Graz/Salzburg (universität) - Der Molekularbiologe Wolfgang Gruber von der Universität Salzburg wurde
am 12.09. in Graz mit dem Dissertationspreis der Österreichischen Gesellschaft für Molekulare Biowissenschaften
und Biotechnologie (ÖGMBT) ausgezeichnet. Der Preis wurde Gruber für seine Entdeckung eines potentiell
neuen Krebsmedikaments verliehen. Gruber hat in seiner Dissertation eine Möglichkeit aufgezeigt, die extrem
gefährlichen Krebsstammzellen zu eliminieren. Krebsstammzellen sind gegen Chemotherapien resistent. Der ÖGMBT
Dissertationspreis 2016 mit Anwendungspotenzial ist mit 1000 Euro dotiert und geht erstmals an die Universität
Salzburg.
Krebsstammzellen gelten als die gefährlichsten Zellen in einem Tumor. Sie machen zahlenmäßig nur
einen sehr kleinen Teil des Tumorgewebes aus, aber sind quasi die Wurzel des Krebsübels. Aus ihnen geht nicht
nur der Tumor hervor, sondern sie sorgen auch ständig für Nachschub an Krebszellen und erhalten so den
Tumor am Leben. Ihre Abkömmlinge sind es vermutlich auch, die den Tumor verlassen und an anderer Stelle im
Körper die gefürchteten Metastasen bilden. Da die Krebsstammzellen gegen die herkömmlichen Chemotherapien
und Strahlentherapien unempfindlich sind, suchen Forscher nach neuen Ansätzen sie zu bekämpfen. „Die
Krebsstammzellen wurden als erstes in Leukämien entdeckt. Da konnte man sehr genau zeigen, dass eine einzelne
Krebsstammzelle einen ganzen Tumor initiieren kann. Inzwischen ist das Konzept der Krebsstammzellen weitgehend
anerkannt“, sagt der Molekularbiologe Wolfgang Gruber aus der Arbeitsgruppe des Krebsstammzellforschers Professor
Fritz Aberger von der Universität Salzburg.
Wie der Name sagt sind Krebsstammzellen ähnlich wie natürliche Stammzellen. Sie können sich unendlich
teilen und Gewebe erneuern. Für diese Eigenschaften müssen bestimmte Signalwege in den Zellen aktiv sein.
Über Signalwege leitet die Zelle Signale von außen in den Zellkern, wo bestimmte Faktoren aktiviert
werden. Von zentraler Bedeutung bei den Krebsstammzellen ist der sogenannte „Hedgehog“ Signalweg.
Wolfgang Gruber hat entdeckt, dass in dem Hedgehog Signalweg ein bestimmtes Protein (DYRK1B) eine Schlüsselrolle
spielt. Gemeinsam mit dem deutschen Biotechnologieunternehmen 4SC konnte Gruber in seiner Dissertation zeigen,
dass durch die Blockierung des Proteins DYRK1B der Hedgehog Signalweg abgeschaltet, die Krebsstammzellen attackiert
und das Tumorwachstum gestoppt werden kann. „Damit könnte man in Zukunft den Krebs an der Wurzel packen. Krebsstammzellen
anzugreifen, ist ein vielversprechender Therapieansatz.“
Die Forschungen wurden in Zellkultur durchgeführt und im Mausmodell bestätigt. Um das Konzept therapeutisch
anzuwenden, sind klinische Studien mit Patienten geplant.
Die Universität Salzburg (in der Person von Fritz Aberger und Wolfgang Gruber) und das deutsche Biotechnologieunternehmen
4SC haben ein Patent auf die Hemmung des DYRK1B Proteins angemeldet.
Dass er für seine Arbeit nun mit dem ÖGMBT Dissertationspreis 2016 mit Anwendungspotenzial (gesponsert
von der Firma THP Medical Products) ausgezeichnet wird, ist für Gruber eine Überraschung. „Ich freue
mich natürlich sehr und empfinde es als eine große Wertschätzung für einen langen Prozess.
Bisher waren die Preisträger fast immer in Wien. Dass der Preis jetzt erstmals an die Uni Salzburg geht, ist
eine besondere Freude.“
Wolfgang Gruber, Jahrgang1986, ist gebürtiger Salzburger. Er ist in der Stadt Salzburg aufgewachsen, hat
an der Universität Salzburg Molekulare Biologie studiert und hier promoviert. Seit 2013 ist er an der Universität
Salzburg als „Senior Scientist“ angestellt.
Seine Dissertation war eingebettet in das Cancer Cluster Salzburg (CCS), ein interdisziplinäres Netzwerk von
Krebsforschern, das 2015 von Professor Richard Greil und Professor Fritz Aberger gegründet wurde. Krebsforschung
ist auch Teil der Wissenschafts- und Innovationsstrategie 2025 des Landes Salzburg. Krebsforschung wird ein Schwerpunkt
im neuen Studium Medical Biology an der Universität Salzburg sein.
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