Unter fremdem Himmel

 

erstellt am
23. 08. 16
11:00 MEZ

Aus dem Leben jugoslawischer GastarbeiterInnen – von 2. September bis 16. Oktober 2016 im Vollskundemuseum Wien
Wien (volkskundemuseum) - Im Jahr 1966 wurde ein Abkommen zur Anwerbung von „GastarbeiterInnen“ zwischen Österreich und der damaligen Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien (SFR) geschlossen, um den Arbeitskräftemangel in Österreich auszugleichen. Anlässlich des 50jährigen Jubiläums dieses Anwerbeabkommens zeigt der Grazer Verein JUKUS im Volkskundemuseum Wien von 2. September bis 16. Oktober 2016 die Ausstellung „Unter fremdem Himmel“, die anschließend in Graz, Klagenfurt und Kapfenberg gastieren wird. Ein Vermittlungsprogramm für Jugendliche und ein Rahmenprogramm mit ZeitzeugInnengesprächen in Form von Stadtrundgängen und Diskussionsrunden verdichten das Thema.

An der Errichtung unserer Autobahnen, der Wiener U-Bahnen, der Uno-City und vieler anderer Bauten, die zur Modernisierung Österreichs und Wiens beitrugen, waren zu einem nicht geringen Teil auch jugoslawische Arbeitskräfte beteiligt, wie Juro B., der heute in Strebersdorf lebt. Als im Jahr 1966 zwischen der Republik Österreich und der SFR Jugoslawien ein offizielles Anwerbeabkommen abgeschlossen wurde, waren bereits zahlreiche JugoslawInnen hier beschäftigt. Neben der organisierten Anwerbung durch Firmen kamen in den Jahren danach aufgrund unkomplizierter Einreisemöglichkeiten und geographischer Nähe viele Arbeitssuchende auf eigene Faust nach Österreich, wo sie von der boomenden Wirtschaft in den unterschiedlichsten Branchen mit offenen Händen willkommen geheißen wurden.

Bereits Anfang der 1970er Jahre waren in Wien JugoslawInnen, darunter Blaško P., Niko M. und Slobodan J., führend mitbeteiligt am Aufbau selbstorganisierter Sport- und Kulturvereine, inklusive einer eigenen Fußballliga und österreichweit durchgeführten Arbeitersportspielen. Auch Beratungseinrichtungen von Kommunen, Kirchen und SozialpartnerInnen unterstützten MigrantInnen (wie etwa Zdravko S. beim ÖGB) JugoslawInnen bei rechtlichen und alltäglichen Problemen.

Neben den jugoslawischen ArbeitnehmerInnen der 1970er und 1980er Jahre stellen die Erzählungen ihrer Kinder, wie jene von Sandra M., Daniela G., Sonja M.-L., Davor S. oder Mato P. einen weiteren Schwerpunkt der Ausstellung dar. Wie erlebten sie, als „Gastarbeiterkinder“, ihre Kindheit, das Aufwachsen in mehreren Kulturen und ihren sozialen Aufstieg in Österreich?

Die präsentierten Zeitungsberichte und Ausschnitte aus ORF-Reportagen der 1960er bis 1980er Jahre zeichnen ein differenziertes Bild davon, wie „Gastarbeiter“ medial in Österreich wahrgenommen wurden. Sie reichen von Berichten über Lokalverbote bis hin zum 1973 österreichweit affichierten Kolaric-Antidiskriminierungsplakat und kirchlichen Solidaritätsaktionen.

Und heute? Viele der damaligen ArbeitsmigrantInnen sind in Österreich geblieben, haben hier Familien gegründet oder nachgeholt. Nicht wenige leiden jetzt im Alter an den gesundheitlichen Folgen der damals harten körperlichen Arbeit. Immer noch leben viele, so wie das Ehepaar Ružica und Novak G., ein Leben in zwei Heimaten. Hier in Wien und dort in ihren prächtig erbauten Häusern, die heute jedoch die meiste Zeit des Jahres leer stehen.

Nach der Ausstellung zur Arbeitsmigration aus der Türkei „Avustruya! Österreich! Jahre 2014 wird die nunmehrige Wanderausstellung „Unter fremdem Himmel“ als erstes im Wiener Volkskundemuseum (Laudongasse 15-19, 1080 Wien) von 2. September bis 16. Oktober 2016 gezeigt, und zusammen mit dem Rahmenprogramm einen wichtigen Beitrag zum heurigen Jubiläumsjahr in der Bundeshauptstadt darstellen. In der Folge macht die Wanderausstellung in der Steiermark von 10. November bis 08. Jänner 2017 im Museum im Palais (Sackstraße 16, 8010 Graz) und von 18. Jänner bis 10. Februar 2017 in Kärnten im Haus der Architektur (St. Veiter Ring 10, 9020 Klagenfurt) Station.

Zur Ausstellung erscheint im Herbst eine Begleitpublikation (dt.) als Sammelband mit Fachbeiträgen von Sylvia Hahn, Karin Maria Schmidlechner, August Gächter, Verena Lorber, Ljubomir Bratic, Regina Wonisch, Joachim Hainzl, Sanja Banjeglav, Dr. Friedrich Hausjell, Bettina Gruber, Viktorija Ratkovic und Irina Lepenik-Karamarkovic.

 

 

 

Weitere Informationen:
Allgemeine Informationen:
http://www.jukus.at
http://www.gastarbeit.at
http://www.volkskundemuseum.at

 

 

 

 

 

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