Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics hebt Bedeutung Marias als Begleiterin des christlichen
Unterwegsseins, der Zielausrichtung des Menschen sowie als die große Völkerverbindende hervor
Mariazell/Eisenstadt (martinus) - Tausende Pilgerinnen und Pilger nahmen an der traditionsreichen, zum 93.
Mal veranstalteten kroatischen Wallfahrt nach Mariazell teil. An den drei Tagen von Freitag bis Sonntag waren alle
kroatischen Pfarren aus dem Burgenland, Wien, Ungarn und der Slowakei beteiligt, 18 Pfarren bewältigten die
gesamte Strecke nach Mariazell zu Fuß. Einen der Höhepunkte bildete die am Nachmittag des 28.08. erfolgte
Übergabe der Wandermuttergottes, die in diesem Jahr von der Pfarrgemeinde Schachendorf an die slowakische
Pfarre Kroatisch-Jahrndorf (Jarovce) überreicht wurde.
Übergabe der Gnadenstatue und eindrucksvolle Spende
Die Marienstatue, die seit dem Fall des "Eisernen Vorhangs" nicht nur in kroatischen Gemeinden des
Burgenlandes, sondern auch in jenen der Slowakei und in Westungarn weitergereicht wird, ist seit Jahrzehnten ein
lebendes Symbol der Grenzüberschreitung, des Verbindenden und des europäischen Geistes und motiviert
die jeweiligen Pfarren, tätige Zeichen der Barmherzigkeit zu setzen. So konnte der Ratsvikar von Schachendorf,
Michael Marlovits, nach einem bewegenden Bericht über das Jahr mit der Wandermuttergottes die für diesen
kleinen Ort eindrucksvolle Spende in der Höhe von 9.000 Euro an den Superior von Mariazell, Pater Karl Schauer,
übergeben.
Kulturen und Völker verbindende Institution
Zugleich lud Pfarrer Jozef Kemp aus Kroatisch-Jahrndorf im Zuge der Übergabe der Statue alle kroatischen
Gemeinden herzlichst ein, zur vorübergehenden Heimat der Wandermuttergottes in Jarovce zu pilgern, was den
einheitsstiftenden und verbindenden Geist der Gnadenstatue unterstreicht.
Die Wandermadonna wird im Zuge der jährlichen gemeinsamen Wallfahrt der Burgenlandkroaten sowie der in Wien,
Ungarn und in der Slowakei lebenden Kroaten nach Mariazell getragen und dort einer jeweils anderen kroatischen
Gemeinde zugeteilt. Die Idee dazu stammt vom ersten Eisenstädter Diözesanbischof Stefan László
und wird seit dem Jahr 1973, als die Wallfahrt ihr damals 50-jähriges Jubiläum feierte, gepflegt.
Bischof Zsifkovics: Maria als Begleiterin
Zentraler Höhepunkt der "Kroatenwallfahrt" nach Mariazell war auch in diesem Jahr die Hauptmesse
am Sonntag mit Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics, der in seiner Predigt vor tausenden Pilgerinnen
und Pilgern die Bedeutung Marias als Begleiterin und Wegweiserin für das christliche Unterwegssein und eine
Zielausrichtung im Sinne einer nächstenliebenden Barmherzigkeit hervorhob. "Leben bedeutet immer, Lebensphasen
durchschreiten, die letztlich auf ein Ziel ausgerichtet sind. Dafür braucht es konkrete Wegmarkierungen, die
in unseren guten Werken, im Handeln aus dem Geist der Barmherzigkeit manifest werden", so der Bischof in Mariazell.
"Sinnerfülltes Leben abseits von Kämpfen um erste Plätze"
Zu jedem menschlichen Unterwegssein gehöre immer auch die Konfrontation mit Umwegen, Sackgassen und Holzwegen,
kurz: die Möglichkeit, von einem in sich sinnerfüllten Weg abzukommen, wie Bischof Zsifkovics weiter
ausführte. "Gerade das Wallfahren ist eine ungemein moderne, ganzheitliche, den Menschen leiblich, geistig,
personal und dialogisch ansprechende Gelegenheit zum Innehalten. Wallfahren ist eine Einladung zur Sammlung, zum
Wenden und Aufspannen neuer Horizonte", so der Bischof, der zugleich betont: "Miteinander gemeinsam unterwegs
sein ist eine wunderbare Erinnerung daran, dass es in einem sinnerfüllten Leben nicht um den Kampf um die
vordersten und ersten Plätze geht, sondern um das Füreinander, um eine Einheit in Vielfalt, also um ein
personal-dialogisches Miteinander, in dem wir einander wechselseitig als je einmalige Freiheitswesen freigeben".
