Die aktuelle Studie zeigt: Effiziente Nutzung von Holz bringt maximalen Nutzen für Gesamtwirtschaft
und Einzelsektoren
Wien (pwk) - Das Institut für Industrielle Ökologie präsentierte gemeinsam mit Austropapier
eine Studie über die „Auswirkungen forcierter kaskadischer Holznutzung auf Ressourceneffizienz und Wertschöpfung
in Österreich“. Anhand verschiedener Szenarien wurde die optimale Nutzung des Rohstoffs Holz analysiert und
damit auch die negative Wirkung des Ökostromgesetzes für die Österreichische Gesamtwirtschaft belegt.
Insgesamt könnte die forcierte kaskadische Holznutzung die Erlöse der Wertschöpfungskette Holz von
derzeit 18,4 Mrd. Euro auf 24,4 Mrd. Euro steigern.
Holz – verwenden statt verschwenden
Durch die ambitionierten Klima- und Energieziele haben erneuerbare Rohstoffe, allen voran Holz, in der letzten
Zeit einen wahrhaften Boom erlebt. Sowohl für die Herstellung von Produkten, als auch für Energie wird
immer mehr von der wertvollen Ressource benötigt. Die optimale Nutzung von Holz wird deshalb umso wichtiger.
In der vorgestellten Studie wurden verschiedene Szenarien von vermehrtem Holzeinsatz in der stofflichen wie energetischen
Verwertung sowie von zusätzlichem Holzeinschlag errechnet und volkswirtschaftlich bewertet.
Holz – ein Multitalent mit unschlagbarer Ökobilanz
Holz ist die wichtigste nachwachsende Ressource Österreichs. Jährlich werden dadurch Erlöse
entlang der Wertschöpfungskette von 18,4 Mrd. EUR erzielt. Die politischen Zielsetzungen sowie die Umstellung
auf eine nachhaltige Wirtschaftsweise haben die Nachfrage nach diesem Rohstoff enorm steigen lassen. Deshalb kommt
der effizienten Nutzung des Rohstoffs eine immer größere Bedeutung zu. Im Zuge der kaskadischen Nutzung
werden neben traditionellen Holzprodukten wie Papier & Zellstoff, zusätzlich neue innovative Produkte
aus Holz sowie Energie hergestellt. Allerdings wird die Rohstoff-Konkurrenz zwischen kaskadischer (stofflicher
und anschließender energetischer) und energetischer Nutzung durch die Ökostromförderung einseitig
beeinflusst.
Holz – ein enorm wichtiger Standortfaktor für Österreich
Im Rahmen dieser Studie wurde aufbauend auf der aktuellen Holznutzung der Mehrwert einer forcierten Kaskadennutzung
für die österreichische Volkswirtschaft sowie für die einzelnen Branchen der holzverarbeitenden
Industrie untersucht. Es wurden unterschiedliche Szenarien der verstärkten Holznutzung, in der energetischen
wie auch stofflichen Verwertung sowie der vermehrten Holzmobilisierung anhand volkswirtschaftlicher Kennzahlen
abgebildet. „Im Endeffekt bringt die forcierte kaskadische Nutzung von Biomasse nicht nur den größten
Nutzen für Österreichs Gesamtwirtschaft, sondern auch für die einzelnen Branchen“, fasst Studienautor
Andreas Windsperger das Ergebnis zusammen. Am besten schneidet das Szenario „Kaskade Plus“, das von einer Vertiefung
der Wertschöpfungskette ausgeht, ab. „Die gesamten Erlöse von stofflicher und energetischer Verwertung
könnten von derzeit 18,4 auf 24,4 Mrd. Euro erhöht werden“, kommentiert Windsperger. Während die
holzverarbeitende Industrie ihre Erlöse von 16,8 Mrd. auf 22,2 Mrd. EUR steigert, erhöhen sich die Erlöse
im Energiesektor leicht von 1,6 auf 2,2 Mrd. EUR. Die forcierte Kaskadennutzung im Sinne des Szenarios „Kaskade
Plus“ verbindet somit gesteigerte Produktionsmengen und Erlöse, von Wertschöpfung und Ressourceneffizienz
in der holzverarbeitenden Industrie mit gesteigerter Strom- und Wärmeerzeugung im Energiesektor. Eine Erhöhung
des Holzeinschlags um 3 Mio. fm führt ohne maßgebliche Verschiebungen ebenfalls zu einer Erhöhung
der Wertschöpfung. Ungeachtet des gesamtwirtschaftlichen Nutzens wären noch verschiedene Anforderungen,
die für eine erfolgreiche Realisierung maßgeblich sind, zu berücksichtigen: z.B. mögliche
Mengenverschiebungen, Qualitätsanforderungen, ökonomische Auswirkungen oder Marktaspekte.
