Linz (ak) - Einkommensnachteile, schlechte Karrierechancen, sexuelle Belästigung: Viele Frauen sind in
der Arbeit Benachteiligungen ausgesetzt. Auch Kinder und Haushalt sind selbst im 21. Jahrhundert immer noch fast
ausschließlich Frauensache. All das belegt eine aktuelle Auswertung des Österreichischen Arbeitsklima
Index der AK Oberösterreich. Diese beschäftigt sich auch mit der schwierigen Situation arbeitsloser Menschen
und zeigt, wie belastend und gesundheitsgefährdend Schichtarbeit ist.
Der Arbeitsklima Index misst und beschreibt seit 19 Jahren vierteljährlich die wirtschaftlichen und sozialen
Entwicklungen aus Sicht der Arbeitnehmer/-innen. Eine aktuelle Auswertung zeigt, dass sich die Situation der Frauen
im Beruf in den vergangenen Jahren kaum gebessert hat. 42 Prozent der Frauen sagen, dass sie beim Lohn oder Gehalt
schlechter gestellt sind als ihre männlichen Kollegen. 32 Prozent der Frauen fühlen sich im Berufsleben
benachteiligt. „Es wird Zeit, dass Frauen endlich gerecht bezahlt werden und für gleichwertige Arbeit auch
den gleichen Lohn bekommen wie Männer“, sagt daher AK-Vizepräsidentin Elfriede Schober. Ein wichtiger
Schritt sei die Anhebung der kollektivvertraglichen Mindestlöhne und -gehälter auf monatlich 1.700 Euro
brutto in allen Branchen.
Nach wie vor ein alltägliches Thema sind (sexuelle) Belästigungen. Rund ein Drittel der Frauen war mit
abfälligen Bemerkungen von Kollegen konfrontiert, fast jede Zehnte erlitt sogar körperliche Übergriffe.
Fast 30 Prozent der Frauen wissen nicht, an wen sie sich im Betrieb wenden können, wenn sie diskriminiert
werden. Außerhalb des Betriebs ist für mehr als ein Drittel die AK die erste Ansprechpartnerin. Und
weit mehr als die Hälfte der erwerbstätigen Frauen (57 Prozent) ist der Meinung, dass sich die Arbeiterkammer
für Gleichberechtigung im Job einsetzt. Das ist gegenüber 2012 ein Zuwachs von 23 Prozentpunkten.
An einem durchschnittlichen Wochentag bringen Frauen 3,2 Stunden für Kinder und Haushalt auf, Männer
nur 1,3 Stunden. Das ist – insbesondere neben einem Mangel an Kinderbetreuungsangeboten – einer der Gründe,
warum die tägliche Erwerbsarbeitszeit der Frauen mit 7,6 Stunden kürzer ist als jene der Männer
(9,1 Stunden), Frauen aber trotzdem um etwa eine halbe Stunde am Tag weniger Freizeit haben. Während mehr
als zwei Drittel der Frauen angeben, dass sie den Haushalt zumindest großteils alleine schultern, sagen das
nur fünf Prozent der Männer. Halbe-halbe gibt es nicht einmal in jedem vierten Haushalt. „Die Vereinbarkeit
von Beruf und Familie ist und bleibt schwierig, trotz aller Verbesserungen. Darum brauchen wir noch mehr gut funktionierende,
qualitätsvolle Kinderbetreuungseinrichtungen mit ausreichenden Öffnungszeiten, damit Frauen nicht gezwungen
sind, Teilzeit zu arbeiten“, fordert die AK-Vizepräsidentin.
Näher betrachtet wurde diesmal auch die Situation arbeitsloser Menschen. Nicht einmal jede/-r zweite Arbeitslose
sagt, dass sie oder er mit dem eigenen Leben zufrieden sei. 50 Prozent kommen mit ihrem Geld nicht aus, fast gleich
viele kommen gerade über die Runden. Dass das Geld reicht, sagen lediglich sechs Prozent.
Arbeitslosigkeit ist längst kein Randphänomen mehr. Vier von zehn Beschäftigten waren schon einmal
arbeitslos. Und auch der Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt ist ein oft holpriger Weg über atypische oder
prekäre Jobs. Dementsprechend negativ beurteilen ehemals Arbeitslose ihre neue Jobsituation: Für 76 Prozent
reicht das neue Einkommen nicht oder nur knapp aus. 38 Prozent meinen, dass der neue Arbeitsplatz sehr oder zumindest
ziemlich unsicher sei.
Fast 700.000 Personen bzw. knapp 20 Prozent aller unselbständig Beschäftigten in Österreich arbeiten
im Schicht-, Turnus- oder Wechseldienst. Ihre Zufriedenheit mit der Arbeitszeitregelung ist innerhalb der letzten
zehn Jahre von 72 auf 59 Prozent gesunken. Ein Grund sind häufige Überstunden: Während im Schnitt
aller Beschäftigten 68 Prozent zumindest gelegentlich Überstunden machen, sind es bei Beschäftigten
in der Schicht 80 Prozent. Das verursacht Zeit- und Arbeitsdruck.
Schichtarbeit ist aber auch körperlich belastend, wie etwa in der Produktion oder in der Krankenpflege. Muskelverspannungen,
Kreuz- und Kopfschmerzen sowie Schlafprobleme sind die arbeitsbedingten Folgen. Beschäftigte im Schichtbetrieb
glauben daher auch weniger daran, bis zur Pension arbeiten zu können. Unter allen Arbeitnehmern/-innen halten
es 55 Prozent für wahrscheinlich, bis zur Pension durchzuhalten, bei Schichtarbeitern/-innen sind es 38 Prozent.
Weitere Informationen zum Österreichischen Arbeitsklima Index, der von den Instituten SORA und IFES im Auftrag
der AK Oberösterreich erhoben wird, finden Sie unter http://www.ooe.arbeiterkammer.at/arbeitsklima
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