Und schließlich lenkte der Bischof den Blick auf die Mariazeller Basilika als Sinnbild und Veranschaulichung
für die Hoffnung auf Sinnerfüllung, auf das Erreichen, Ankommen und Heimischwerden in den Spannweiten
eines guten, gelungenen Lebens: "Genau das zeigt das Beispiel Marias und die künstlerisch so einmaligen
Darstellungen ihres Lebens in der Basilika, die mit der Krönung Mariens enden", sagte der Bischof vor
tausenden Wallfahrern.
Zsifkovics zu P. Karl Schauer: "Freuen uns, dich mitzunehmen"
Mit einer sehr herzlichen und bewegenden Geste dankte Bischof Zsifkovics dem langjährigen Superior von
Mariazell, Pater Karl Schauer, für dessen beispielhaften Dienst und für dessen vorbildhaftes Engagement
im Zeichen der Völkerverständigung und der Vermittlung christlicher Grundwerte gegenüber Millionen
von Pilgern. Dabei überreichte er an Pater Karl ein von Künstler Heinz Ebner ins Werk gesetztes Bild,
auf dem sowohl die Basilika Mariazell als auch der Eisenstädter Martinsdom zu sehen sind. Schließlich
wird P. Karl Schauer nach beinahe 25-jähriger Tätigkeit als Superior von Mariazell künftig in verantwortungsvoller
Position in der Diözese Eisenstadt tätig sein: "Wir freuen uns sehr darauf, Dich gleichsam in unsere
Diözese ‚mitnehmen’ zu dürfen", so der Bischof zu P. Karl Schauer.
Zahlreiche Gottesdienste und Prozessionen
Bischof Zsifkovics nahm auch an der großen Prozession durch Mariazell teil, die am Samstagabend im Rahmen
der "Kroatenwallfahrt" stattfand. Bereits am Freitagabend zelebrierte Neupriester Stefan Jahns, der am
29. Juni im Martinsdom von Diözesanbischof Zsifkovics zum Priester geweiht worden war und damit einen Wandel
vom erfolgreichen Leiter einer eigenen Anwaltskanzlei hin zum "Advokaten für alle" (Bischof Zsifkovics)
vollzog, eine Messe, die von der Gruppe "Pax" musikalisch gestaltet wurde. Im Anschluss an die Messe
erteilte Jahns den Primizsegen.
Am Samstag fand zunächst eine Frühmesse für Verstorbene, zelebriert vom Leiter des liturgischen
Referats in der Kroatischen Sektion der Diözese Eisenstadt, Josef Kuzmits, statt. Ebenfalls am Samstag wurde
eine Messe mit dem Stinatzer Pfarrer Ignaz Ivanschits, der zugleich sein Silbernes Priesterjubiläum feierte,
abgehalten, die Tamburizza-Gruppe Stinatz sorgte für die musikalische Umrahmung. Die Kreuzweg-Andacht hielten
die Pilgerinnen und Pilger am Samstagnachmittag mit Diakon Georg Vukovits ab. Schließlich zelebrierte der
Schachendorfer Pfarrer Branko Kornfeind am Samstagabend noch eine Messe im Rahmen der Wallfahrt, die Tamburizza-Gruppe
aus Schachendorf gestaltete die Musik.
Die "Kroatenwallfahrt" wurde vor mittlerweile 93 Jahren vom damaligen Priester aus Großwaradorf,
Martin Mersich, ins Leben gerufen. Mersich rief die kroatische Volksgruppe auf, einmal jährlich nach Mariazell
zu pilgern. Rund 30.000 Personen zählen sich zur Volksgruppe der Burgenlandkroaten, von denen ein beträchtlicher
Teil in Wien und in anderen Bundesländern lebt. Die Burgenlandkroaten machen etwa 6 Prozent an der burgenländischen
Gesamtbevölkerung aus.
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