Ökostromgesetz endlich novellieren
Anlässlich dieser Studienergebnisse appelliert die Papierindustrie eindringlich an die Politik, endlich
den gesamtwirtschaftlichen Nutzen bei der anstehenden Novelle des Ökostromgesetzes in den Vordergrund zu stellen,
anstatt Einzelinteressen zu befriedigen.
Insgesamt stehen in Österreich - gemeinsam mit allen Importen und sonstigem Holzaufkommen (Flurgehölze
etc.) über 40 Mio. Festmeter Holz pro Jahr zur Verfügung. Davon wird mittlerweile nur noch ein Drittel
stofflich zu Holzprodukten wie Möbel, Häuser, Platten und Papier verarbeitet. Beinahe zwei Drittel werden
bereits in Strom und Wärme umgewandelt (inklusive Laugenverbrennung). Schuld daran ist die Ökostromförderung,
die seit Jahren den Holzmarkt beeinflusst, indem sie die Verbrennung von Holz fördert und so der stofflichen
Verwertung ihren Rohstoff entzieht.
Die Papierindustrie fordert seit Jahren eine Umstellung der Fördersystematik von Einspeisetarifen auf Investitionsförderungen,
auch um endlich EU-Konformität herzustellen. „Neue Biomassegroßkraftwerksprojekte wie jene in Klagenfurt
werden die regionale Holzversorgung zukünftig weiter unter Druck setzen. Für uns als Papierindustrie
bedeutet das mehr Importe und höhere Kosten. Darunter leiden letztendlich die Standorte und Arbeitsplätze
größtenteils in ländlichen Regionen“, erläutert Christian Skilich, Vizepräsident von
Austropapier. Dem nicht genug, müssen die Industriebetriebe genauso wie die Haushalte zusätzlich noch
als Stromverbraucher die Ökostromförderung über ihre Stromrechnung finanzieren.
„In Zukunft dürfen nur mehr die effizientesten Anlagen Förderungen erhalten“, fährt Max Oberhumer,
Präsident von Austropapier fort. „Es widerspricht vollkommen der Logik, unrentable Anlagen durch die Verlängerung
von Einspeisetarifen künstlich am Leben zu halten bzw. durch Gewährung von Schließungsprämien
noch für ihre Ineffizienz zu belohnen – Alles auf Kosten des Konsumenten“, bezieht sich der Austropapier-Präsident
auf die im Frühjahr 2016 geplante Rettung maroder Ökostromanlagen (allen voran Biogasanlagen), die von
Rechtsexperten als nicht EU-konform angesehen wird.
Veredeln vor verbrennen
Im Sinne des größtmöglichen gesamtwirtschaftlichen Nutzens und potentiellen Mehrerlösen
von rund 6 Mrd. EUR gilt es, die kaskadische Holznutzung auch über das Ökostromgesetz zu forcieren. „Ziel
ist es, zukünftig vorrangig Holzsortimente energetisch zu verwerten, die nicht stofflich verwertet werden
können (z.B. Flurgehölze, Rinde, Wipfelstücke) und die kaskadische Nutzung zu intensivieren“, fasst
Oberhumer nochmals zusammen – denn der Einsatz von Holz zur Verbrennung ist Low-tech. Nur bei stofflicher mit anschließender
energetischer Nutzung von Holz ist die volle Wertschöpfungskette zu garantieren: Veredeln vor verbrennen muss
das Motto sein.
Austropapier – Vereinigung der Österreichischen Papierindustrie
Austropapier repräsentiert – gemeinsam mit dem Fachverband der Papierindustrie - die Unternehmen der österreichischen
Papierindustrie. 24 Betriebe erzeugen jährlich fast 5 Millionen Tonnen Papier, Karton und Pappe. Sie stellen
fast 8.000 Arbeitsplätze direkt bereit und tragen zur Einkommenssicherung von hunderttausenden Menschen in
der heimischen Forst- und Holzwirtschaft, in der Papier und Pappe verarbeitenden Industrie und dem Druck- und Grafik-Sektor
bei.
Papier begleitet uns Tag für Tag in vielen wichtigen Produkten. Der Einsatz der erneuerbaren Rohstoffe Holz
und Altpapier, die Wiederverwertung der Rückstände als Rohstoff, höchste Energieeffizienz der Anlagen
und enorme Investitionen zur Verbesserung der Umweltsituation gehören zu den Grundpfeilern der nachhaltigen
Wirtschaftsweise. Mit modernen und gut bezahlten Green-Jobs, konsequenter Aus- und Weiterbildung sowie der Bündelung
von Forschung, Entwicklung und Innovation sichert der Sektor nachhaltig die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen
Standorte.
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