Wiener Künstler präsentiert temporäres Gemälde „Der Beobachter“
Wien (rk) - „Der Beobachter“ ist eines der größten je von einem Künstler geschaffenen Bilder
weltweit und wird als temporäres Kunstwerk auf der Liegenschaft Karl-Farkas-Gasse 1 in Neu Marx ein weithin
sichtbares Zeichen sein. Das Werk des Künstlers Golif zeigt das schwarz-weiße Gesicht eines Riesen,
der mit ernstem Blick nach oben schaut. Das Gemälde wurde am 17.08. vom Künstler unter Anwesenheit von
Gemeinderätin und SPÖ-Wien Geschäftsführerin Sybille Straubinger sowie Wien Holding-Geschäftsführerin
Sigrid Oblak präsentiert.
Die Entstehung
Rund eineinhalb Monate war Golif mit Farbrollen und speziellen Farbsprühgeräten im dritten Bezirk
in Wien unterwegs. Alleine in der ersten Woche der Entstehung hat der Künstler 120 Kilometer zurückgelegt.
Auf einer mehr als 30.000 Quadratmeter großen Freifläche entstand ein gigantisches schwarz-weißes
Gesicht. Das Werk trägt den Titel „Der Beobachter“ und bedeckt eine Fläche von sechs Fußballfeldern.
Aufgrund der enormen Größe ist das Gesicht nur mit dem Einsatz technischer Hilfsmittel wie Foto, Video
oder Flugzeug gut zu erkennen. Sehen können es auch die MitarbeiterInnen der Wiener Stadtwerke und T-Mobile,
deren Hochhäuser in der Nähe des Areals angesiedelt sind.
Gleichzeitig mit dem Kunstwerk entstand ein Video, das eine fantastische Geschichte rund um den Entstehungsprozess
des „Beobachters“ erzählt. Im Video bedient sich Golif verschiedener Hilfsmittel, um dem riesigen Platz Herr
zu werden. Unter anderem baute er einen Rennwagen und einen Panzer aus Karton. Die Fahrzeuge nutzte der Künstler
um den Platz zu bemalen.
Das gesamte Projekt ist frei finanziert und kommt ohne Förderungen aus. Ermöglicht wurde die Realisierung
durch den Einsatz vieler freiwilliger HelferInnen und durch Kompetenzpartnern, die fachliches Know-how und Material
zur Verfügung gestellt haben.
Der Ort
„Der Beobachter“ ist eines von mehreren Zwischennutzungsprojekten in Neu Marx. Im Rahmen der Projektentwicklung
für das Areal führt die WSE Wiener Standortentwicklung, ein Unternehmen der Wien Holding, einen städtebaulichen
wettbewerblichen Dialog mit dem Titel „Neu Marx gemeinsam gestalten“ durch. „Hier entstand in den vergangenen Jahren
ein lebendiger Forschungs-, Medien- und Technologiestandort, der weiter ausgebaut wird. Schon jetzt arbeiten und
leben mehr als 7.000 Menschen in Neu Marx. Dass im Rahmen der Zwischennutzung noch unbebauter Liegenschaften ein
junger Künstler hier eine derartige Möglichkeit zur Präsentation seiner Arbeit bekommt, passt zu
einer offenen und innovativen Kulturstadt wie Wien“, sagte Gemeinderätin Sybille Straubinger.
„Wir entwickeln Neu Marx in den kommenden Jahren zu einem modernen Standort für Wohnen und Arbeiten weiter.
Mit ‚Neu Marx gemeinsam gestalten’ beziehen wir die jetzigen NutzerInnen und zahlreiche ExpertInnen in den Planungsprozess
mit ein. Ziel ist ein urbanes Quartier, in dem nicht nur etablierte Branchen ihren Platz haben, sondern auch vor
allem junge Start-Up-Unternehmen und kreative Köpfe“, erklärte Wien Holding-Geschäftsführerin
Sigrid Oblak. „Der Kunst hier einen – wenn auch temporären – Platz in der Zwischennutzung zu geben, ist ein
wesentlicher Bestandteil dieses Planungsprozesses“, sagte WSE-Geschäftsführer Stephan Barasits.
