LK Steiermark will Anbauflächen ausbauen - Nachfrage größer als Produktion
Graz (lk-stmk) - "Der EU-Herkunftsschutz 'Geschützte Ursprungsbezeichnung g.U.' sichert die steirische
Käferbohne als Original vor ausländischen Billigstkopien und Plagiaten, insbesondere auch aus China,
deren Produktionsmethoden für heimische Verhältnisse fragwürdig sind", unterstreicht Franz
Titschenbacher, Präsident der Landwirtschaftskammer Steiermark. Denn künftig garantiert die Angabe "Steirische
Käferbohne g.U." auf dem Etikett qualitätsgesicherte Herkunft aus der grünen Mark. Trittbrettfahrern
wird dadurch ein Riegel vorgeschoben. "Damit schaffen wir, gleichzeitig mit den laufenden Bemühungen
unserer Experten für stabilere Ernten, eine wesentliche Grundlage für eine gute Zukunft des steirischen
Käferbohnen-Anbaus", betont Titschenbacher.
Die Nachfrage ist derzeit größer als die Produktion. Nur etwa 10% des österreichischen Marktes
(rund 500 t) werden durch steirische Käferbohnen abgedeckt. Titschenbacher: "Diese Luft nach oben wollen
wir gezielt nutzen. Daher wollen wir mittel- und langfristig die Anbauflächen marktangepasst ausweiten. Das
stärkt innovative Bauernhöfe und bietet ein zusätzliches Standbein." Weiters werden die Wertschöpfung
in den Regionen erhöht sowie Arbeitsplätze auf den Höfen und in der Verarbeitung gesichert beziehungsweise
geschaffen. "Außerdem planen wir mit essfertigen 'Steirischen Käferbohnen g.U.' und Convenience-
Produkten auf den deutschsprachigen Märkten Fuß zu fassen", so Titschenbacher.
Guter Ruf der Steiermark wird gestärkt
Für Agrarlandesrat Johann Seitinger sind starke Marken und geschützte Herkunftsbezeichnungen ein
wichtiges Signal, um den guten Ruf der Steiermark als kulinarische Schatzkammer weit über die Grenzen hinaus
zu stärken: "Es wurden bisher schon zahlreiche bedeutende Marken geschaffen, die sich deutlich von billigen
Fälschungen abheben und den Konsumenten damit die Sicherheit geben, Produkte auf höchstem Qualitätsniveau
zu erhalten. In unserem Bundesland können wir stolz darauf sein, dass neben dem Kürbiskernöl, dem
Kren und der Pöllauer Hirschbirne nun auch die typisch Steirische Käferbohne von der Europäischen
Union in den elitären Kreis der geschützten Erzeugnisse aufgenommen wurde. Zukünftig geht es nicht
nur darum, weitere einzigartige Produktmarken und innovative Erzeugnisse zu kreieren, sondern vor allem das große
Potenzial dieser Produkte auszuschöpfen."
Die Stärkung und Unterstützung der kleinstrukturierten Landwirtschaft ist für Seitinger ein sehr
wichtiges Anliegen, da die Erzeugung von Qualitätsprodukten auch der Schlüssel für einen weiterhin
gepflegten Lebensraum ist: "Unsere Bäuerinnen und Bauern sind nicht nur die Garanten für eine nachhaltige
Bewirtschaftung unseres Landes, sie sind auch hohe Innovationsträger und unverzichtbare Dienstleister im ländlichen
Raum."
Steirische Käferbohne gibt Sicherheit
"Die 'Steirische Käferbohne g.U.' gibt auch den Konsumenten Sicherheit. Sie muss zwingend auf Äckern
des Bundeslandes wachsen und die essfertige Bohne muss zusätzlich in der Steiermark hergestellt werden",
unterstreicht Landwirtschaftskammer-Vizepräsidentin Maria Pein. Außerdem liegt die Hülsenfrucht
wegen ihrer besonders wertvollen Inhaltsstoffe, ihres hohen Eiweiß- und Kohlehydratanteils sowie des fast
nicht vorhandenen Fetts, voll im Ernährungstrend. Auch bei Vegetariern und Veganern ist die Käferbohne
besonders beliebt.
Vorbereitungen für Zertifizierung laufen auf Hochtouren
"Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Gartenbauabteilung arbeiten auf Hochtouren an der Etablierung
eines Qualitäts- und Herkunftssicherungssystems, damit die neue Ernte bereits als 'Steirische Käferbohne
g.U.' angeboten werden kann", unterstreicht LK-Direktor Werner Brugner. Und weiter: "Die Wetterkapriolen
der vergangenen Jahre, insbesondere Hitze und Trockenheit haben für große Ernteausfälle gesorgt.
Unsere Experten arbeiten gemeinsam mit der Universität für Bodenkultur, der Versuchsanstalt Wies und
der Saatzucht Gleisdorf für eine bessere Ertragssicherheit. Hinsichtlich dürrebeständigerer Züchtungen
sowie einer verbesserten Befruchtung während Hitze- und Trockenperioden durch Wasser-Sprühnebel, sind
wir auf einem guten Weg." Außerdem beraten die Experten der Landwirtschaftskammer die Produzenten bei
Flurbegehungen, Fachtagen und Einzelberatungsgesprächen.
Produktion für faire Vertragspreise bündeln
"Die 'Steirische Käferbohne g.U.' hat ein sehr großes Potenzial", sagt der Obmann des
steirischen und österreichischen Gemüsebauverbandes, Fritz Rauer. "Um die bestehenden Marktchancen
des geschützten Produkts auch umzusetzen, ist es wichtig das Käferbohnen-Angebot im Bundesland zu bündeln.
Nur durch die gemeinsame Stärke ist es möglich, für die Landwirte langfristig zufriedenstellende
Vertragspreise sowie einen fairen Anteil an der Wertschöpfungskette zu erzielen." Rauer ruft in diesem
Zusammenhang die Produzenten auf, der neugegründeten "Plattform zum Schutz der Steirischen Käferbohne
g.U." beizutreten. Rauer freut sich über die gute Zusammenarbeit mit den Verarbeitungs- und Vermarktungsbetrieben,
die den ganzen Prozess zur Erreichung des EU-Herkunftsschutzes mitgetragen haben und ist offen für neue Partnerschaften.
Als Direktvermarkterin erlebt Käferbohnenkönigin Michaela Summer die Faszination der Konsumenten, die
den Geschmack und die Vielfältigkeit der Hülsenfrucht vom Salat über Süßspeisen bis hin
zum Design sehr schätzen: "Ich bin überglücklich, dass wir es geschafft haben den EU-Herkunftsschutz
zu bekommen. Unsere steirische Käferbohne zählt jetzt zu den Top-Produkten Europas." Und: "Als
Erzeuger bemühen wir uns sehr die Besonderheiten hervorzuheben und das große Marktpotenzial zu nützen."
Summer hat auf ihrem Hof in Dietzen ein Käferbohnen-Kabinett eingerichtet, das die Vielfalt der Hülsenfrucht
von A bis Z präsentiert.
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