Wien (med uni) - Ein neuartiger Impfstoff gegen Gräserpollen-Allergien (BM32) könnte auch eine wirksame
Behandlungsoption gegen die Infektion mit Hepatitis B sein. Das ist das Ergebnis einer Studie am Institut für
Pathophysiologie und Allergieforschung der MedUni Wien, die nun im Top-Journal „EBioMedicine“ veröffentlicht
wurde und von einem internationalen Expertenkommentar begleitet wird.
Der Impfstoff BM32 basiert auf einer innovativen, rekombinanten Peptid-Carrier-Technologie, die – im Vergleich
mit anderen Immuntherapien für AllergikerInnen – erheblich weniger Injektionen notwendig macht und auch geringere
Nebenwirkungen hat. Die rekombinante Peptid-Carrier-Technologie wurde am Christian Doppler Labor für Allergieforschung
unter der Leitung von Rudolf Valenta an der MedUni Wien entwickelt. BM32 ist eine gemeinsame Entwicklung mit dem
Unternehmenspartner Biomay AG.
Nun hat Carolin Cornelius in ihrer Dissertation am Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung der
MedUni Wien im Rahmen einer Phase IIb-Studie herausgefunden, dass BM32 auch eine vielversprechende Behandlungsoption
gegen die Infektion von Hepatitis B-Viren darstellt. Cornelius: „Es konnte gezeigt werden, dass eine Impfung mit
BM32 bei Personen, die sich vorab keiner Immunisierung mit einem konventionellen Hepatitis-B-Impfstoff unterzogen
haben, im Durchschnitt eine 80-prozentige Hemmung der Hepatitis B-Virus-Infektion bewirkt hat.“ Das lässt
den Schluss zu, so die MedUni Wien-Forscherin, dass das Konzept der Peptid-Carrier-Fusionsproteine auch ein denkbarer
Ansatz zur Weiterentwicklung der Hepatitis-B-Impfung sein könnte.
Hepatitis B: Keine wirksamen Antikörper bei bis zu 10 % der konventionell Geimpften
Cornelius: „Derzeit laufende Untersuchungen sollen zu einer umfassenden Charakterisierung der HBV-Neutralisationsfähigkeit
des BM32 beitragen. Neben einer Präventivwirkung könnte möglicherweise auch ein zusätzlicher
Nutzen für Patienten und Patientinnen entstehen, die an einer chronischen Hepatitis B-Virusinfektion erkrankt
sind.“ Der Hintergrund: Die Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus ist weltweit immer noch eines der größten
Gesundheitsprobleme, bei rund 350 Millionen Menschen ist das Virus im Blut nachweisbar. Aber rund fünf bis
zehn Prozent der Menschen, die mit einem konventionellen Impfstoff geimpft wurden, bauen keinen ausreichenden Antikörper-Titer
auf. „Man muss damit davon ausgehen, dass diese Personen nicht vor einer Infektion geschützt sind.“
Fünf Forschungscluster an der MedUni Wien
Insgesamt sind fünf Forschungscluster der MedUni Wien etabliert. Dort werden in der Grundlagen- wie in
der klinischen Forschung vermehrt Schwerpunkte an der MedUni Wien gesetzt. Die Forschungscluster umfassen medizinische
Bildgebung, Krebsforschung/Onkologie, kardiovaskuläre Medizin, medizinische Neurowissenschaften und Immunologie.
Das vorliegende Paper fällt in die Themenbereiche des Clusters für Immunologie.
Service: EBioMedicine
Immunotherapy with the preS-based grass pollen allergy vaccine BM32 induces
antibody responses protecting against hepatitis B infection. C. Cornelius, K. Schöneweis, F. Georgi, et al.
EBioMedicine (2016)
http://dx.doi.org/10.1016/j.ebiom.2016.07.023
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