Interessante fotografische Spurensuche an Orten mit tschechischer Vergangenheit im Favoriten
von heute.
Prag/Wien (bmeia) - Vom 8. August bis 29. September 2016 ist im Österreichischen Kulturforum Prag die
Fotoausstellung „Favoriten“ des als Sohn tschechischer Emigranten in Wien aufgewachsenen Jan Krcmár zu sehen.
In Favoriten, dem 10. Wiener Gemeindebezirk, der stets ein Ort für „Ausländer“ war, spiegeln sich Zuwanderung
und die damit verbundene Pluralisierung der Gesellschaft wieder. Während heute vorwiegend Menschen aus Ex-Jugoslawien,
der Türkei und Afrika in diesem Bezirk leben, waren es ab Mitte des 19. Jahrhunderts vor allem Tschechen,
die sich in Favoriten niederließen. Schätzungen zufolge waren es über 80.000 in der Zeit vor dem
Ersten Weltkrieg. Neben billigen Wohnungen boten vor allem die Ziegelwerke auf dem benachbarten Wienerberg Arbeit.
Zu den Arbeitern gesellten sich mit der Zeit Ärzte, Künstler und Architekten wie auch die legendären
Schneider und Schuster, Ammen und Köchinnen. Im Laufe der Jahrzehnte integrierten sich die Tschechen und „verloren”
sich in der Wiener Bevölkerung, wie Namen wie Prochaska, Vyskocil, Twaroh oder Nowak bezeugen. Bis heute findet
man in Favoriten auch immer wieder Orte, die an die tschechische Vergangenheit erinnern, sei es der „Böhmische
Prater”, der kleine Bruder des berühmten Wiener Praters, oder Geschäfte mit Namen wie „Maresch”. Franz
Jonas, dessen Eltern aus Mähren stammten, wurde als „Tscheche zweiter Generation” im Jahr 1951 Wiener Bürgermeister
und 1965 österreichischer Bundespräsident.
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