Salzburg (wksbg) - Wirtschaft und Salzburger Festspiele? Das wird oft auf die bloße „Umwegrentabilität“
für die öffentliche Hand reduziert. Doch lösen die Salzburger Festspiele als weltweit führendes
Musik- und Theaterfestival weit mehr als nur fiskalische Effekte aus – sie erfüllen als Zentrum eines organisch
gewachsenen wirtschaftlichen Ökosystems viele Funktionen und erzeugen Wirkungen, die den Unternehmensstandort
Salzburg tief prägen.
Diesen Erklärungsansatz, wie er auch von der Universität St. Gallen und von Joanneum Research angewandt
wird, wählte eine neue Studie der Wirtschaftskammer Salzburg („Ökonomische Auswirkungen der Salzburger
Festspiele“), welche die WKS-Stabstelle Wirtschafts- und Standortpolitik in Zusammenarbeit mit den Salzburger Festspielen
erstellt hat. Ebenso setzten die Studienautoren Mag. Helmut Eymannsberger und Klemens Kurtz, MA, ein neues Analysewerkzeug
mit regionalisierten Input-Output-Tabellen der GAW Innsbruck (Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung)
ein. Das erlaubt eine tiefergehende Untersuchung der ausgelösten wirtschaftlichen Wirkungen auch auf Branchenebene.
Das Ergebnis in Kurzform: 183 Mill. € Wertschöpfung
Die Salzburger Festspiele schaffen demnach alljährlich direkt und indirekt eine Wertschöpfung in
Salzburg von 183 Mill. € und in Österreich von 215 Mill. €. Damit unterscheidet sich die Studie von früheren
Analysen, die einen kumulierten Umsatzeffekt als Wirkung angaben.
Eine Wertschöpfungsorientierung und das angewandte ökonometrische Modell ermöglichen nunmehr auch
die Berechnung von Einkommenseffekten, Brancheneffekten und die vermehrte Berücksichtigung von Steuern und
Sozialabgaben.
Die Festspiele sichern damit in Salzburg eine Beschäftigung (inklusive der Jahresbeschäftigten und auf
Vollzeitäquivalente umgerechnete Saisonkräfte der Festspiele) von 2.800 Vollzeitarbeitsplätzen (Österreich
3.400).
Sie erbringen direkt und indirekt in ihrer Wirkung in anderen Branchen für die öffentliche Hand rund
77 Mill. € an Steuern und Abgaben.
Die Salzburger Festspiele erzeugen darüber hinaus aber auch schwer messbare „intangible“ Effekte wie Image-Effekte,
Bildungsnachfrage und Kompetenz-Cluster in Branchen und Unternehmen, was zusammen ein „Festspiele-Ökosystem“
ergibt, das durch die Berechnung der „tangiblen“ Effekte nur teilweise erfasst wird.
Jeder investierte Euro kommt mehrfach zurück
Festspielpräsidentin Dr. Helga Rabl-Stadler fasste bei der Präsentation der Ergebnisse die Studie zusammen:
„Wir sind über die Festspielzeit hinaus ein Wirtschaftsmotor, der dank exzellenter kultureller Leistungen,
nicht nur messbare Wertschöpfungs-, Fiskal- und Beschäftigungseffekte in großer Höhe erzeugt.
Ebenso tragen die Festspiele seit bald hundert Jahren zur Bildung hochwertiger Kompetenz in der gesamten Wirtschaft
Salzburgs bei. Wir reichern das Image des Standortes zu Gunsten aller Branchen wesentlich an und sind mit jeder
Festspielsaison Ermöglicher zusätzlicher Werteschöpfung.“
Laut Festspielpräsidentin Rabl-Stadler ist es ein Verdienst der Studie, diesen umfassenden Netzwerkeffekt
der Festspiele erstmals zur Sprache gebracht zu haben: „Die Festspiele schaffen kulturelle Werte und berechenbare
wirtschaftliche Werte, aber ebenso auch ‚intangible Effekte‘, die auf lange Sicht, wie Salzburgs erfolgreiche Wirtschaft
beweist, mindestens ebenso bedeutsam sind wie die finanziellen Wirkungen. Die Salzburger Festspiele sind daher
eine Infrastruktureinrichtung der anderen Art, aber doch mit Sicherheit ein kraftvoller Standortfaktor für
Salzburg. Jeder vom Staat investierte Euro kommt mehrfach zurück.“
Nicht direkt berechenbar, aber höchst willkommen: Intangible Wirkungen der Festspiele
Wirtschaftskammerpräsident KommR Konrad Steindl beleuchtete in seinem Statement derartige Effekte, zu denen
die Festspiele wesentlich beitragen: „Diese Wirkungen sind für Salzburgs Wirtschaft hoch willkommen!“
- Salzburgs Gastlichkeit auf hohem Niveau konnte nur entstehen, da die Festspiele
über viele Jahrzehnte eine starke Nachfrage nach gehobener Hotellerie und Top-Gastronomie ausgelöst haben.
Salzburgs hohe Dichte an Sternen- und Haubenrestaurants ist ein Beleg dafür.
- Das sorgt auch für entsprechende Bildungsnachfrage: Dass Salzburg Standort
von Top-Tourismusschulen ist, kommt nicht von ungefähr, sondern ist auch Ergebnis des Kulturtourismus, den
die Festspiele auslösen. Ebenso ist wohl auch die Universität Mozarteum, eine als international bekannte
Musikhochschule, nur in Verbindung mit den Festspielen in dieser Form denkbar.
- Salzburgs weist auch einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Catering-Unternehmen
im Vergleich zu anderen Bundesländern auf, ebenso an Eventspezialisten.
- Vom Markeneffekt der weltweit bekannten Festspiele profitiert nicht nur die Tourismuswerbung,
sondern auch der Tourismusstandort generell bis hin zum Kongress- und Messewesen.
- Dass sich die Musikwirtschaft in Salzburg im Vergleich zu anderen Bundesländern
so gut behauptet (IHS-Studie 2012), ist unmittelbare Wirkung von den Festspielen.
- Beispielhaft sind aber auch das Taxi-Gewerbe, die Fremdenführer, die Handwerksbetriebe
im Einsatz für die Festspiele, die Medienwirtschaft und auch der Salzburg Airport Teil des „Festspiele-Ökosystems“.
WKS-Präsident Steindl: „Die weitreichende und richtige Entscheidung Salzburger Unternehmer vor bald hundert
Jahren, sich wirkungsvoll für die Gründung der Festspiele einzusetzen, war eine der wichtigsten wirtschaftspolitischen
Weichenstellungen in der Geschichte Salzburgs: Damit wurde ein wirtschaftlicher Motor in Gang gesetzt, der dem
ganzen Land bis heute wirtschaftlichen Schwung verleiht.“
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