Salzburg (sf) - Wieder einmal geht eine Idee von den Salzburger Festspielen aus: Die Aufzeichnung von Le nozze
di Figaro wird im Herbst als erste Oper weltweit als Ultra-HD Blu-ray mit einer Bildauflösung von 4k erscheinen.
Die Aufzeichnung in 4k-Qualität ermöglicht eine 4fach höhere Auflösung als bei einer gewöhnlichen
Aufzeichnung. Sie beinhaltet außerdem einen digitalen Opernführer, der nicht nur den Inhalt des Stückes
und die Handlung der Oper erklärt, sondern auch Zitate des Regisseurs zu den einzelnen Szenen zeigt.
Mit dem Erscheinen von Le nozze di Figaro ist der DVD-Zyklus über die drei von Sven-Eric Bechtolf inszenierten
Mozart/Da-Ponte-Opern nun komplett. Dieser Zyklus enthält alles, was es heute an technischen Entwicklungen
gibt: Ist die Così fan tutte von 2013 noch eine übliche TV-Aufzeichnung, so bekommt der Zuschauer im
Don Giovanni von 2014 außerdem parallel Einblicke in das Backstage-Geschehen.
Präsidentin Helga Rabl-Stadler moderierte die Pressekonferenz: „Ich freue mich, dass wir zusammen mit unserem
langjährigen exklusiven Medienpartner Unitel ein Produkt entwickeln konnten, mit dem wir vielleicht auch Menschen
erreichen, die nicht so opernaffin sind“, sagt die Festspielpräsidentin.
Sowohl für den Regisseur Sven-Eric Bechtolf als auch für die Künstler stellt es eine zusätzliche
Belastung dar, wenn Kameras nicht nur vor der Bühne sondern auch hinter der Bühne aufgestellt sind. „Es
ist eine große Herausforderung zu wissen, dass alles, was man auf und hinter der Bühne tut, bleibt.
Bei normalen Aufführungen verfliegt ein nicht perfekt gesungener Ton schnell wieder, in der Aufnahme bleibt
er aber für immer“, sagt Anett Fritsch, die die Contessa Almaviva in Le nozze di Figaro und in Don Giovanni
aus 2014 die Donna Elvira singt. Auch ihr Sänger-Kollege Luca Pisaroni pflichtet ihr bei: „Ich muss ehrlich
sein: Die Aufnahme ist ein enormer Stress für uns Sänger, wir haben ja nur eine Aufnahme, nicht wie im
Film mehrere Takes“, sagt der Bass-Bariton, der den Conte Almaviva in Le nozze di Figaro und Leporello in Don Giovanni
singt. Aber er sei auch sehr dankbar nun diese drei DVDs in den Händen halten zu dürfen und sich in diesen
drei völlig verschiedenen Rollen zu sehen, sagt er. Besonders die Backstage-Aufnahmen möge er sehr. „Es
wird dadurch gezeigt, was wir Sänger so alles tun, um auf der Bühne gut da zu stehen. Viele vermuten
hinter den Sängern ja so eine Art Gottheit, die wir aber wirklich nicht sind. Auch wir sind nervös, gehen
von der Bühne und ärgern uns über einen nicht so gelungenen Ton“, sagt er. Der Zuschauer sehe ja
im Theater nur die Spitze des Eisberges. Mit der Aufnahme würde man ein ganzes Stück mehr vom Eisberg
sehen. „Das Schöne für mich ist auch, dass die Oper ein anderes Publikum erreichen kann“, sagt Anett
Fritsch. Menschen, die nicht nach Salzburg reisen wollen oder können, könnten so auch die Oper sehen.
Genau das bestätigt auch Frank Gerdes von ServusTV: „Besonders durch den digitalen Opernführer können
wir ein neues Publikum ansprechen, denn er wendet sich nicht nur an Opern-Kenner und gibt ihnen neuen Input über
die Oper, sondern er erklärt auch einem anderen opernfremden Publikum, worum es geht und hilft ihnen, die
Oper zu entdecken“, sagt er. ServusTV hatte 2014 den Don Giovanni live im TV gezeigt und man konnte online zusätzlich
die Backstage-Aufnahmen dazu schalten. Auf der DVD bzw. Blu-ray kann man nun beides parallel sehen. „Nach dem
großen Erfolg dieser Ausstrahlung haben wir überlegt, wie wir noch zusätzliche Informationen transportieren
können und sind auf die Idee des digitalen Opernführers gekommen.“ Regisseur Sven-Eric Bechtolf stellte
dafür sein Wissen zur Verfügung. Er sei dankbar für das passionierte Interesse der drei Partner
EuroArts, Unitel und ServusTV, sagt er. Niemand habe ja gewusst, ob es überhaupt einen Markt für diese
Novitäten gebe. Als Regisseur sei es natürlich belastend für ihn gewesen überall Kameras zu
haben, er sei schließlich auch um das Wohlergehen der Künstler besorgt gewesen. Dennoch sei er glücklich
nun diese Erinnerung dokumentieren zu können. Er freue sich schon darauf, diese DVDs seinen Enkelkindern zu
zeigen, sagt er lachend.
Auch Ernst Buchrucker von Unitel wisse um die Belastung für die Künstler. „Wir stören natürlich
in der nervösen Phase der Sänger und sind sehr dankbar, wie toll wir dennoch bei den Festspielen unterstützt
wurden und dieses Projekt vollenden konnten“, sagt er. Diese DVDs seien der Versuch mit Hilfe der digitalen Welt
mehr zu bieten, als der Zuschauer normalerweise in der Oper sehen kann.
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