Deutlich mehr Wertschöpfung
 durch kaskadische Nutzung

 

erstellt am
08. 09. 16
09:00 MEZ

Die aktuelle Studie zeigt: Effiziente Nutzung von Holz bringt maximalen Nutzen für Gesamtwirtschaft und Einzelsektoren
Wien (pwk) - Das Institut für Industrielle Ökologie präsentierte gemeinsam mit Austropapier eine Studie über die „Auswirkungen forcierter kaskadischer Holznutzung auf Ressourceneffizienz und Wertschöpfung in Österreich“. Anhand verschiedener Szenarien wurde die optimale Nutzung des Rohstoffs Holz analysiert und damit auch die negative Wirkung des Ökostromgesetzes für die Österreichische Gesamtwirtschaft belegt. Insgesamt könnte die forcierte kaskadische Holznutzung die Erlöse der Wertschöpfungskette Holz von derzeit 18,4 Mrd. Euro auf 24,4 Mrd. Euro steigern.

Holz – verwenden statt verschwenden
Durch die ambitionierten Klima- und Energieziele haben erneuerbare Rohstoffe, allen voran Holz, in der letzten Zeit einen wahrhaften Boom erlebt. Sowohl für die Herstellung von Produkten, als auch für Energie wird immer mehr von der wertvollen Ressource benötigt. Die optimale Nutzung von Holz wird deshalb umso wichtiger. In der vorgestellten Studie wurden verschiedene Szenarien von vermehrtem Holzeinsatz in der stofflichen wie energetischen Verwertung sowie von zusätzlichem Holzeinschlag errechnet und volkswirtschaftlich bewertet.

Holz – ein Multitalent mit unschlagbarer Ökobilanz
Holz ist die wichtigste nachwachsende Ressource Österreichs. Jährlich werden dadurch Erlöse entlang der Wertschöpfungskette von 18,4 Mrd. EUR erzielt. Die politischen Zielsetzungen sowie die Umstellung auf eine nachhaltige Wirtschaftsweise haben die Nachfrage nach diesem Rohstoff enorm steigen lassen. Deshalb kommt der effizienten Nutzung des Rohstoffs eine immer größere Bedeutung zu. Im Zuge der kaskadischen Nutzung werden neben traditionellen Holzprodukten wie Papier & Zellstoff, zusätzlich neue innovative Produkte aus Holz sowie Energie hergestellt. Allerdings wird die Rohstoff-Konkurrenz zwischen kaskadischer (stofflicher und anschließender energetischer) und energetischer Nutzung durch die Ökostromförderung einseitig beeinflusst.

Holz – ein enorm wichtiger Standortfaktor für Österreich
Im Rahmen dieser Studie wurde aufbauend auf der aktuellen Holznutzung der Mehrwert einer forcierten Kaskadennutzung für die österreichische Volkswirtschaft sowie für die einzelnen Branchen der holzverarbeitenden Industrie untersucht. Es wurden unterschiedliche Szenarien der verstärkten Holznutzung, in der energetischen wie auch stofflichen Verwertung sowie der vermehrten Holzmobilisierung anhand volkswirtschaftlicher Kennzahlen abgebildet. „Im Endeffekt bringt die forcierte kaskadische Nutzung von Biomasse nicht nur den größten Nutzen für Österreichs Gesamtwirtschaft, sondern auch für die einzelnen Branchen“, fasst Studienautor Andreas Windsperger das Ergebnis zusammen. Am besten schneidet das Szenario „Kaskade Plus“, das von einer Vertiefung der Wertschöpfungskette ausgeht, ab. „Die gesamten Erlöse von stofflicher und energetischer Verwertung könnten von derzeit 18,4 auf 24,4 Mrd. Euro erhöht werden“, kommentiert Windsperger. Während die holzverarbeitende Industrie ihre Erlöse von 16,8 Mrd. auf 22,2 Mrd. EUR steigert, erhöhen sich die Erlöse im Energiesektor leicht von 1,6 auf 2,2 Mrd. EUR. Die forcierte Kaskadennutzung im Sinne des Szenarios „Kaskade Plus“ verbindet somit gesteigerte Produktionsmengen und Erlöse, von Wertschöpfung und Ressourceneffizienz in der holzverarbeitenden Industrie mit gesteigerter Strom- und Wärmeerzeugung im Energiesektor. Eine Erhöhung des Holzeinschlags um 3 Mio. fm führt ohne maßgebliche Verschiebungen ebenfalls zu einer Erhöhung der Wertschöpfung. Ungeachtet des gesamtwirtschaftlichen Nutzens wären noch verschiedene Anforderungen, die für eine erfolgreiche Realisierung maßgeblich sind, zu berücksichtigen: z.B. mögliche Mengenverschiebungen, Qualitätsanforderungen, ökonomische Auswirkungen oder Marktaspekte.

