Preisverleihung im Rahmen einer Matinee im ORF RadioKulturhaus Sonntag, 13. November 2016 um
11 Uhr in Wien
Wien (christinelavant) - In zeitlicher Nähe zum 100. Geburtstag der österreichischen Dichterin
Christine Lavant wurde 2015 die Internationale Christine Lavant Gesellschaft (ICLG) in Wien gegründet. Die
unter dem Protektorat der Hans Schmid Privatstiftung, Wien, stehende Gesellschaft hat es sich zur Aufgabe gemacht,
die Verbreitung und die Kenntnis des literarischen Werks von Christine Lavant zu fördern. Dies geschieht unter
anderem durch die Unterstützung der Arbeiten an der seit 2014 im Wallstein-Verlag erscheinenden 4-bändigen
Werkausgabe und durch die Stiftung eines jährlich vergebenen Christine Lavant Preises. Der mit 15.000 Euro
dotierte Preis für Lyrik und Prosa würdigt Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die in ihrem literarischen
Schaffen – so wie auch Christine Lavant – einen hohen ästhetischen Anspruch mit humaner Haltung und gesellschaftskritischem
Blick vereinen. Der Preis wird auf Vorschlag des international besetzten Literarischen Beirats der ICLG an Personen
vergeben, die in deutscher Sprache schreiben und die von der Öffentlichkeit bereits als wichtige literarische
Stimmen wahrgenommen wurden.
Dem Beirat gehören derzeit die Schriftstellerinnen Friederike Mayröcker und Terezia Mora, die Literaturwissenschaftlerin
und Literaturkritikerin Daniela Strigl und der Professor an der Hochschule der Künste Bern und Mitglied des
Literaturclubs des Schweizerischen Fernsehens Thomas Strässle an, ferner Karl Wagner, zuletzt Germanistikprofessor
an der Universität Zürich und Klaus Amann, der Gründer und langjährige Leiter des Musil-Instituts
der Universität Klagenfurt und Lavant-Herausgeber. Die erste Preisträgerin des bislang ausschließlich
von privaten Sponsoren (Ingrid Flick, Allianz-Elementar Versicherung, Hans Schmid Privatstiftung u.a.) finanzierten
ersten Christine Lavant Preises ist Kathrin Schmidt.
In der Begründung des Beirats heißt es: Mit Kathrin Schmidt würdigt die Internationale Christine
Lavant Gesellschaft eine herausragende Vertreterin der deutschsprachigen Literatur, eine Schriftstellerin, die
sich als psychologisch versierte, politisch hellwache und sprachlich virtuose Autorin einen Namen gemacht hat.
1958 in Gotha, in der ehemaligen DDR, geboren, war die Wahlberlinerin als Diplompsychologin, Sozialwissenschaftlerin
und Redakteurin tätig, ehe sie 1998 mit einem Ausschnitt aus ihrem Romandebüt ‚Die Gunnar-Lennefsen-Expedition‘
beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb reüssierte. Als genuine Lyrikerin hat Kathrin Schmidt sich, wortgewaltig
und mit barocker Lust an der Stofffülle, das Terrain der Prosa erobert und mit ihren Erkundungen menschlicher
Schicksale in Zeiten des Umbruchs einen subtilen Kommentar zu den Verwerfungen der deutschen Zeitgeschichte abgegeben.
Wie Christine Lavant bewegt Kathrin Schmidt sich mit Vorliebe in den Lebenswelten der armen Teufel, der Enttäuschten
und um ihr Glück Geprellten. Ihre Sphäre ist die Peripherie, die Tristesse der deutschen Vorstadt.
Schmidts emphatisches Interesse gilt, auch in ihren Gedichten, dem persönlichen und kollektiven Trauma, der
Macht und Ohnmacht des Körpers, den Verwirrungen des Geschlechts. In ihrem Roman ‚Du stirbst nicht‘, für
den sie 2009 den Deutschen Buchpreis erhielt, reflektiert sie, einmal mehr mit erstaunlichem Humor und sprachspielerischer
Verve, ihre eigene lebensbedrohliche Krankheit, den Verlust von Sprache und Erinnerung als Folge eines Aneurysma
– und den langwierigen Weg zurück ins Leben und Schreiben. Als beherzte Chronistin der kleinen Leute wie als
Spezialistin für die Kernfragen der Existenz ist Kathrin Schmidt die geradezu ideale erste Trägerin des
Christine Lavant Preises.
Der Preis wird im Rahmen einer Matinee im Wiener ORF RadioKulturhaus am 13. November 2016 um 11 Uhr vergeben. Die
Schauspielerin Andrea Eckert wird aus Lavant-Texten lesen, der Saxophonist Edgar Unterkirchner die Matinee musikalisch
umrahmen.
Medienpartner sind der Kultursender Ö1, das RadioKulturhaus und die „Buch Wien“.
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