Übergabe des Bestrahlungsraumes an die Wissenschaft
Wiener Neustadt (medaustron) - Ein starker Forschungsimpuls ergänzt die Spitzenmedizin bei MedAustron.
Die für Österreich einzigartige Beschleunigeranlage wird neben der klinischen Anwendung auch für
die nichtklinische und translationale Forschung genutzt. Ein ausschließlich zu diesem Zweck vorgesehener
Bestrahlungsraum mit High-Tech Ausstattung wurde samt Protonenstrahl nun offiziell an die Wissenschaft übergeben.
Ein wichtiger Meilenstein für das Zentrum, wie Vizekanzler und Bundesminister für Wissenschaft, Forschung
und Wirtschaft Dr. Reinhold Mitterlehner, Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll und MedAustron-Aufsichtsratsvorsitzender
Mag. Klaus Schneeberger bei der Pressekonferenz am 19.08. betonten.
Ein Bestrahlungsraum, der uneingeschränkt der Wissenschaft zur Verfügung steht – das ist eine Besonderheit,
die MedAustron von anderen Ionentherapiezentren klar abhebt. Ebendieser Raum erfüllt bereits alle technischen
Erfordernisse, das Team von MedAustron hat alle Vorbereitungen am Equipment, den Softwaresystemen und dem Protonenstrahl
zeitgerecht abgeschlossen. Nun wird dieser Raum auch gemeinsam mit jenen Wissenschafterinnen und Wissenschaftern,
die darin den Strahl für ihre Experimente nutzen, in Betrieb genommen.
»Jährlich erkranken 39.000 Menschen in Österreich an Krebs. Heute setzen wir im Kampf gegen diese
Krankheit einen neuen medizinischen Meilenstein. MedAustron wird eines von weltweit nur sechs Hochtechnologie-Krebstherapiezentren
sein, die mit der neuesten Technologie therapieren«, sagte Vizekanzler Mitterlehner bei der Übergabe
des Bestrahlungsraums an die Wissenschaft. Dieser Schritt sei »ein perfektes Beispiel für den funktionierenden
Kreislauf von der wissenschaftlichen Arbeit zur Umsetzung neuer Technologien in der Praxis.« Dass Österreich
damit auf dem richtigen Weg ist, zeige auch das Interesse des CERN. Das international renommierte Institut überlegt
bereits, einen ähnlichen Forschungsbetrieb in Genf einzurichten. »MedAustron ist ein Erfolgsprojekt,
das durch gute Kooperation zwischen Bund, Land und dem Institut selbst wachsen konnte. Das nützt den Patienten
und stärkt die internationale Positionierung Österreichs als Wissenschafts- und Forschungsstandort«,
so Mitterlehner.
»MedAustron ist ein richtungsweisendes Projekt im niederösterreichischen Wissenschafts- und Forschungsprogramm.
Heute zeigt sich, dass die langjährige Planung und die intensive Vorbereitungsarbeit Früchte tragen:
Mit der Übergabe des Forschungsraumes an die Wissenschafterinnen und Wissenschafter ist das einzigartige Zentrum
nun endgültig dem Projektstatus entwachsen und in Kürze wird es auch den medizinischen Betrieb als Ambulatorium
aufnehmen«, erklärte Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll in seinem Statement. Er betonte weiter: »MedAustron
wird Niederösterreich damit auf die internationale Landkarte der Spitzenmedizin und Spitzenforschung bringen.
Große Anerkennung gebührt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und allen Partnern, die in den letzten
Jahren tatkräftig dazu beigetragen haben, das Projekt in die Tat umzusetzen.«
Drei Forschungsgruppen werden die einzigartige Beschleunigeranlage für die nichtklinische und translationale
Forschung nutzen, bereits in den Jahren 2014 und 2015 wurden entsprechende Professuren eingerichtet: »Medizinische
Strahlenphysik und Onkotechnologie« sowie »Angewandte und translationale Strahlenbiologie« an
der Medizinischen Universität Wien und »Medizinische Strahlenphysik mit Schwerpunkt Ionentherapie«
am Atominstitut der Technischen Universität Wien. Gemeinsam hat man ein Forschungsprogramm für die erste
Periode bis 2018 erarbeitet, viele Arbeitspakete davon werden interdisziplinär bearbeitet. Erkenntnisse aus
der medizinischen Strahlenphysik können beispielsweise die Bestrahlung von beweglichen Zielen, wie zum Beispiel
der Lunge, deutlich verbessern, während die Strahlenbiologie danach trachtet, Patientinnen und Patienten noch
individueller entsprechend der Eigenschaften ihrer Tumoren und Risikogewebe zu behandeln. Die Ergebnisse der Strahlenphysik
sollen ferner auch zur Verbesserung von Bestrahlungsplanungssystemen beitragen und die Überwachung der Therapie
mittels in-vivo Reichweitenmessung ermöglichen. Über 2018 hinaus sollen die Schwerpunkte der Forschung
dann um Kohlenstoffionen oder neue Teilchensorten wie Helium oder Sauerstoff erweitert werden.
Die medizinische Anwendung der Teilchenstrahlen lässt bei MedAustron nicht mehr lange auf sich warten, wie
der Aufsichtsratsvorsitzende Mag. Klaus Schneeberger erklärte: »Der erste Patient ist in Griffweite.
Die Anlage bzw. der Therapiestrahl ist schon bereit, wir müssen lediglich noch Nachweise zur Erfüllung
gesetzlicher Auflagen erbringen und die Patientensicherheit in einer Reihe von Tests bestätigen. Damit liegen
wir gut im Plan, sodass wir ab November mit den ersten Patientenbehandlungen beginnen können.« Von Beginn
an eine treibende Kraft hinter MedAustron, zeigt sich Schneeberger stolz, dass »MedAustron dank Forschung
und Medizin auf höchstem Niveau ein Symbol der Zukunft und der Hoffnung im Kampf gegen den Krebs darstellt.«
Die angesprochenen Nachweise ergeben sich aus dem Verfahren zur Zertifizierung nach der Europäischen Norm
für Medizinprodukte ISO 13485, das MedAustron zurzeit durchläuft. Mit diesen Nachweisen wird die letzte
Auflage erfüllt, um den Betrieb als Ambulatorium aufnehmen zu dürfen. Die grundsätzliche Betriebsbewilligung
der UVP-Behörde wurde MedAustron diese Woche erteilt. Ab November werden Patientinnen und Patienten schließlich
mit Protonen behandelt, in weiterer Folge werden die Behandlungsmodalitäten um weitere Strahlführungen
und die zusätzliche Teilchenart Kohlenstoffionen erweitert. Im Vollbetrieb werden schließlich rund 1.000
Patientinnen und Patienten jährlich von der Ionentherapie bei MedAustron profitieren.
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