EU-Vorschlag zur Verwaltungsvereinfachung für EU-Eiweißstrategie und Pflanzenvielfalt
kontraproduktiv
Brüssel/Linz (lk-ooe) - Seit dem Wirksamwerden der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik im Jahr 2015 sind
bäuerliche Betriebe mit mindestens 15 Hektar Ackerfläche zur Anlage sogenannter „Ökologischer Vorrangflächen“
verpflichtet. Zur Auflockerung der Fruchtfolgen werden auf diesen Flächen Eiweißpflanzen wie Sojabohne,
Ackerbohne, Körnererbse oder auch Klee in Reinsaat angebaut. Damit leisten die europäischen und insbesondere
die österreichischen Landwirte einen entscheidenden Beitrag zur Versorgung mit europäischen GVO-freien
Eiweißfuttermitteln. Ein EU-Vorschlag zur „Verwaltungsvereinfachung“ im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik
sieht nun vor, dass auf Drängen der Umwelt NGOs der Einsatz von Unkrautbekämpfungsmitteln (Herbiziden)
auf diesen Flächen verboten werden soll.
„Damit würde einer in den vergangenen zwei Jahren in der Praxis erfolgreich etablierten Regelung zur Verbesserung
der Versorgung mit heimischen und GVO-freien Eiweißfuttermitteln die zentrale Grundlage entzogen. Auf völliges
Unverständnis bei den Bäuerinnen und Bauern stößt dieser Vorschlag auch deshalb, weil er von
der EU als „Verwaltungsvereinfachung“ dargestellt wird. In Wahrheit ist jedoch genau das Gegenteil der Fall. Ein
Pflanzenschutzmittelverbot für den Anbau von Eiweißpflanzen auf Öko-Vorrangflächen würde
viel mehr zusätzliche Kontrollen und damit ein Mehr an Bürokratie nach sich ziehen“, begründet LK-Präsident
Franz Reisecker die nachdrückliche Ablehnung dieses EU-Vorschlages. Mit einem derartigen Verbot würde
der Eiweißpflanzenanbau im Rahmen des Greenings (Öko-Auflagen für den Erhalt von Direktzahlungen)
weitgehend zum Erlegen kommen.
Eiweißpflanzenanbau bringt klassische Win-win-Situation
Mit der Möglichkeit des Anbaus von Eiweißpflanzen auf Öko-Vorrangflächen war im Zuge der letzten
Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik nach längeren Verhandlungen ein Kompromiss gefunden worden, von dem sowohl
die Umwelt, als auch Bauern und Konsumenten profitieren. Der forcierte Anbau von Eiweißpflanzen bringt eine
wesentliche Auflockerung für die vorwiegend getreidebetonten Fruchtfolgen sowie eine spürbare Reduktion
des Düngemitteleinsatzes. Eiweißpflanzen binden Stickstoff aus der Luft, sodass hier die Stickstoffdüngung
entfallen kann. Gleichzeitig können so die betroffenen Öko-Vorrangflächen weiter in Produktion gehalten
werden. Daneben ist diese Regelung eine zentrale Grundlage zur verstärkten Produktion von GVO-freien Lebens-
und Futtermitteln, wie diese von Konsumentenvertretern und Umweltorganisationen in der EU immer wieder eingefordert
wird.
„Völlig unverständlich ist warum diese gerade von den Bauern in Österreich erfolgreich umgesetzte
Regelung bereits unmittelbar nach ihrer Einführung wieder in Frage gestellt wird. Auf der Strecke blieben
einmal mehr jene bäuerlichen Betriebe, die auf eine ökologische und nachhaltige Landbewirtschaftung setzen
und in den letzten Jahren höhere Standards im Bereich der Ökologie bewusst mitgestaltet und positiv mitgetragen
haben. Gleichzeitig wurde damit auch der öffentlichen Forderung nach einer verstärkten Eigenversorgung
bei Eiweißfuttermitteln nachgekommen“, erklärt Präsident Reisecker.
Etablierte Soja-Strategie nicht in Frage stellen
„Ich werde mich auch im Rahmen meiner Funktion als Vizepräsident des europäischen Bauernverbandes (COPA)
weiter mit allem Nachdruck für eine Beibehaltung der aktuellen Regelung einsetzen. Gerade die Etablierung
des Sojaanbaus in Österreich ist eine Erfolgsgeschichte. Eine Verschlechterung der Rahmenbedingungen für
den Anbau von Eiweißpflanzen wäre in letzter Konsequenz ein Nachteil für die Umwelt, die pflanzliche
Vielfalt und die regionale Produktion von Lebensmitteln. Schade, dass dies manchen Vertretern aus den Umweltorganisationen
und den Verantwortlichen auf EU-Ebene offenbar nicht wirklich bewusst ist“, bedauert Kammerpräsident Reisecker
die aktuelle Diskussion.
|