mischer'traxler studio gestaltet für die erste London Design Biennale 2016 die kinetische
Lichtinstallation „LeveL: the fragile balance of utopia“. Organisiert wird der österreichische Beitrag von
Austria Design Net.
London/Wien (kunstnet) - Von 7. bis 27. September 2016 präsentieren über 30 Nationen aus sechs
Kontinenten im Rahmen der ersten London Design Biennale 2016 unter dem Motto „Utopia by Design“ Ausstellungen und
Installationen im Somerset House in London. Anlass für die Themenstellung ist das 500-Jahr-Jubiläum der
Erstveröffentlichung des Werkklassikers der politischen Philosophie „Utopia“ von Thomas Morus. Gezeigt werden
Auftragsarbeiten aus den Bereichen zeitgenössisches Design sowie designorientierte Innovationen, Kreativität
und Forschung.
Die teilnehmenden Länder – vertreten durch hochkarätige DesignerInnen und Kulturinstitutionen – thematisieren
Herausforderungen, die unsere Gesellschaft zurzeit am meisten beschäftigen: Nachhaltigkeit, Migration, Umweltverschmutzung,
allgemeine Verfügbarkeit von Wasser und soziale Gleichheit. Ziel dieser Gesamtschau in London ist es, die
Rolle von Design in unserer gemeinsamen Zukunft zu erforschen.
Österreich ist mit einer eigens entwickelten Installation von mischer'traxler studio vertreten. Der Beitrag
wird von Thomas Geisler, Gastkurator, MAK Wien kuratiert und von Austria Design Net organisiert. mischer'traxler
studio realisiert unter dem Titel LeveL: the fragile balance of utopia eine kinetische Lichtinstallation, die die
„Zerbrechlichkeit“ von Utopien zum Thema hat.
Das junge und renommierte, in Wien ansässige mischer'traxler studio qualifizierte sich durch seine interaktiven
Arbeiten, die das sinnliche Erlebnis der behandelten Themen in den Vordergrund stellen. Prozesse, Beziehungen und
die Komplexität von Inhalten und wie diese durch Design kommuniziert, kommentiert und diskutiert werden können,
treiben die künstlerisch-forschende Arbeit des kritischen Designerduos Katharina Mischer und Thomas Traxler
im Umgang mit gesellschaftlichen Fragestellungen an. „Als Ausdrucksmittel ihres konzeptuellen Zugangs im Design
wählen sie je nach Themenstellung und Sinnhaftigkeit Objekte, Installationen, Filme oder andere visuelle Träger“,
kommentiert Thomas Geisler, Gastkurator, MAK Wien den Designansatz von Katharina Mischer und Thomas Traxler.
In der Auseinandersetzung mit dem Thema Utopie beschäftigt sich mischer'traxler studio mit der Bipolarität
der Utopie als komplexem Konstrukt aus individuellen und gesellschaftlichen Idealen: ein fragiles System als Balanceakt
unter Berücksichtigung von Bedürfnissen jedes Einzelnen und der Masse. „Für uns bedeutet die Utopie
ein ideales System, in dem die persönliche Freiheit einer gemeinschaftlichen Abhängigkeit gegenübersteht,
wo sich Besitz mit Verantwortung ausgleicht und sich Transparenz und Privatheit gegenüberstehen“, beschreibt
das Designerduo seinen Beitrag. Alle diese Kräfte erzeugen entweder den idealen Moment des Ausgleichs oder
bringen das System aus dem Gleichgewicht und zum Kollabieren. Die Geschichte ist voller Beispiele, in der gut gemeinte
Utopien zu katastrophalen Dystopien gravitierten. Ein Dilemma, wie es der österreichische Psychoanalytiker
Sigmund Freud in seiner Zivilisationskritik Das Unbehagen in der Kultur (1930) treffend zusammenfasst: „Ein guter
Teil des Ringens der Menschheit geht darum, einen zweckmäßigen, d.h. beglückenden Ausgleich zwischen
diesen individuellen und den kulturellen Massenansprüchen zu finden, es ist eines ihrer Schicksalsprobleme,
ob dieser Ausgleich durch eine bestimmte Gestaltung der Kultur erreichbar oder ob der Konflikt unversöhnlich
ist.“
Für die raumgreifende Installation, die in einem 40 Quadratmeter großen Raum im Somerset House hängt,
bedient sich mischer’traxler studio der Metapher eines Mobiles für das Modell einer Utopie als „ideales System“,
das zugleich auch als Lichtobjekt das historische Ambiente ergänzt. Das fein austarierte Hängeobjekt
erreicht seine volle Strahlkraft im ausbalancierten Zustand. Jede Bewegung im Raum, ob durch BesucherInnen oder
andere, unkalkulierbare Einflüsse wie z.B. einen Luftzug ausgelöst, transformiert sich in die Gestalt
und Leuchtkraft des Objekts. Das anspruchsvolle Vorhaben einer mit dem Publikum korrespondierenden Installation
entwickelt sich aus dem höchsten Anspruch an „handwerklicher“ Verarbeitung, sowohl in computer-technologischer
wie künstlerisch-ästhetischer Sichtweise und Machart. Damit ist der Beitrag ein ganzheitlicher Botschafter
österreichischer Designideale, der über den inhaltlichen Diskurs hinaus die Faktoren Tradition und Innovation
miteinander verschmilzt.
