Außenminister Kurz in Südtirol:
 Festtagung zum Tag der Autonomie

 

erstellt am
06. 09. 16
10:00 MEZ

Am 05.09. feierte Südtirol "70 Jahre Pariser Vertrag" - das Abkommen zum Schutz der deutschsprachigen Minderheit. Außenminister Sebastian Kurz nahm gemeinsam mit Italiens Außenminister Paolo Gentiloni an der Festtagung zum Jubiläum teil.
Bozen/Wien (bmeia) - 5. September 1946 – 5. September 2016. Der Pariser Vertrag – gewissermaßen die „Magna Carta“ der Autonomie – wird 70 Jahre alt. Der auch unter dem Namen „Gruber-De Gasperi-Abkommen“ bekannte Vertrag garantiert den Schutz der kulturellen Eigenart der deutschsprachigen Bevölkerung in der Region Trentino-Südtirol. Er wurde vor genau 70 Jahren vom österreichischen Außenminister Karl Gruber und dem italienischen Ministerpräsidenten Alcide De Gasperi im Rahmen der Pariser Friedenskonferenz geschlossen und gilt als Basis der heutigen Autonomie Südtirols. Anlässlich dieses Jubiläums lud das Land Südtirol zu einer Tagung auf Schloss Sigmundskron. An diesem Festakt nahmen Außenminister Kurz und sein italienischer Amtskollege Paolo Gentiloni auf Einladung von Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher teil.

Sebastian Kurz betonte in seiner Ansprache: "Österreich wird Südtirol immer zur Seite stehen und den Ausbau der Autonomie weiter unterstützen. Die gemeinsamen Herausforderungen in der Region sind derzeit die anhaltenden Migrationsströme. Wir sind klar für ein Europa ohne Grenzen nach innen. Das gilt insbesondere für den Brenner. Dafür brauchen wir vor allem einen ordentlichen Schutz der EU-Außengrenzen."

Abschließend fasste Südtirols Landeshauptmann Kompatscher zusammen: „Südtirol steht heute vor allem dank der Autonomie gut da. Wir können unsere Traditionen, unseren Volkscharakter, unsere Kultur selbstbewusst leben.“ Südtirol will dieses Modell nun weiter ausbauen. Die Autonomie soll demnächst auch für die Ladiner gelten, die mit einer Überarbeitung des Statuts vollständig gleichgestellt sein werden.

Historischer Rückblick auf Südtirols Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg
Vier Historikerinnen und Historiker sprachen bei der Tagung über den Pariser Vertrag und die historischen Entwicklungen: Eva Pfanzelter (Universität Innsbruck), Andrea Di Michele (Freie Universität Bozen), Michael Gehler (Universität Hildesheim) und Rolf Steininger (Universität Innsbruck). Sie gaben einen Überblick über die Jahre nach dem zweiten Weltkrieg, die besonders entscheidend dafür waren, dass der Konflikt in Südtirol auf nachhaltige Weise gelöst werden konnte.

Geschichte im Überblick: „Pariser Vertrag“ und Südtirols deutschsprachige Minderheit
Im Jahr 1948 folgte das erste Autonomiestatut. Allerdings wurde Südtirol auf Drängen De Gasperis mit dem Trentino in eine Region zusammengefasst. Die italienische Bevölkerung hatte darin die Mehrheit. Nach der Erlangung der vollen Souveränität intervenierte Österreich 1956 zum ersten Mal in Rom. Italien lehnte Verhandlungen aber mit dem Hinweis ab, dass das Pariser Abkommen umgesetzt sei und Österreich das Recht verloren habe, sich in diese Frage offiziell einzuschalten. 1960 brachte der damalige österreichische Außenminister Bruno Kreisky das Südtirol-Problem vor die UNO. In einer Resolution wurde festgehalten, dass die Autonomie zum Schutz des Volkscharakters und zur Wahrung der kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung der Südtiroler zu behandeln sei und Österreich zweifelsohne ein Mitspracherecht habe. Trotz der UNO-Stellungnahme weigerte Italien sich aber weiterhin, den Südtirolern eine Autonomie zuzugestehen.

1961 setzte der italienische Ministerrat die sogenannte "Neunzehnerkommission" ein, die aus sieben Südtirolern, einem Ladiner und elf Italienern gebildet wurde. Sie sollte der Regierung Lösungsvorschläge unterbreiten. Die Ergebnisse der Kommission wurden nach über drei Jahren Arbeit 1964 dem damaligen italienischen Ministerpräsidenten Aldo Moro überreicht.

1972 trat dann das zweite Autonomiestatut in Kraft. Mit diesem Statut gingen die erweiterten Autonomiebestimmungen von der Region Trentino-Südtirol letztlich großteils auf die beiden autonomen Provinzen Trient und Bozen über. Es sollte weitere 20 Jahre dauern, bis der Großteil der vereinbarten Maßnahmen von Rom durchgeführt wurde. Formell wurde der Streit zwischen Österreich und Italien schließlich im Jahr 1992 durch die sogenannte "Streitbeilegungserklärung" beendet.

*(Quelle: APA)

 

 

 

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