Der Arbeitsklima Index zeigt: Frauen werden
 in der Arbeitswelt vielfach diskriminiert

 

erstellt am
16. 09. 16
11:00 MEZ

Linz (ak) - Einkommensnachteile, schlechte Karrierechancen, sexuelle Belästigung: Viele Frauen sind in der Arbeit Benachteiligungen ausgesetzt. Auch Kinder und Haushalt sind selbst im 21. Jahrhundert immer noch fast ausschließlich Frauensache. All das belegt eine aktuelle Auswertung des Österreichischen Arbeitsklima Index der AK Oberösterreich. Diese beschäftigt sich auch mit der schwierigen Situation arbeitsloser Menschen und zeigt, wie belastend und gesundheitsgefährdend Schichtarbeit ist.

Der Arbeitsklima Index misst und beschreibt seit 19 Jahren vierteljährlich die wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen aus Sicht der Arbeitnehmer/-innen. Eine aktuelle Auswertung zeigt, dass sich die Situation der Frauen im Beruf in den vergangenen Jahren kaum gebessert hat. 42 Prozent der Frauen sagen, dass sie beim Lohn oder Gehalt schlechter gestellt sind als ihre männlichen Kollegen. 32 Prozent der Frauen fühlen sich im Berufsleben benachteiligt. „Es wird Zeit, dass Frauen endlich gerecht bezahlt werden und für gleichwertige Arbeit auch den gleichen Lohn bekommen wie Männer“, sagt daher AK-Vizepräsidentin Elfriede Schober. Ein wichtiger Schritt sei die Anhebung der kollektivvertraglichen Mindestlöhne und -gehälter auf monatlich 1.700 Euro brutto in allen Branchen.

Nach wie vor ein alltägliches Thema sind (sexuelle) Belästigungen. Rund ein Drittel der Frauen war mit abfälligen Bemerkungen von Kollegen konfrontiert, fast jede Zehnte erlitt sogar körperliche Übergriffe. Fast 30 Prozent der Frauen wissen nicht, an wen sie sich im Betrieb wenden können, wenn sie diskriminiert werden. Außerhalb des Betriebs ist für mehr als ein Drittel die AK die erste Ansprechpartnerin. Und weit mehr als die Hälfte der erwerbstätigen Frauen (57 Prozent) ist der Meinung, dass sich die Arbeiterkammer für Gleichberechtigung im Job einsetzt. Das ist gegenüber 2012 ein Zuwachs von 23 Prozentpunkten.

An einem durchschnittlichen Wochentag bringen Frauen 3,2 Stunden für Kinder und Haushalt auf, Männer nur 1,3 Stunden. Das ist – insbesondere neben einem Mangel an Kinderbetreuungsangeboten – einer der Gründe, warum die tägliche Erwerbsarbeitszeit der Frauen mit 7,6 Stunden kürzer ist als jene der Männer (9,1 Stunden), Frauen aber trotzdem um etwa eine halbe Stunde am Tag weniger Freizeit haben. Während mehr als zwei Drittel der Frauen angeben, dass sie den Haushalt zumindest großteils alleine schultern, sagen das nur fünf Prozent der Männer. Halbe-halbe gibt es nicht einmal in jedem vierten Haushalt. „Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist und bleibt schwierig, trotz aller Verbesserungen. Darum brauchen wir noch mehr gut funktionierende, qualitätsvolle Kinderbetreuungseinrichtungen mit ausreichenden Öffnungszeiten, damit Frauen nicht gezwungen sind, Teilzeit zu arbeiten“, fordert die AK-Vizepräsidentin.

Näher betrachtet wurde diesmal auch die Situation arbeitsloser Menschen. Nicht einmal jede/-r zweite Arbeitslose sagt, dass sie oder er mit dem eigenen Leben zufrieden sei. 50 Prozent kommen mit ihrem Geld nicht aus, fast gleich viele kommen gerade über die Runden. Dass das Geld reicht, sagen lediglich sechs Prozent.

Arbeitslosigkeit ist längst kein Randphänomen mehr. Vier von zehn Beschäftigten waren schon einmal arbeitslos. Und auch der Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt ist ein oft holpriger Weg über atypische oder prekäre Jobs. Dementsprechend negativ beurteilen ehemals Arbeitslose ihre neue Jobsituation: Für 76 Prozent reicht das neue Einkommen nicht oder nur knapp aus. 38 Prozent meinen, dass der neue Arbeitsplatz sehr oder zumindest ziemlich unsicher sei.

Fast 700.000 Personen bzw. knapp 20 Prozent aller unselbständig Beschäftigten in Österreich arbeiten im Schicht-, Turnus- oder Wechseldienst. Ihre Zufriedenheit mit der Arbeitszeitregelung ist innerhalb der letzten zehn Jahre von 72 auf 59 Prozent gesunken. Ein Grund sind häufige Überstunden: Während im Schnitt aller Beschäftigten 68 Prozent zumindest gelegentlich Überstunden machen, sind es bei Beschäftigten in der Schicht 80 Prozent. Das verursacht Zeit- und Arbeitsdruck.

Schichtarbeit ist aber auch körperlich belastend, wie etwa in der Produktion oder in der Krankenpflege. Muskelverspannungen, Kreuz- und Kopfschmerzen sowie Schlafprobleme sind die arbeitsbedingten Folgen. Beschäftigte im Schichtbetrieb glauben daher auch weniger daran, bis zur Pension arbeiten zu können. Unter allen Arbeitnehmern/-innen halten es 55 Prozent für wahrscheinlich, bis zur Pension durchzuhalten, bei Schichtarbeitern/-innen sind es 38 Prozent.

Weitere Informationen zum Österreichischen Arbeitsklima Index, der von den Instituten SORA und IFES im Auftrag der AK Oberösterreich erhoben wird, finden Sie unter http://www.ooe.arbeiterkammer.at/arbeitsklima

 

 

 

zurück

 

 

 

 

Kennen Sie schon unser kostenloses Monatsmagazin "Österreich Journal" in vier pdf-Formaten? Die Auswahl finden Sie unter http://www.oesterreichjournal.at