Tirols Landeshauptmann Günther Platter eröffnete das Originalklangfestival, das sein
40-jähriges Jubiläum feiert – Michael Köhlmeier hielt die Festrede über das Tragikomische.
Innsbruck (alte musik) - „Die Innsbrucker Festwochen der Alten Musik sind unverzichtbar.“ Tirols Landeshauptmann
Günther Platter eröffnete am 12.08. im Spanischen Saal auf Schloss Ambras die Jubiläumsausgabe des
Originalklangfestivals, das seinen 40. Geburtstag feiert. Dem Eröffnungsakt wohnte „als Freund der Festwochen“
auch Dr. Heinz Fischer, Bundespräsident a. D., mit seiner Gattin Margit bei. Platter ortete in Hinblick auf
die aktuelle politische Situation „hysterische Debatten“, die aber vermeidbar wären. Gerade ein Festival wie
die Festwochen würden maßgeblich zu einem „lebenswerten Leben“ beitragen und Werte wie Toleranz und
Solidarität stärken. Kultur-Landesrätin Beate Palfrader wies im Hinblick auf das Festwochen-Motto
darauf hin, dass die Wiederentdeckung der Tragikomödie am Beginn des bürgerlichen Theaters eine wichtige
Öffnung bedeutete, und sich die Festwochen heute nicht mehr nur an Spezialisten wenden, sondern mittlerweile
eine breite Öffentlichkeit erreichen. Innsbrucks Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer verglich
die politische Situation zwischen dem Festwochen-Gründungsjahr 1976, als es noch den Eisernen Vorhang gab,
und heute, in einer Zeit, in der man selbstverständlich frei durch Europa reisen könne. Sie sieht allerdings
in der Tendenz zu Nationalismen die Gemeinschaft gefährdet. Kunst und Kultur könnten es schaffen, die
„Grenzen, die in den Köpfen der Menschen entstehen, aufzulösen“.
Ausgehend vom diesjährigen Festwochen-Motto „Tragicommedia“ hielt der österreichische Schriftsteller
Michael Köhlmeier die Festrede unter dem Titel „Gelacht habe ich, wo ich auch weinen hätte können“.
Mit Blicken auf die jüngere Zeitgeschichte Europas und auf das Alte Testament untersuchte Köhlmeier das
Phänomen, dass „das Tragische und das Komische nur zwei verschiedene Blickwinkel auf ein und dieselbe Sache“
seien. Köhlmeier: „Komödie sei Tragödie plus Zeit, sagt Woody Allen. Mit genügend zeitlichem
Abstand können wir über alles lachen, sogar über das Leid, vielleicht sogar vor allem über
das Leid. Wir lachen unter und leiden über unserem Niveau. Lachen erniedrigt uns oft, Leid aber erhöht
uns immer.“ Köhlmeier beendete seine Rede mit der Feststellung, dass er nicht über das Tragikomische
sprechen möchte, ohne wenigstens den Namen jenes Künstlers zu nennen, „der diese widersprüchlich
menschlichste Eigenart wie kein anderer vor unsere Augen und Ohren gebracht hat: Charlie Chaplin.“ Chaplin erinnere
uns „an das verlorene Paradies der Kindheit, als das Lachen noch geholfen hat – sogar gegen das Böse in der
Welt.“
Die Festgäste hörten ein Ensemble der BAROCKOPER:JUNG unter der Leitung von Enrico Onofri mit Ausschnitten
aus Pietro Antonio Cestis Oper „Le nozze in sogno“, die in diesem Jahr bei den Festwochen ihre erste öffentliche
Aufführung 350 Jahre nach ihrem Entstehen erlebt. Als weitere Opern sind bei den Jubiläums-Festwochen
Domenico Cimarosas Opera buffa „Il matrimonio segreto“ unter der Leitung des Festwochen-Intendanten Alessandro
De Marchi und Christoph Willibald Glucks Musiktragödie „Alceste“ unter der Leitung des ehemaligen Künstlerischen
Leiters der Festwochen, René Jacobs, zu erleben. Im Mittelpunkt der Eröffnungsfeier spielten Onofri
(Violine) und De Marchi (Cembalo) eine Sonate von Giovanni Antonio Pandolfi Mealli, die 1660 in Innsbruck komponiert
und dem damaligen Innsbrucker Opernmaestro Cesti gewidmet wurde.
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