Marianne Kohn, legendäre Barfrau der Loos Bar, und Michael Satke,
Gründer der Reiss-Bar und des Roten Engels, erhielten Goldenes Verdienstzeichen des Landes Wien
Wien (rk) - Marianne Kohn, legendäre Barfrau der Loos Bar, und Michael Satke, Gründer der Reiss-Bar
und des Roten Engels, erhielten am 14.09. im Wiener Rathaus das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien. Zahlreiche
Freunde, WeggefährtInnen und MitstreiterInnen pilgerten ins Rathaus, um den Geehrten zu gratulieren, darunter
die ehemalige Vizebürgermeisterin Grete Laska und StR a. D. Ursula Pasterk, Stadthallenchef Wolfgang Fischer,
Sabine Haag, Direktorin KHM, Ottakringer-Vorstand Sigi Menz, Motto-Chef Bernd Schlacher, Christian Ludwig Attersee,
Gregor Eichinger, Hubsi Kramer, Ossi Schellmann, Erich Schleyer und Szene-Friseur Erich Joham.
„Es muss in der Stadt Orte geben, an denen man chillen, sich austauschen und Anregungen holen kann. Orte, wo Großzügigkeit,
Großherzigkeit und Verständnis herrschen. Dafür stehen Marianne Kohn und Michael Satke. Sie haben
aus Lokalen Institutionen gemacht und damit der Stadt Schwung verliehen“, untertrich Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny.
„Marianne Kohn ist eine herausragende Persönlichkeit mit eigenem Lebensstil und eigener Meinung. Sie ist unangepasst
und schert sich nicht darum, was andere von ihr denken“, betonte Herr Hermes aus Willkommen Österreich in
seiner überaus launigen Laudatio auf Wiens „Königin der Nacht“.
„Michael Satke schuf mit der Reiss-Bar einen neuen Typus von Lokal und löste damit einen Wiener Beisl-Boom
aus. Ebenso mit dem Roten Engel, ein Stück begehbarer Stadt. Michael Satke ist eine Plätze-Eröffner,
eine Animator, ein Stimmungsmacher, der es nicht lassen kann, unsere Stadt schöner zu machen“, so Falter-Herausgeber
Armin Thunher.
Marianne Kohn bedankte sich bei allen, die um „diese sehr frühe Zeit“ ins Rathaus gekommen waren und lud anschließend
die Gratulanten in die Loos Bar ein.
Für Wien brauche man eine genussvolle Leidensfähigkeit, so Michael Satke in seinen Dankesworten: „Wer
jedoch in dieser Stadt überlebt, kann in jeder anderen Stadt auch erfolgreich sein. Wien ist aufregend und
die beste Stadt der Welt“.
Marianne Kohn
Marianne Kohn, laut der deutschen Tageszeitung „Die Welt“ die „Königin der Nacht“ und „wohl bekannteste
Barfrau Wiens“, wurde 1945 in Wien geboren. Nach abgebrochener Schullaufbahn wurde sie in der Berufsschule zur
Filmcutterin ausgebildet. 1961, das heißt mit 16 Jahren, ging sie nach Rom, wo sie in Cinecittà unter
anderem für Pier Paolo Pasolini und Federico Fellini arbeitete.
1969 kehrte Kohn nach Wien zurück und begann als Kellnerin in der Gastro¬nomie zu arbeiten. Ihren ersten
Barjob nahm sie erst 1979 im Lokal „Schoko“ an. In den 1980er Jahren war sie in der Wiener Party-und Clubbing-Szene
allgegenwärtig. Von 1983 bis 1987 leitete sie schließlich den legendären Wiener Klub „U4“, danach
das „Café Europa“. Einige Jahre lang organisierte sie Clubbings und Musikevents von der „Soul Seduction“
bis zum Technischen Museum mit großem Engagement.
Seit 1995 leitet Marianne Kohn die 1908 von Adolf Loos gestaltete American Bar in der Wie¬ner Innenstadt, die
heute als „Loos-Bar“ bekannt ist, als Geschäftsführerin. Zu ihren Gästen zählen auch Weltstars
wie Quentin Tarantino; 2012 diente die Bar als Setting für eine neue Kampagne von „Gucci“, einer für
moderne Lederwaren, Kleidung und Accessoires bekannte italienische Luxusmarke.
Michael Satke
Michael Satke wurde 1943 in Wien geboren und wuchs in der Leopold¬stadt auf. Nach der Matura studierte
er Rechtswissenschaften an der Universität Wien, brach jedoch das Studium nach der ersten Staatsprüfung
ab. Von 1962 bis 1964 lebte er in Lon¬don, studierte Englisch und besuchte die London Fashion Design School.
Nach seiner Rück¬kehr besuchte er die Modeklasse von Gertrud Höchsmann (1902-1990) an der Akademie
für angewandte Kunst in Wien, anschließend absolvierte er drei Semester an der Hochschule für Welthandel
mit Schwerpunkt Werbung und Verkauf.
1977 gründete er in Wien mit der “Reiss-Bar“ die erste Champagnerbar der Welt; das Design stammte von Coop
Himmelblau wie auch jenes des 1981 eröffneten Musiklokals “Roter Engel“. Satke zählt zu den Mitbegründern
des legendären “Bermudadreiecks“ in der Wiener Innenstadt und somit zu den Pionieren des Wiener Beisel-Booms
ab den späten 1970er Jah¬ren. 1984 folgte Bar und Ausstellungsraum “Wildes Zimmer“, 1985 das “Café
Billard“ sowie 1994 die American Bar “First Floor“ und das kubanische Lokal “Ron & Soda“.
Gemeinsam mit Gert Winkler und Günther Lebisch gründete der Gastronom 1979 das Life¬style-Magazin
“Wiener". Das Projekt scheiterte jedoch schon nach wenigen Ausgaben an der Finanzierung und wurde 1980 – diesmal
ohne Satke – neu gestartet.
Daneben trat Michael Satke auch als Veranstalter auf, etwa 1982 von “Carneval in Venedig“, der ersten Street Party
Wiens. 1986, 1987 und 1988 veranstaltete er den“Champagnerball“ im Wiener Konzerthaus. Er lieferte ebenso das Konzept
für die Open Air Festivals “Summer in the City“ (1996) und „Hongkong meets Vienna“ (1997) am Franz Josefs-Kai
oder Projekte für die Gestaltung der Marienbrücke bzw. des Schwedenplatz-Bereichs (Brückenprojekt
“Trialto“, 2005/2008).
|