Wien (öw) - Die Weinwirtschaft hat eine nicht unerhebliche Bedeutung für die Volkswirtschaft Österreichs.
Um den oft unterschätzten Beitrag dieser Branche zur österreichischen Gesamtwirtschaft zu erheben, wurde
von der Österreich Wein Marketing (ÖWM) eine wissenschaftliche Untersuchung beim Institut für Höhere
Studien (IHS) in Auftrag gegeben. Mithilfe der vom IHS entwickelten Multiregionalen Input-Output-Analyse wurde
die „Ökonomische Bedeutung der Weinwirtschaft für Österreich“ in Bezug auf Wertschöpfung, Arbeitsplätze
und Steuereinnahmen abgeschätzt und quantifiziert.
3,6 Mrd. Euro Bruttowertschöpfung 2014 trotz kleiner Ernte
Auch wenn die rein agrarische Produktion von Wein gegenüber dem Vergleichsjahr 2004 aufgrund einer Serie
unterdurchschnittlicher Ernten seit 2010 wenig Dynamik zeigt, sind die gesamtwirtschaftlichen Effekte der steilen
Karriere des Weins in Österreich durchaus bemerkenswert. Unter Berücksichtigung direkter Effekte (Wirkungen,
die z.B. unmittelbar bei den Weinherstellern entstehen) und indirekter Effekte (Erfassung der Vorleistungskette)
und induzierter Wirkungen (z.B. Investitionen oder Konsum der Beschäftigten) generierte der Wein in unserem
Land im Jahr 2014 eine Bruttowertschöpfung von rund 3,6 Milliarden Euro. Das entspricht 1,23% der österreichischen
Gesamtwertschöpfung.
Gewinner: Fiskus, Gastronomie und Handel
Neben der Weinproduktion in Österreich (agrarische Weinproduktion sowie Herstellung von Traubenwein) entstehen
die stärksten positiven Effekte in den Bereichen Handel, Gastgewerbe und Tourismus. Daher ist es nicht verwunderlich,
dass 40% der Wertschöpfung und 35% der Beschäftigung der mit Wein zusammenhängenden Wirtschaft außerhalb
der vier Weinbundesländer liegen. Insgesamt wurden 2014 mehr als 75.000 Arbeitsplätze durch die Weinwirtschaft
gesichert, was 1,6% der österreichischen Beschäftigten ausmachte. Auch der Fiskus konnte sich die Hände
reiben: Selbst nach Abzug diverser Subventionen, die 2014 in Summe immerhin 230,6 Millionen Euro ausmachten, flossen
konsolidiert mehr als eine Milliarde Euro an Steuern und Abgaben an die öffentliche Hand zurück. Hauptnutznießer
dabei war der Bund mit 528,7 Mio. Euro, gefolgt von der Sozialversicherung mit 354,7 Mio. Euro, den Ländern
mit 170,6 Mio. Euro und den Gemeinden mit 128,1 Mio. Euro. Aber auch sonstige Sozialabgaben (54,3 Mio. Euro für
Familienlastenausgleichsfond, Katastrophenfonds und Finanzierung der Krankenanstalten) schlagen wie sonstige Produktionsabgaben
(mit 47 Mio. Euro) zu Buche.
Durchschnittsverdienst in der agrarischen Weinproduktion deutlich gestiegen
Aufgrund fehlender wesentlicher Vergleichswerte aus dem Vergleichsjahr 2004 ist die Studie nur bedingt für
eine Analyse der Entwicklung der Weinwirtschaft im letzten Jahrzehnt aussagekräftig. „Immerhin lässt
sich eindeutig dokumentieren, dass der Durchschnittsverdienst in der agrarischen Weinproduktion deutlich gestiegen
ist, während der Anteil der Subventionen an der Wertschöpfung deutlich zurückgeht. Dies ist sicherlich
auf die positive Entwicklung der qualitätsorientierten Betriebe und deren Unterstützung durch die Österreich
Wein Marketing zurückzuführen“, zeigt sich Weinbaupräsident und ÖWM Aufsichtsratsvorsitzender
Johannes Schmuckenschlager überzeugt.
ÖWM fordert Rücknahme der Budgetstreichung des Bundesbeitrags
In der IHS-Studie werden neben der gesamtösterreichischen Sicht auch die wichtigsten Effekte für
die vier Weinbau treibenden Bundesländer Niederösterreich, Burgenland, Steiermark und Wien gesondert
ausgewiesen. Damit kann die Effizienz der von den Ländern gemäß des Syndikatsvertrags jährlich
an die ÖWM geleisteten Unterstützungen klar belegt werden. Angesichts der überraschend hohen Steuer-
und Abgabenleistung des Sektors Weinwirtschaft erscheint die seit 2015 wirksame völlige Streichung des Bundesbeitrags
zur Finanzierung der Österreich Wein Marketing GmbH als nicht nachvollziehbar. „Ich wünsche mir, dass
der Bund die eindeutigen Ergebnisse dieser wichtigen Studie richtig deutet und die Weinwirtschaft wie die hier
vorbildlich agierenden Weinbauländer wieder stärker unterstützt. Die Abschaffung der völlig
kontraproduktiven Sektsteuer und die Rücknahme der letzten Kürzung des ÖWM Beitrags auf null sind
oberste Priorität, wenn die Erfolgsgeschichte unserer Weinwirtschaft weitergehen soll“, fordert ÖWM Geschäftsführer
Willi Klinger als Auftraggeber der vorliegenden Studie.
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