am 1. 9. 2016 und endet am 1. 12. 2016. Dabei fördert die aws Social
Businesses mit bis zu 100.000 Euro in Form eines nicht rückzahlbaren Zuschusses. Insgesamt umfasst die Förderinitiative
drei Millionen Euro, die durch das Sozialministerium und die Nationalstiftung für Forschung, Technologie und
Entwicklung in zwei Call-Modulen getragen werden.
Im Modul des Sozialministeriums werden Social Businesses unterstützt, die durch innovative Produkte und Dienstleistungen
mittelbar und/oder unmittelbar zur Arbeitsmarktintegration von Langzeitbeschäftigungslosen beitragen und Instrumente
zur Befähigung, Qualifizierung und (Aus-)Bildung entwickeln. Die Nationalstiftung für Forschung, Technologie
und Entwicklung fördert Start-ups, die innovative Produkte und Dienstleistungen in weiteren definierten Bereichen
entwickeln und anbieten.
Über die Austria Wirtschaftsservice GmbH (aws)
Die Austria Wirtschaftsservice GmbH (aws) ist die Förderbank des Bundes. Als Spezialbank im öffentlichen
Eigentum ist sie auf Unternehmensfinanzierung mit den Schwerpunkten „Gründungen“ und „Wachstum und Industrie“
ausgerichtet. Durch die Vergabe von zinsgünstigen Krediten, Garantien, Zuschüsse sowie Eigenkapital unterstützt
sie Unternehmen bei der Umsetzung ihrer innovativen Projekte. Ergänzend werden spezifische Informations-,
Beratungs-, Service- und Dienstleistungen für angehende, bestehende und expandierende Unternehmen angeboten.
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