WKÖ-Präsident Leitl: Chancen des digitalen Wandels bei Arbeitszeiten gemeinsam gestalten –
Trend zu Flexibilisierung und Individualisierung zeigt sich auch bei Arbeitnehmer-Umfrage zu Arbeitszeit: Win-Win-Situation
für alle
Alpbach/Wien (pwk) - Die Auswirkungen des digitalen Wandels auf die Arbeitswelt werden vielschichtig sein,
fließend - und sind daher heute nicht abgrenzbar. „Sicher ist: Neue Technologien sollen nicht Anlass geben
für Schreckensszenarien. Der grundlegende technologische Wandel auf dem Arbeitsmarkt bietet uns Chancen, die
wir gemeinsam nutzen und als Sozialpartner gemeinsam ausgestalten sollten“, betonte WKÖ-Präsident Christoph
Leitl am 31.08. bei einer Pressekonferenz im Rahmen der Wirtschaftsgespräche des Europäischen Forums
Alpbach. „Wir Sozialpartner sind Manager des Wandels, die Ängste nehmen und Zuversicht vermitteln sollen.“
In der Arbeitswelt kann der digitale Wandel Win-Win-Situationen für Arbeitgeber wie Arbeitnehmer gleichermaßen
bewirken, wenn man für die Bedürfnisse beider Seiten zufriedenstellende Lösungen finden könne,
betonte Leitl. Und diese weisen in eine klare Richtung: Flexibilisierung und Individualisierung sind gesellschaftliche
Trends, die sich auch auf dem Arbeitsmarkt abzeichnen.
Das belegt auch eine neue Umfrage unter österreichischen ArbeitnehmerInnen, die das market Institut im Auftrag
der Wirtschaftskammer Österreich im August durchgeführt hat. Market-Experte David Vogl: „Flexibles Arbeiten
wird für Arbeitnehmer immer wichtiger. Der Trend ist klar: Arbeitnehmer entfernen sich immer mehr vom Konzept
eines Standard-Arbeitsplatzes mit Standard-Arbeitszeiten, hin zu immer individuelleren Lösungen, um den eigenen
Ansprüchen maßgeschneidert entsprechen zu können.“
83 Prozent sehen Überstunden als sinnvoll an, und sogar 90 Prozent signalisieren Bereitschaft, phasenweise
länger zu arbeiten.
Für flexible Arbeitszeitgestaltungen gibt es aus Arbeitnehmer-Sicht mehrere gute Gründe, z.B. Arbeitsplatzsicherung
oder verlängerte Freizeit. Dabei sagen sieben von zehn, dass sie auf die Regelungen von ihren Arbeitszeiten
Einfluss nehmen können. 55 Prozent sind der Meinung, sowohl Arbeitgeber, als auch Arbeitnehmer profitieren
von flexiblen Arbeitszeiten gleichermaßen.
Die praktische Umsetzung bei der Einteilung von Überstunden funktioniert laut Arbeitnehmern in der Regel sehr
gut. Die persönliche Belastung durch Überstunden hält sich für die Mehrheit in Grenzen, vielmehr
haben sogar 12h-Arbeitstage oder mehr ihren Anreiz, wenn dadurch ein zusätzlicher freier Tag gewonnen wird.
In der Regel werden Überstunden auch durch Zeitausgleich abgegolten, vierzig Prozent nehmen zumindest fallweise
auch eine finanzielle Vergütung in Anspruch. Nur zwei Prozent geben an, dass es Probleme bei der Überstunden-Entlohnung
gegeben hat.
Fazit des Meinungsforschers: „Die Bedürfnisse der Wirtschaft und die Bedürfnisse der Arbeitnehmer nach
flexiblerem Arbeiten gehen also weitgehend in die gleiche Richtung.“
Wie Präsident Leitl betonte, sind – sofern es die gesetzlichen Rahmen erlauben – auf sozialpartnerschaftlicher
Ebene bereits mehrfach zeitgemäße, flexible Lösungen gefunden worden. Als Beispiele nannte der
WKÖ-Präsident die Elektro- und Elektronikindustrie, wo der KV-Abschluss fixiert, dass neben der bewährten
Verteilungs- und Einmalzahlungsoption die Ist-Erhöhung eines Gehaltes auch in Freizeit umgewandelt werden
kann, sowie das innovative Zeitkontenmodell in der Maschinen-, Metall- und Gießereiindustrie. Leitl: „In
Richtung mehr Flexibilität werden wir Sozialpartner uns gemeinsam weiter bewegen. Wir müssen den Betrieben
mehr Möglichkeiten geben, bei den Arbeitszeiten mehr Spielräume zu haben. Dabei geht es nicht um eine
Ausweitung der Wochenarbeitszeit, sondern um eine flexiblere Verteilung der Arbeitszeiten. Und natürlich müssen
auch die Bedürfnisse der Arbeitnehmer nach mehr Zeitsouveränität berücksichtigt werden.“
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