Recht und Konflikt: Südtirol als Modell für Stipendiaten

 

erstellt am
02. 09. 16
09:00 MEZ

Bozen (lpa) - In Begleitung der beiden Universitätsprofessoren Petra Butler und Jörn Axel Kämmerer haben 22 Studierende und Doktoranden von der Studienstiftung des deutschen Volkes, die Hochbegabte fördert, am 31.08. Landeshauptmann Arno Kompatscher einen Besuch abgestattet. Die Stipendiaten berichteten über ihre Erkenntnisse zu den heurigen Schwerpunkten ihrer wissenschaftlichen Sommerakademie, nämlich Recht und Konflikt. So studieren auch die meisten von ihnen Rechtswissenschaften, aber nicht alle. Zudem informierten sie sich beim Landeshauptmann über die Autonomie, die sich ja im internationalen Umfeld einen Ruf als besonderes Modell zur Beilegung von Konflikten gemacht hat, das Thema, das in ebendieser Ausgabe der Sommerakademie im Vordergrund steht.

Vom 22. August bis zum 2. September ist die Sommerakademie der Studienstiftung des deutschen Volkes zu Gast in St. Johann/Ahrntal und führt damit eine nunmehr 32-jährige Tradition fort. Für die Ahrntaler und die Sommergäste der Region sind die wissenschaftlichen Vorträge, die im Rahmen der Sommerakademie gehalten werden, eine willkommene Gelegenheit, sich den einen oder anderen davon anzuhören, da sie der Allgemeinheit offen stehen.

Die beiden Rechtswissenschaftler, Petra Butler von der neuseeländischen Victoria University Wellington und Jörn Axel Kämmerer von der Bucerius Law School in Hamburg, begleiten den heurigen Schwerpunkt Recht und Konflikt auf wissenschaftlicher Ebene. Sie überließen aber den Sprechern der Studierenden weitgehend das Wort. Katharina aus Berlin, die Biotechnologie studiert, räumt zunächst schmunzelnd ein, dass einige in ihrer Studiengruppe diese Sommerakademie gewählt hätten, weil sie gern nach St. Johann kommen. „Die Ortswahl hat eine ähnlich hohe Priorität wie das Schwerpunktthema“, sagte sie. Dann ging sie darauf ein, wie Konflikte und Recht interagieren. „Wir sind zum Schluss gekommen, dass Konflikte durch Recht auch erst entstehen können“, unterstrich sie. Zudem habe sich die Gruppe die Frage gestellt, ob Konflikte per se durch Recht lösbar seien. „Schließlich sind wir auf die alternativen Lösungsformen der Konfliktbeseitigung eingegangen. Wir haben weiters erkannt, dass Konflikte oft zwar rechtlich gelöst werden – auf emotionaler Ebene bleiben sie aber ungelöst.“ Anhand Südtirols Autonomiegeschichte habe die Studiengruppe festgestellt, dass Österreich immer noch ein bemerkenswertes Interesse habe, Südtirols Autonomie zu schützen. Auch die offizielle Streitbeilegung von 1992 sei ein Beispiel dafür, wie ein Konflikt offiziell beigelegt ist, auf der Ebene darunter er aber noch weiterhin glühe.

„Ich bin beeindruckt von der profunden Analyse, die Sie hier zusammengefasst haben – und muss sagen, ich erkenne darin Südtirol wieder“, sagte Landeshauptmann Kompatscher im Anschluss zu der jungen Wissenschaftlergruppe. „Ich glaube ich nehme am Ende des Tages mehr von diesem Treffen mit als Sie“, unterstrich er mit sichtbarer Anerkennung. Im Anschluss ging er mit den Wissenschaftlern die einzelnen Stationen der Geschichte der Autonomie durch, auch vor dem Hintergrund der bevorstehenden Verfassungsreform.

Studienstiftung des deutschen Volkes
Das Begabtenförderungswerk ist das älteste und größte der Bundesrepublik Deutschland – es wurde 1925 in Dresden gegründet. Gemäß seiner Satzung fördert es „die Hochschulbildung junger Menschen, deren hohe wissenschaftliche oder künstlerische Begabung und deren Persönlichkeit besondere Leistungen im Dienste der Allgemeinheit erwarten lassen.“ Die Auswahl und Förderung der Stipendiaten erfolgen unabhängig von politischen, weltanschaulichen und religiösen Vorgaben. Die Stiftung ist offen für alle Studiengänge und Hochschularten. Der wichtigste Geldgeber ist das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Darüber hinaus erhält die Akademie ihre Mittel von Ländern und Kommunen, von Stiftungen und Unternehmen und nicht zuletzt von den Alumni und weiteren privaten Spendern. Aktuell fördert die Studienstiftung knapp 12.000 Studierende und etwa 1.200 Doktoranden.

 

 

 

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