Die poetisch-spielerische Anmutung von LeveL: the fragile balance of utopia verweist zudem auf eine wesentliche
und immer wichtigere Qualität von Design als interkulturellen Mediator. Die Abstraktion des vielschichtigen
Themas der Utopie auf ein emotional und sinnlich erfahrbares Objekt ermöglicht unterschiedlich tiefe Zugangsebenen
und Auseinandersetzungen für das Publikum, egal welchen Alters oder welcher Herkunft. „Spiel und Kontemplation
fördern das Abrufen eigener, sozio-kultureller Zugänge zur Utopie – oder Dystopie – ohne dabei in die
Falle der Vormundschaft zu treten“, so Thomas Geisler.
mischer'traxler studio
Zwischen Handwerk und Technologie balancierend, gestalten die Wiener Produktdesigner Katharina Mischer (*1982)
und Thomas Traxler (*1981) unter dem Label mischer'traxler studio Objekte, Möbel,
alternative Produktionsprozesse und interaktive Installationen. Ihr Hauptaugenmerk liegt im Experimentellen
und Konzeptionellen unter Einbezug des gegebenen Kontextes. Oft sind ihre „Ergebnisse“ Mittel der Kommunikation,
um über bestimmte Inhalte Geschichten zu erzählen, die den RezipientInnen helfen eine Brücke zwischen
dem visuellen Ergebnis und dem theoretischen Hintergrund zu schlagen. Zu ihren Auftraggebern zählen Privatunternehmen,
Kulturinstitutionen und Galerien. Ihre Arbeiten wurden bereits in zahlreichen Museen, auf Designfestivals und auf
Designmessen präsentiert und sind in den internationalen Sammlungen wie u.a. im MAK – Österreichisches
Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst, Wien, im Art Institute Chicago oder im Vitra Design Museum,
Weil am Rhein vertreten. Für ihre innovativen Ideen wurde mischer'traxler studio mit mehreren Preisen wie
u.a. dem „Wu Guanzhong Art & Science Innovation Award“ (2012), dem „Österreichischen Förderpreis
für Experimentelles Design“ des Bundeskanzleramt Österreich (2009), einem Anerkennungspreis des Prix
Ars Electronica (2009), dem „designer of the future award“ der Design Miami (2011) oder dem „Young Talent Award“
der Stiftung BE OPEN (2014) ausgezeichnet.
Austria Design Net Rahmenprogramm zur London Design Biennale 2016
Anlässlich des Österreich-Beitrags LeveL: the fragile balance of utopia von mischer’traxler studio
lädt die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA am Dienstag, den 6. September 2016 von 18 bis 21 Uhr zu einem Abendempfang
in das Österreichische AußenwirtschaftsCenter London, 45 Princes Gate (Exhibition Road), London, SW7
2QA.
Nach einer Einführung durch Ben Evans, den Exekutivdirektor der Biennale, spricht Thomas Geisler, Gastkurator,
MAK Wien und Kurator des Österreich-Beitrags, mit Katharina Mischer und Thomas Traxler über „Corporate
Storytelling Beyond The Ordinary“. Nach der Diskussion lädt die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA bei einem Glas Wein
oder Bier und österreichischen Spezialitäten zum Netzwerken ein. Teilnahme nur mit Einladung möglich.
Talk: Designing Eutopias - Places of Happiness
Samstag, 10. September 2016, 13 Uhr
Katharina Mischer und Thomas Traxler, Christoph Thun-Hohenstein, Direktor MAK Wien und Direktor, Vienna Biennale
und Christopher Turner, Direktor, London Design Biennale diskutieren die mögliche und positive Rolle von DesignerInnen
und wie Biennalen Labors für Design für den Wandel werden. Moderation: Thomas Geisler, Gastkurator, MAK
Wien und Kurator des Österreich-Beitrags.
Austria Design Net
Austria Design Net ist die Interessengemeinschaft von Österreichs wichtigsten Design- und Kreativwirtschafts-
institutionen – austria wirtschaftsservice, Creative Industries Styria, Creative Region Linz & Upper Austria,
Wirtschaftsagentur Wien, Kreativzentrum departure, designaustria, designforum Wien, MAK Wien und Vienna Design
Week – mit dem Ziel, gemeinsam österreichisches Design im Ausland zu präsentieren und zu vertreten.
London Design Biennale 2016
7. – 27. September 2016
Somerset House, Strand, London, WC2R 1LA, Großbritannien
Im Rahmen der ersten London Design Biennale präsentieren von 7. bis 27. September 2016 über 30 Nationen
Installationen und Ausstellungen im Herzen der Hauptstadt Großbritanniens.
Als repräsentative und globale Bühne für weltweit führendes zeitgenössisches Design
sowie designorientierte Innovationen, Kreativität und Forschung bietet die Biennale den Ländern und Städten
die außergewöhnliche Chance ihr Statement zum Thema „Design und Utopie“ zu gestalten. Die Präsentationen
finden auf der gesamten Fläche des Somerset House, einschließlich dem berühmten Edmond J. Safra
Fountain Court, statt. An den Ufern der Themse, im Zentrum von London, ist der ehemalige königliche Palast
ein renommiertes kulturelles Zentrum und Londons meistbesuchter Anziehungspunkt mit 3,2 Millionen BesucherInnen
jährlich. Die London Design Biennale wird gemeinsam mit dem Somerset House durchgeführt und vom Bürgermeister
von London unterstützt. Ein internationaler Beirat und eine Jury, bestehend aus führenden Persönlichkeiten
aus der Designwelt, werden Auszeichnungen an die bedeutendsten nationalen Beiträge vergeben.
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