Wien (21erhaus) - Das 21er Haus widmet dem österreichischen Maler Rudolf Goessl vom 7. September bis 30.
Oktober 2016 eine Einzelpräsentation. "Rudolf Goessl. Malerei im Wandel" bietet einen Schnitt durch
die Entwicklung Goessls in dessen bewegtesten Phasen. Damit werden die Wandelbarkeit und die Empfindsamkeit des
künstlerischen Einzelgängers erfasst. Der Fokus der Ausstellung liegt auf Goessls Werken der 1960er-
und 1970er-Jahre, die vor allem die künstlerische Entwicklung hin zu abstrakter Formgestaltung und farblicher
Reduktion dokumentieren.
"Mit dieser Einzelausstellung zur künstlerischen Entwicklung von Rudolf Goessl zeigt das 21er Haus bedeutende
Werke eines der wichtigsten Vertreter der abstrakten reduktionistischen Malerei in Österreich. In künstlerischer
wie in persönlicher Hinsicht zeichnet Goessl eine große Beharrlichkeit aus. Über Jahrzehnte hinweg
verfolgte er seine Gegenposition zu gestischen und aktionistischen Ansätzen und entwickelte so seinen persönlichen
Stil. Ich freue mich besonders, diesen Künstler, ein Schüler Herbert Boeckls, im Wotruba-Raum zu präsentieren",
so Agnes Husslein-Arco, Direktorin des Belvedere und des 21er Haus.
Rudolf Goessl studiert an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien und diplomiert 1950 beim österreichischen
Landschafts- und Porträtmaler Max Frey. Von 1957 bis 1959 besucht er die Abendakte von Herbert Boeckl an der
Akademie der bildenden Künste Wien. Goessl ist einer der ersten österreichischen Künstler seiner
Generation, die sich mit monochromer Malerei auseinandersetzen.
Das Frühwerk des Malers ist vor allem durch dessen Aufenthalt in Nordamerika geprägt, wo er Pop-Art und
Color Field Painting für sich entdeckt und auf seine eigene Weise neu interpretiert. 1969 beginnt Rudolf Goessl
allmählich eine eigene Formensprache zu entwickeln, die sich einer Art Trompe-l’œil-Effekt bedient. Zarte
Rahmungen der Farbflächen erzeugen einen bühnenhaften Raum innerhalb des sonst gegenstandslosen Bildes
und bewirken somit eine gewisse Dreidimensionalität.
Bühnenhaftigkeit und Raumtiefe weichen mit der Zeit einer flächigeren Malweise, die an die zarte Faltung
seidener Tücher erinnert. Diese Reduktion führt Goessl weiter, bis jeder räumliche Anhaltspunkt
in seinen Bildern verschwunden ist. Goessls Empfindsamkeit zeigt sich in einem schleierartig wirkenden Farbauftrag
und in den feinen Helligkeitsabstufungen.
In seiner weiteren Entwicklung bringt er, indem er Sand auf die Leinwand aufträgt, einen haptischen Ansatz
in seine sphärischen Bilder ein. Die spürbare Materialität der Arbeiten erhält immer mehr Gewicht.
Der schleierartige, leichte Farbauftrag weicht einer stark gestischen und expressiven Malweise, die sich auch in
der Farbigkeit widerspiegelt. Somit schließt sich der Kreis der Arbeiten in den 1990er-Jahren, als Goessl
gänzlich zur Farbigkeit zurückkehrt und das Rahmenmotiv wieder aufnimmt.
Die Ausstellung ist vom 7. September bis 30. Oktober 2016 im Wotruba-Raum im 21er Haus (Quartier Belvedere, Arsenalstraße
1, 1030 Wien) zu sehen.
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