Leobondorf (nöwpd) - Mit einem interessanten Vorschlag lässt Peter Keller, Geschäftsführer
der FHW Franz Haas Waffelmaschinen GmbH aus Leobendorf im Bezirk Korneuburg, aufhorchen. In einem Interview mit
dem ORF-Radio-Wirtschaftsmagazin „Saldo“ regt er an, die Entlohnung von Niederlassungs-Leitern oder Service-Technikern,
die im Auftrag ihres Unternehmens im Ausland arbeiten, steuerlich zu begünstigen. Grund: Viele junge Österreicher
zieren sich, wenn sie das Angebot erhalten, eine Zeit lang fern der Heimat beruflich tätig zu sein.
„Wir suchen für unsere Aussengesellschaften Leitungsfunktionen, finden aber in Österreich dazu keine
Leute und müssen diese Positionen daher mit Personen aus anderen Ländern besetzen“, sagt Keller. Das
sei schade, weil damit viele hoffnungsvolle Karrieren verbaut würden. Der Haas-Chef schlägt daher vor,
Technikern, die bei ihren Auslandsaufentalten hohen Belastungen ausgesetzt sind, steuerlich besser zu stellen.
„Das sind keine Leute, die in Konferenzräumen sitzen und teuer essen gehen. Sie müssen in Fabriken, die
irgendwo in China in der tiefsten Provinz stehen, schwer arbeiten. Das sollte mehr anerkannt werden.“ Die Firma
selbst könne ihren Auslandsmitarbeitern nicht mehr bezahlen, „weil wir uns das im weltweiten Wettbewerb mit
türkischen, indischen, chinesischen und indonesischen Konkurrenten nicht leisten können.“
Peter Keller spricht für die FHW Franz Haas Waffelmaschinen GmbH als für ein Unternehmen, das in der
Öffentlichkeit wenig bekannt, nichstdestotrotz aber ein „versteckter Weltmeister“ ist. Jede zweite Waffel,
die Menschen irgendwo auf der Welt verspeisen, stammt aus einer Maschine des niederösterreichischen High-Tech-Betriebes.
Mittlerweile beliefert die in vierter Generation geführte Haas-Gruppe mit ihren Anlagen und Systemlösungen
Kunden in mehr 100 als Ländern. Der Exportanteil liegt bei rund 95 Prozent.
Die Firma Haas betreibt neben ihrer Zentrale in Leobendorf Werke in Dänemark, den Niederlanden, China, USA
und Brasilien. Gefertigt werden dort Maschinen zur Produktion von Waffeln, Keksen, Eistüten, Hohlhippen, Weichwaffeln,
Kuchen und Palatschinken. Die Abnehmer der Haas-Anlagen, die zwischen 400.000 und sechs Millionen Euro kosten,
gehören zur Crème de la Crème der Markenartikelindustrie: Nestlé, Masterfoods, Ferrero,
Unilever, Manner oder Loacker. Aber auch kleinere Betriebe, die weltweit geschäftlich tätig sind, setzen
auf die Präzisionsgeräte, die unter der Burg Kreuzenstein gefertigt werden.
In Leobendorf, wo der Betrieb auf 25.000 Quadratmetern Produktionsfläche 480 Personen – darunter etwa 30 Lehrlinge
- beschäftigt, befindet sich das Kompetenzzentrum für die Herstellung der Hochleistungsproduktionsanlagen.
Hier werden alle Maschinen auf Herz und Nieren getestet, bevor sie an ihren Einsatzort gelangen. „Die Maschine
muss laufen, wann immer sie kann. Deshalb haben wir ein weltweites Netz von Verkäufern und Technikern aufgebaut“,
erklärt Keller. Servicestützpunkte unterhält die Firma Franz Haas ausserhalb Europas auch in Singapur,
Kolumbien, Indien und in der Türkei.
Die starke Nachfrage nach den High-Tech-Anlagen schlägt sich in steigenden Erlöszahlen nieder. Im Geschäftsjahr
2015 hat die Haas Food Equipment GmbH – die Dachgesellschaft über die FHW Franz Haas Waffelmaschinen GmbH
sowie die CFT Haas Convenience Food Equipment GmbH – einen Umsatz von 303 Millionen Euro erwirtschaftet. Das waren
um 8,8 Prozent mehr als 2014. Im Vorjahr hat die Gruppe im In- und Ausland rund 1.650 Personen beschäftigt.
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