Erkenntnisse einer Mustersanierung fließen in die Ausschreibung für Gesamtrestaurierung
ein
Linz (stadt) - Wie die in die Jahre gekommene Dreifaltigkeitssäule am Linzer Hauptplatz am besten restauriert
werden kann, das soll jetzt eine versuchsweise Sanierung zeigen. Sie beginnt am Montag, 29. August 2016, und wird
zirka sechs Wochen dauern. Für die Musterrestaurierung wird eine durchschnittlich verwitterte Stelle des barocken
Wahrzeichens aus dem Jahr 1722 hergenommen, und zwar der Bereich rund um die Figur des Hl. Florian. Im Zuge der
Arbeiten wird auch eine generelle Schadensdokumentation erstellt. „Die gewonnenen Erkenntnisse sind Grundlage für
eine fundierte Ausschreibung für die Gesamtrestaurierung der Dreifaltigkeitssäule“, sagt Bürgermeister
Klaus Luger.
Eine erste fachmännische Begutachtung ergab, dass die Kalksteinoberflächen teilweise durch die Witterung
und verschiedene Ablagerungen, wie etwa Taubenkot, verschmutzt und schon sehr angegriffen sind. Noch dazu haben
die stark rostenden beziehungsweise treibenden Eisenverankerungen zu Rissbildungen im Stein und zu Beschädigungen
der Figuren geführt. Einige kleinere Teile wie Flügel und Finger wurden sicherheitshalber bereits abgenommen.
Für die Mustersanierung wird die Säule Ende der Woche eingerüstet. Anschließend gilt es, die
instabilen Oberflächen zu festigen, zu sichern und dann zu reinigen. Weiter geht es mit dem Entfernen der
rissigen und schadhaften Verfugungen. Abgenommene Teile werden wieder angebracht und fehlende ersetzt. Schließlich
werden schadhafte Oberflächen ergänzt und Risse verschlossen. Die Mustersanierung samt Schadensdokumentation
kostet zirka 9.000 Euro.
Geschichte der Dreifaltigkeitssäule
Im Jahr 1713 gelobten die Stadt Linz und ihe EinwohnerInnen die Errichtung einer großen steinernen Säule
zu Ehren der Dreifaltigkeit und der unbefleckten Jungfrau Maria aus Dankbarkeit für die Befreiung von der
Pest 1679 und 1713, der Errettung vor Kriegsgefahren 1683 und 1703/1704 sowie der Bewahrung vor einem Großbrand
1712.
Die 20 Meter hohe Säule aus Salzburger Marmor wurde nach einem Entwurf von Antonio Beduzzi zwischen 1717 und
1723 erbaut. Die Ausführung zeichnet der Salzburger Hofsteinmetz Sebastian Stumpfögger verantwortlich.
Der Goldschmied Nikolaus Heinz, der Schwertfeger Josef Feldberger und die Kupferschmiedin Witwe Susanna Küpferlingin
wurden mit der Herstellung der Dreifaltigkeitsgruppe nach einem Entwurf von Leopold Mahl beauftragt. 1723 waren
die Arbeiten abgeschlossen, eingeweiht wurde die Säule erst am 17. November 1728.
Erste Restaurierungen erfolgten in den Jahren 1778 bis 1780 und 1823 zum hundertjährigen Jubiläum, 1840
(Einfriedung mit Eisengittern), 1862 und 1874. Bei der 1943 von den Nazis befohlenen Bergung wurden sämtliche
Schmuckteile von der Säule entfernt, die Wappen zum Schutz in Gips eingebettet und in Kellern an der Kapuzinerstraße
eingelagert. Die Säulentrommeln und der Sockel konnten aufgrund des immensen Gewichtes nicht geborgen werden.
1945 wurden die Figuren und Metallteile wieder entdeckt und die Säule vom Steinmetz Matthäus Schlager
wiederhergestellt. Im Dezember 1947 waren diese Arbeiten abgeschlossen. Die Linzer Dreifaltigkeitssäule wurde
mit 15. Oktober 2009 unter Denkmalschutz gestellt.
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