Ökostromgesetz endlich novellieren
Anlässlich dieser Studienergebnisse appelliert die Papierindustrie eindringlich an die Politik, endlich den gesamtwirtschaftlichen Nutzen bei der anstehenden Novelle des Ökostromgesetzes in den Vordergrund zu stellen, anstatt Einzelinteressen zu befriedigen.

Insgesamt stehen in Österreich - gemeinsam mit allen Importen und sonstigem Holzaufkommen (Flurgehölze etc.) über 40 Mio. Festmeter Holz pro Jahr zur Verfügung. Davon wird mittlerweile nur noch ein Drittel stofflich zu Holzprodukten wie Möbel, Häuser, Platten und Papier verarbeitet. Beinahe zwei Drittel werden bereits in Strom und Wärme umgewandelt (inklusive Laugenverbrennung). Schuld daran ist die Ökostromförderung, die seit Jahren den Holzmarkt beeinflusst, indem sie die Verbrennung von Holz fördert und so der stofflichen Verwertung ihren Rohstoff entzieht.

Die Papierindustrie fordert seit Jahren eine Umstellung der Fördersystematik von Einspeisetarifen auf Investitionsförderungen, auch um endlich EU-Konformität herzustellen. „Neue Biomassegroßkraftwerksprojekte wie jene in Klagenfurt werden die regionale Holzversorgung zukünftig weiter unter Druck setzen. Für uns als Papierindustrie bedeutet das mehr Importe und höhere Kosten. Darunter leiden letztendlich die Standorte und Arbeitsplätze größtenteils in ländlichen Regionen“, erläutert Christian Skilich, Vizepräsident von Austropapier. Dem nicht genug, müssen die Industriebetriebe genauso wie die Haushalte zusätzlich noch als Stromverbraucher die Ökostromförderung über ihre Stromrechnung finanzieren.

„In Zukunft dürfen nur mehr die effizientesten Anlagen Förderungen erhalten“, fährt Max Oberhumer, Präsident von Austropapier fort. „Es widerspricht vollkommen der Logik, unrentable Anlagen durch die Verlängerung von Einspeisetarifen künstlich am Leben zu halten bzw. durch Gewährung von Schließungsprämien noch für ihre Ineffizienz zu belohnen – Alles auf Kosten des Konsumenten“, bezieht sich der Austropapier-Präsident auf die im Frühjahr 2016 geplante Rettung maroder Ökostromanlagen (allen voran Biogasanlagen), die von Rechtsexperten als nicht EU-konform angesehen wird.

Veredeln vor verbrennen
Im Sinne des größtmöglichen gesamtwirtschaftlichen Nutzens und potentiellen Mehrerlösen von rund 6 Mrd. EUR gilt es, die kaskadische Holznutzung auch über das Ökostromgesetz zu forcieren. „Ziel ist es, zukünftig vorrangig Holzsortimente energetisch zu verwerten, die nicht stofflich verwertet werden können (z.B. Flurgehölze, Rinde, Wipfelstücke) und die kaskadische Nutzung zu intensivieren“, fasst Oberhumer nochmals zusammen – denn der Einsatz von Holz zur Verbrennung ist Low-tech. Nur bei stofflicher mit anschließender energetischer Nutzung von Holz ist die volle Wertschöpfungskette zu garantieren: Veredeln vor verbrennen muss das Motto sein.

Austropapier – Vereinigung der Österreichischen Papierindustrie
Austropapier repräsentiert – gemeinsam mit dem Fachverband der Papierindustrie - die Unternehmen der österreichischen Papierindustrie. 24 Betriebe erzeugen jährlich fast 5 Millionen Tonnen Papier, Karton und Pappe. Sie stellen fast 8.000 Arbeitsplätze direkt bereit und tragen zur Einkommenssicherung von hunderttausenden Menschen in der heimischen Forst- und Holzwirtschaft, in der Papier und Pappe verarbeitenden Industrie und dem Druck- und Grafik-Sektor bei.

Papier begleitet uns Tag für Tag in vielen wichtigen Produkten. Der Einsatz der erneuerbaren Rohstoffe Holz und Altpapier, die Wiederverwertung der Rückstände als Rohstoff, höchste Energieeffizienz der Anlagen und enorme Investitionen zur Verbesserung der Umweltsituation gehören zu den Grundpfeilern der nachhaltigen Wirtschaftsweise. Mit modernen und gut bezahlten Green-Jobs, konsequenter Aus- und Weiterbildung sowie der Bündelung von Forschung, Entwicklung und Innovation sichert der Sektor nachhaltig die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Standorte.

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.austropapier.at

 

 

 

 

 

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