Von Jänner 2015 bis zum Ende des Schuljahres 2015/16 wurden österreichweit mehr als
14.000 geflüchtete Kinder und Jugendliche an Österreichs Schulen aufgenommen. Der Großteil davon
fand einen Schulplatz in Niederösterreich (3.376) und Wien (3.236).
Wien (medienservicestelle) - Das Bildungsministerium setzt seit den starken Flüchtlingsbewegungen vermehrt
auf Integrationsmaßnahmen im Schulbereich. Allein für 2016 stehen hierfür 63,75 Millionen Euro
zur Verfügung, knapp 24 Millionen davon stammen aus dem Integrationstopf. Für 2017 rechnet das Ministerium
mit 80 Millionen Euro Budget für Integrationsmaßnahmen, die Verhandlungen dazu laufen allerdings noch.
Anlässlich des Schulstarts in Österreich Anfang September wirft die Medienservice-Stelle Neue Österreicher/innen
(MSNÖ) einen Blick auf Daten und Fakten zum Thema Flucht und Schule.
Mehr als 14.000 Flüchtlinge an Österreichs Schulen
In Österreich sind alle Kinder zwischen sechs und 15 Jahren schulpflichtig. Dies gilt demnach natürlich
auch für Kinder und Jugendliche, die nach Österreich geflüchtet sind. Seit 1. Jänner 2015 wurden
österreichweit 14.233 geflüchtete Kinder und Jugendliche an den heimischen Schulen aufgenommen. 2015
wurden 9.815 Flüchtlinge aufgenommen (Stichtag: 7. Jänner 2016), 2016 waren es bis zum Schulschluss (30.
Juni 2016) 4.418 SchülerInnen. Zahlen dazu, wie viele Flüchtlinge im kommenden Schuljahr eingeschult
werden, gibt es laut Bildungsministerium noch keine. Diese werden vermutlich ab Oktober 2016 verfügbar sein.
Großteil in Niederösterreich und Wien eingeschult
Die Mehrheit der seit 2015 eingeschulten geflüchteten Kinder und Jugendlichen wurden in Niederösterreich
(3.376) und Wien (3.236) eingeschult. Relativ wenig Kinder und Jugendliche mit Fluchthintergrund haben seit 2015
das Burgenland (399) und Salzburg (498) aufgenommen.
Hilfestellung für Schulen
Laut der Plattform „Schulpsychologie Bildungsberatung“ hatten vor dem Schuljahr 2015/16 68 Prozent aller österreichischen
Gemeinden keine Erfahrung mit der Aufnahme von geflüchteten SchülerInnen. Aus diesem Grund veröffentlichte
das Bundesministerium bereits damals eine Broschüre, die den Schulen Hilfestellungen bei der Einschulung geben
soll.
Zudem widmete sich UNHCR Österreich dem Thema „Flucht und Trauma im Kontext Schule“ und veröffentlichte
2016 ein Handbuch für PädagogInnen. Das Handbuch gibt einen Einblick in die Themen Asyl und Migration
in Österreich und in die aktuelle Situation in den häufigsten Herkunftsländern. Daneben finden sich
Erklärungen zum Begriff Trauma sowie praktische Handlungsanweisungen und Übungen für den Unterricht.
Bildungsmöglichkeiten für geflüchtete Jugendliche ab 15
Während Kinder und Jugendliche bis 15 unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus – also auch während
des laufenden Asylverfahrens – eingeschult werden, gestaltet sich der Zugang zur Bildung für Flüchtlinge
ab 15 Jahren schwieriger.
So erhalten unbegleitete minderjährige Flüchtlinge im Rahmen der Grundversorgung einen Deutschkurs im
Ausmaß von 200 Stunden, andere Bildungsmöglichkeiten fehlen jedoch oft. Besonders schwierig ist es laut
UNHCR-Handbuch bei begleiteten minderjährigen Flüchtlingen. Hier fehle oft der Zugang zu Deutschkursen
oder anderen Bildungsangeboten sowie zu Beratungsmöglichkeiten.
Eine Möglichkeit wäre die Teilnahme an Basisbildungsangeboten (inklusive Deutsch- und Alphabetisierungskurse)
des Bildungsministeriums. Das Ministerium schaffte hierfür österreichweit Plätze für 1.200
TeilnehmerInnen für das Jahr 2016. Die Zielgruppe sind AsylwerberInnen zwischen 15 und 19. Daran anschließend
soll die Möglichkeit bestehen, einen Pflichtschulabschluss nachzuholen.
Eine weitere Maßnahme des Ministeriums ist der Lehrgang „Übergangsstufe an BMHS für Flüchtlinge“
für junge Flüchtlinge zwischen 16 und 24. Dabei sind 31 Unterrichtsstunden pro Woche für ein Schuljahr
vorgesehen. Der Fokus liegt auf der Absolvierung von Deutschkursen und der Wiederholung der Allgemeinbildung. Die
AbsolventInnen erhalten die Möglichkeit, in eine berufsbildende mittlere oder höhere Schule oder in eine
duale Lehrausbildung einzusteigen. Im November 2015 starteten erstmals 44 Übergangslehrgänge mit insgesamt
860 SchülerInnen.
Knapp 24 Mio. Euro für Bildungsmaßnahmen aus Integrationstopf
Insgesamt stehen dem Bildungsministerium für 2016 63,75 Millionen Euro für Integrationsmaßnahmen
zur Verfügung. 23,75 Millionen Euro stammen dabei aus dem Integrationstopf. Dem Großteil davon ist mit
15 Millionen Sprachkursen gewidmet. Weitere 3,2 Millionen fließen in den Bereich Kommunikation und Konfliktlösung,
zwei Millionen in die Kompetenzermittlung und 3,6 Millionen in die Erwachsenenbildung. 2017 sind laut Bildungsministerium
weitere 80 Millionen für Integrationsmaßnahmen vorgesehen (derzeit laufen die Verhandlungen).
Neben den bereits oben genannten Umsetzungen werden die Planstellen für Sprachförder-LehrerInnen von
208 auf 650 angehoben sowie weitere 250 SchulsozialarbeiterInnen angestellt und etwa 1.200 Plätze für
Alphabetisierungskurse in der Erwachsenenbildung geschaffen. Zudem werden Sprachstartkurse in Schulen sowie „Mobile
interkulturelle Teams“ finanziert. Die Sprachstartkurse sollen SchülerInnen, deren Deutsch für den Unterricht
nicht ausreichend ist, zusätzlich im Erlernen der Sprache unterstützen. Bei den allgemeinbildenden Pflichtschulen
sollen die Kurse mindestens 3.200 SchülerInnen erreichen, im Bereich der AHS und BMHS mindestens 1.000 SchülerInnen.
Die „Mobilen Interkulturellen Teams“ sind mehrsprachige Einsatzteams, die die Schulen bei der Integration von SchülerInnen
mit Fluchthintergrund und bei der Kommunikation mit den Eltern unterstützen. Für das Sommersemester 2016
und das kommende Wintersemester 2016/17 sollen im Rahmen dieser Maßnahme 75 VollzeitmitarbeiterInnen die
Schulen unterstützen.
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