Der Inhalt
Wie oft bei den Arbeiten von Golif gibt es mehrere Deutungsebenen. Kunstvermittlerin Cornelia Zobl sieht die
Erweiterung menschlicher Möglichkeiten durch technologische Verfahren als zentrales Thema der Arbeit: „Der
‚Beobachter’ sprengt das gewohnte Format der Street Art und fragt in seiner Überschreitung gleichzeitig nach
den unmittelbaren Grenzen des Menschlichen.“ So ist es trotz der öffentlichen und frei zugänglichen Platzierung
nicht möglich, die Arbeit als Ganzes zu erfassen. Sowohl für die Betrachtung, als auch zuvor für
Konzeption und Produktion von Golifs Arbeit ist bzw. war es deshalb essentiell, auf Technologie zurückzugreifen.
Konzipiert wurde „Der Beobachter“ von Golif unter Verwendung von GPS-Systemen, wie Google-Maps und mobilen Vermessungsgerätschaften.
Galerist und Kulturmanager Peter Doujak: „Für mich steht die vorliegende Arbeit für das kollektive Bewusstsein
der Gesellschaft. Golif zeigt einen Riesen, der die Identität der Stadt widerspiegelt. Der Gigant liegt ganz
knapp unter der Oberfläche. Noch beobachtet er. Doch jeden Moment steht er auf und … ja das ist die Frage.“
Der Künstler selbst hält sich mit Aussagen zum Inhalt des Werks bewusst zurück. Ihm ist wichtig,
dass die BetrachterInnen ihren eigenen Zugang zum Werk finden. Golif zu seiner Arbeit: „Eine schwarz/weiße,
surreale Traumlandschaft ist in Neu Marx entstanden. Der Beobachter lebt jetzt! Ich kann es kaum erwarten, ihn
aus 300 Meter Höhe in seinem vollen Ausmaß zu betrachten. Wenn man als junger Künstler die Möglichkeit
bekommt, seine Dimensionen zu sprengen, dann sollte man das tun!"
Die Farbe
Besonderes Augenmerk wurde auf die Umweltverträglichkeit der Farbe gelegt. Projektpartner Murexin hat
dazu eigene Farben produziert. Farbexperte Christian Schuh: „Die Farben basieren auf einem wasserverdünnbaren
Reinacrylat, das wir normalerweise zur Produktion von Fassadenfarben einsetzen. Für das Projekt wurden Deckvermögen
und Viskosität den Anforderungen der Spritz-Applikation angepasst. Im Gegensatz zu herkömmlichen Fassadenfarben
haben wir aus ökologischen Gründen bewusst auf den Zusatz von Topf-Konservierungsmittel, die üblicherweise
gegen Algen, Pilze und Schimmel zugegeben werden, verzichtet.“
Insgesamt wurden für das Projekt 2.880 kg „Beobachter W“ (weiß) und 2.040 kg „Beobachter S“ (schwarz),
also gesamt 4.920 kg Farbe, geliefert.
Der Künstler
Golif hat schon früh Erfahrung in verschiedenen Berufen gesammelt. Der Künstler ist in Tirol aufgewachsen
und arbeitete unter anderem als Vergolder, Schildermaler, Illusionsmaler und Anstreicher. Im Juni 2016 hat er sein
Studium an der Universität für Angewandte Kunst bei Prof. Jan Svenungsson abgeschlossen. Er lebt und
arbeitet als freischaffender Künstler in Wien.
Golif erschafft sich seine eigene Welt. In schwarz-weiß malt er kontrastreiche Figuren, die er Golifs nennt
und die ein Abbild unserer Gesellschaft darstellen. Für das Bauen seiner Welt verwendet er Werkstoffe aus
dem Alltag wie Papier und Karton. Weitere Informationen finden Interessierte auf .
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