Biwakschachtel wird als externer Winterraum neben der Glungezerhütte installiert
Hall in Tirol (alpenverein) - Lange Zeit als „Prestigeobjekt“ vor dem Alpenvereinshaus in Innsbruck ausgestellt,
findet die von ÖAV-Vizepräsident und Architekt DI Helmut Ohnmacht konstruierte Biwakschachtel nun eine
neue Aufgabe und Heimat. Die Bemühungen des Alpenverein Hall in Tirol diese Notunterkunft in die Berge zu
bringen, finden somit, auch dank der Unterstützung des Sponsors BTV, ein positives Ende.
Die Bedingungen für dieses Vorhaben waren alles andere als optimal – Kälte, Wind, Schnee und eine instabile
Wetterlage machten die Übersiedlung des Polybiwaks auf den Glungezer spannender als geplant. Letztlich konnte
das Projekt dank der Flexibilität aller Beteiligten in mehreren Etappen abgeschlossen werden.
Neuer Standort Glungezer
Der Alpenverein Hall in Tirol freut sich besonders über die Realisierung dieses Projekts, immerhin hat
man die Idee schon seit einiger Zeit verfolgt. Letztlich möglich gemacht hat diesen Transport der Einsatz
der Bank für Tirol und Vorarlberg (BTV), denn die reguläre Hüttenförderung durch die Ministerien
hätte den gesamten Kostenaufwand nicht gedeckt. „Wir haben lange versucht, eine dauerhafte Lösung zu
finden, um die Unterbringung und Sicherheit der Bergsportler zu gewährleisten. Ich bin froh, dass uns das
dank unseres Partners nun gelungen ist“, sagt der stolze neue Besitzer Gerald Aichner, 1. Vorsitzender des Alpenvereins
Hall in Tirol.
Externer Winterraum und Notunterkunft für Bergsteiger
Die Lösung, das vorhandene Biwak zu übersiedeln und als externe Notunterkunft zu installieren, ist
für alle Beteiligten ein Gewinn. „Wir sind froh, dass das Biwak nun seinen ursprünglichen Zweck erfüllt.
Gerade am viel frequentierten Glungezer ist es eine sinnvolle Ergänzung“, so DI Helmut Ohnmacht, Vizepräsident
des Alpenvereins und Erfinder des Polybiwaks.
Die Glungezerhütte ist im Winter (ca. Mitte Dezember bis Mitte April) durchgehend geöffnet und bewirtschaftet.
Neben den zusätzlichen Schlafplätzen für Hüttengäste bietet das Biwak im November und
in den Wochen nach Saisonschluss bis zur Wiedereröffnung (Mitte April bis Ende Mai) eine spartanische Unterkunft
für Bergsteiger, die in dieser Jahreszeit selbstständig unterwegs sind. Im Sommer bringt es der oft ausgebuchten
Hütte zusätzliches Bettenvolumen. Die Biwakschachtel bietet notfalls bis zu zwölf Personen Platz
(in sechs Betten) drei zusätzliche Schlafplätze können am Boden noch mit Reservematratzen eingerichtet
werden.
Extremunterkunft mit Blick auf die Sterne
Das Biwak besteht aus leichten vorgefertigten Einzelelementen, aufgebaut auf einem modularen System. In den
heimischen Alpen bewähren sich die Polybiwaks nunmehr seit 46 Jahren, seit knapp 30 Jahren auch als Forschungsstationen
und Unterkünfte in den Eiswüsten der Antarktis. Die Lillie-Marleen-Schutzhütte wurde sogar unter
internationalen Denkmalschutz gestellt. Durch die achteckige Form kann das Biwak am Grat vom Wind freigeblasen
werden, der erhöhte Aufbau auf vier Füßen stellt sicher, dass die Zugänglichkeit jederzeit
gewährleistet ist.
Das Biwak wird von einer Lichtkuppel überspannt, die nicht nur einen Blick in die Nacht ermöglicht, sie
lässt auch Sonnenstrahlen ins Biwak, welche es erwärmen und dadurch Decken und Matratzen trocknen. „Unser
Objekt ist gewissermaßen sogar ein Passivhaus, denn es bildet sich kein Kondensat“, schmunzelt Helmut Ohnmacht.
Und der Blick in die sternenklare Nacht sei „märchenhaft“.
Sponsoring der BTV
Möglich gemacht hat dieses spektakuläre Projekt die Unterstützung durch einen Sponsor. Die BTV
– Bank für Tirol und Vorarlberg AG hat sich für dieses Projekt eingesetzt, „weil das mit dem Staatspreis
für herausragendes Design ausgezeichnete Polybiwak sowohl als architektonisch spannendes Projekt als auch
als sichere Notunterkunft in unvorhergesehenen Situationen ein sichtbares Bekenntnis unserer Verantwortung ist“,
sagt der Vorstandsvorsitzende der BTV, Gerhard Burtscher. „Wir freuen uns als Partner des Österreichischen
Alpenvereins den Tirolerinnen und Tirolern und ihren bergbegeisterten Gästen das neue Biwak am Glungezer zur
Verfügung stellen zu können“.
Spektakuläre Übersiedelung
Wetterbedingt glich die Übersiedelung des Biwaks einem Krimi. Schneefälle und immer wieder Wind forderten
den Arbeitern alles ab. Soweit möglich, wurden die Bauteile mit der Materialseilbahn befördert. Die vorgefertigte
Konstruktion wurde bei fast winterlichen Verhältnissen zusammengebaut und am Fels verankert. In insgesamt
sechs Hubschrauberrotationen wurden die restlichen Teile transportiert und vor Ort zusammengebaut.
Neuer Name
Die Biwakschachtel steht seit 24.07.2016 als Notunterkunft neben der Glungezerhütte und wird den Namen
„Roman's Biwak“ tragen, in Erinnerung an den früheren Glungezer- Hüttenwart und langjährigen gemeinsamen
Bergkameraden Ohnmachts, Roman Klingenschmid.
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